Aschenkreuz und Fastentuch: Symbole der Fastenzeit

Mit dem Aschermittwoch beginnt die kirchliche Fastenzeit. Er ist somit der erste Tag der österlichen Bußzeit und nicht der letzte des Faschings. Symbole der Fastenzeit sind Aschenkreuz und Fastentuch.

In der Einführung in das römische Messbuch heißt es: „Am Aschermittwoch, der überall als Fastentag zu halten ist, wird das Aschenkreuz erteilt.“ Ein opulenter Heringsschmaus verträgt sich also eigentlich nur schwer damit. Das Zitat aus dem Messbuch weist aber auch auf einen weiteren Brauch dieses Tages hin, den Aschenritus. In der Antike war die Asche allerdings nicht nur Zeichen der Vergänglichkeit, sondern auch ein Waschmittel und Grundlage für die Seifenherstellung. So ist die Asche gleichzeitig Symbol der Trauer und der Reinigung.

Asche als Symbol für Reinigung

Im Mittelalter wurden am Aschermittwoch die öffentlichen Büßer mit einem Bußgewand bekleidet und mit Asche bestreut. Danach wurden sie - in Erinnerung an die biblische Vertreibung aus dem Paradies - aus dem Gotteshaus gewiesen. Besonders in Gallien war dieser Brauch verbreitet.

Asche für Aschenkreuze

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Mit der Asche aus den verbrannten Palmzweigen des vergangenen Jahres werden die traditionellen Aschenkreuze gemacht

Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 schrieb Papst Urban II. den Aschenritus für alle Gläubigen vor. Männern wurde solche auf das Haupt gestreut, Frauen zeichnete man ein Aschenkreuz auf die Stirn. Seit dem 11. Jahrhundert findet sich ein eigenes Gebet für die Aschensegnung. Der Brauch, die Asche aus den verbrannten Palmzweigen des vergangenen Jahres zu gewinnen, entstand im zwölften Jahrhundert.

„Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder „Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium“ lauten die Sätze aus dem Messbuch, die der Priester beim Auflegen des Aschenkreuzes am Aschermittwoch spricht.

Fastentücher zur Einstimmung

Violette Tücher dominieren während der Fastenzeit den Altarraum in den Kirchen: Die Altarverhüllung durch das velum templi (in Bezug auf das Tuch im Tempel) ist bereits seit mehr als tausend Jahren nachweisbar. Zum ersten Mal wird ein „gestickter Vorhang“ 895 in der Lebensbeschreibung des Abtes Hartmond von St. Gallen erwähnt. Die Tradition geht auf den jüdischen Tempelvorhang zurück, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird. Ursprünglicher Zweck war die Verhüllung, gleichsam ein „Fasten der Augen“.

Die Gründe für die Entstehung der Hungertücher, wie sie im deutschen Sprachraum bezeichnet werden, sind nicht eindeutig festzumachen. Vermutlich geht ihr Ursprung auf die Bußdisziplin der frühen Kirche zurück; zur körperlichen Buße des Fastens trat eine seelische. Das Fastentuch kann während der gesamten Fastenzeit von Aschermittwoch bis Karsamstag im Chor hängen (daher lat. velum quadragesimale, „Tuch der 40 Tage“). In manchen Kirchen hängt es nicht während der ganzen Fastenzeit, sondern nur in den letzten ein oder zwei Wochen vor Ostern.

Fastentuch im Gurker Dom

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Fastentuch im Gurker Dom

Die anfangs schlichten Tücher wurden im Laufe der Zeit immer prächtiger verziert. Etwa im 15. Jahrhundert setzte sich ein Typ durch, bei dem auf Bildfeldern, wie auf einer Bildergalerie die Heilsgeschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Letzten Gericht dargestellt wird. Im 17. und 18. Jahrhundert wird auf den Fastentüchern auch die Passionsgeschichte in Medaillons um die Kreuzigungsszene dargestellt. Bis zum Ende der Gotik wurde das Allerheiligste in Sakramentsnischen oder Sakramentshäuschen aufbewahrt und die Flügelaltäre während der Fastenzeit geschlossen.

Mehr als die Hälfte der österreichweit erhaltenen Fastentücher befindet sich in Kärntner Pfarren. Das älteste Fastentuch stammt aus dem Jahr 1458, befindet sich im Dom zu Gurk und ist auch das größte in Österreich. Vor allem in Kärnten hat sich mit rund 40 Tüchern eine besondere Tradition und Vielfalt erhalten. Bedeutende Fastentücher sind neben dem Gurker auch jene von Haimburg (1504), Reichenfels (um 1520, in Bad St. Leonhard befindlich), Steuerberg (um 1530, Diözesanmuseum) und Millstatt (1593).

Fasten der Augen und der Ohren

Neben dem „Fasten des Auges“ gibt es in der katholischen Kirche auch ein „Fasten der Ohren“. Während der gesamten Fastenzeit entfallen das „Gloria“ und das „Halleluja“ während der Messe und die Orgel und Kirchenglocken schweigen. Auch heute noch rufen in der Karwoche hölzerne Klopfinstrumente, die Ratschen, zum Gottesdienst. Um dem Messopfer während der Fastenzeit folgen zu können, wurden Klingelsignale eingeführt. Daher stammen auch die heutigen Glockensignale der Ministranten.

Mit dem 1. Fastensonntag beginnt die 40-tägige Bußzeit als Vorbereitung auf Ostern, das höchste Fest im Kirchenjahr. Im zweiten Jahrhundert noch auf ein zweitägiges Trauerfasten beschränkt, war es bereits im vierten Jahrhundert fester Brauch, sich 40 Tage auf das Hochfest von Ostern vorzubereiten. Dieses Zeitmaß leitet sich von der Bibel ab, vor allem von der 40-tägigen Zeit des Betens und Fastens, die Jesus Christus nach der Taufe im Jordan in der Wüste auf sich nahm. Weil früher an Sonntagen nicht gefastet wurde, werden diese auch heute nicht bei der Zählung der 40 Tage berücksichtigt.

religion.ORF.at/APA/KAP