Kardinal König: In der Gewissheit, dass es gut ist

Als ehrlicher Zuhörer im Einsatz für gegenseitiges Verständnis bleibt der vor zehn Jahren, am 13. März 2004, verstorbene Kardinal Franz König vielen in Erinnerung. Er war bekannt für sein gelassenes und positives Herangehen an die Dinge.

Oft wird er als Brückenbauer bezeichnet, der Kontakte nicht nur zu den eigenen „Schäfchen“ knüpfte, indem er auch die zu erreichen versuchte, die sich von der katholischen Kirche entfernt hatten. Kardinal König suchte ebenso den Kontakt zu anderen christlichen Konfessionen wie zu anderen Religionen sowie zu Wissenschaft, Kunst und Politik. Toleranz und echtes Interesse am Anderen kennzeichneten sein Leben und Wirken.

Der „Zukunftskardinal“

„Seine Persönlichkeit hat die österreichische Kirche und die Weltkirche maßgeblich geprägt und vom 20. ins 21. Jahrhundert geführt“, sagt der Theologe und ehemaliger Sekretär Kardinal Königs, Walter Kirchschläger. Und er meint im ORF Fernseh-Religionsmagazin „Orientierung“, Papst Franziskus schließe an den Kurs des fast 30 Jahre lang als Erzbischof von Wien amtierenden Franz König an.

Kardinal Franz König im Jahr 2000 neben der "Kardinal-König-Medaille"

APA/Guenter Artinger

Kardinal Franz König im Jahr 2000 neben der „Kardinal-König-Medaille“

Der am 3. August 1905 in eine Bauernfamilie im niederösterreichischen Pielachtal geborene König habe in der Schule kein Lieblingsfach gehabt, weil er als Kind an allem interessiert gewesen sei, erzählt Annemarie Fenzl, Leiterin des Kardinal-König-Archivs und langjährige Büroleiterin des Kardinals im Ö1-Religionsmagazin „Praxis“.

Später studierte er Theologie und Philosophie in Wien und Rom. 1933 erfolgte dort die Priesterweihe. König interessierte sich immer auch für andere Religionen, studierte Religionswissenschaft und wurde zum Experten für altpersische Religionen.

Antworten auf die Fragen des Lebens

„Religion ist eine Frage, die jeden Menschen beschäftigt: Woher komme ich, wohin gehe ich, welchen Sinn hat mein Leben?, Welchen Sinn hat das Leid? Welchen Sinn hat schließlich mein eigener Tod und das Sterben“? Und natürlich die Frage nach dem großen Geheimnis: wohin der Mensch nach dem Tod geht, sagte der Kardinal einmal in einem „Orientierung“-Interview.

König war eigenen Angaben zufolge ein glücklicher Mensch, weil er auf eben diese wirklich großen Fragen des Lebens eine Antwort gefunden habe, wie er in der Radiosendung „Praxis“ sagte. Für ihn lag die Antwort in dem Bewusstsein, dass er zwar nicht wisse, woher er komme und wohin er gehe, doch in der Gewissheit, dass das irdische Leben gut sei, erklärt Fenzl in der „Orientierung“.

Kardinal Franz König mit gesenktem Blick

APA/Roland Schlager

Kardinal König 2004

Er habe nach dem Prinzip gelebt, nicht ewig hier zu sein, und daher jeden Augenblick als kostbar zu empfinden. Der wichtigste Augenblick sei jetzt und der wichtigste Mensch sei der, der gegenüber sitze, so Fenzl über König. Sie beschreibt ihn als tief im Boden verwurzelten Baum, den kein Sturm erschüttern konnte. „Wir sind hier nur Gäste, wir sind Wanderer“, habe König immer gesagt.

Keine Angst vor der Welt

Als Konzilsvater für das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) arbeitete er an einer Öffnung der Kirche mit, die sich seiner Ansicht nach den Fragen und Problemen der Gegenwart nicht verschließen sollte. Der Konzilspapst Johannes XXIII. und Kardinal König seien befreundet gewesen und hätten eine tiefe innere Verbindung gehabt, erzählt Fenzl weiter. Auch sie zieht eine Linie von Johannes XXIII. über Kardinal König zu Papst Franziskus: Sie alle hätten keine Angst vor der Welt gehabt, sagt sie, und das sei nur möglich, weil sie einen ganz festen Glauben gehabt hätten.

Unter Königs Schirmherrschaft fiel auch die Gründung des Katholischen Familienverbands Österreich (KFÖ) 1953, 1964 gründete er die ökumenische Stiftung Pro Oriente. Die Verbesserung der Beziehungen zu anderen Konfessionen wie etwa der Orthodoxie und nichtchristlichen Religionen, aber auch das Verhältnis zwischen Politik und Kirche war ihm ein Anliegen. So trug er nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich dazu bei, die Verstrickung der Kirche in die Politik aufzulösen. Die Arbeit an der Versöhnung der Kirche mit der Sozialdemokratie brachte ihm die Bezeichnung „roter Kardinal“ ein.

König war Präsident der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi sowie ein Vordenker der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, die 1990 in Salzburg gegründet wurde. Außerdem hatte er von 1965 bis 1981 den Vorsitz des Päpstlichen Sekretariats für die Nichtglaubenden im Vatikan inne.

Nina Goldmann/religion.ORF.at

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