Medienexperte: Hype um Franziskus kann schnell kippen

Der Medienhype rund um „Wohlfühlpapst“ Franziskus ist aus Expertensicht mit hohen Reformerwartungen verbunden, und er könnte bei Enttäuschung auch rasch kippen.

„Papst Franziskus bietet den Medien den Stoff, den sie verstehen und den sie brauchen: einen sympathischen Prominenten an der Spitze der katholischen Kirche“, schreibt der Journalist und Mitarbeiter an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Christian Klenk, in der Ende März erscheinenden Ausgabe der Münchner Zeitschrift für Medienethik „Communicatio Socialis“.

„Noch kommt der Wohlfühlpapst an. Auf Dauer wird man ihn an seiner kirchenpolitischen Linie messen“, so Klenk weiter. Bliebe die Lehre dieselbe wie bei seinen Vorgängern, könnte die Stimmung in säkularen Medien binnen kürzester Zeit kippen.

Viel Aufmerksamkeit und Wohlwollen

Der Papst sei der größte Nachrichtenfaktor der katholischen Kirche, und in seinem ersten Amtsjahr seien ihm medial viel Aufmerksamkeit und Wohlwollen geschenkt worden, schreibt Klenk. Allein das weltweit auflagenstärkste Wochenmagazin, das New Yorker „Time Magazin“, habe den Papst dreimal auf seine Titelseite gehoben. Das reichweitenstärkste Wochenmagazin in Deutschland, der „Spiegel“, widmete Franziskus zwei Titelgeschichten.

Website http://www.rollingstone.com/

www.rollingstone.com

Auch auf das Cover des „Rolling Stone“ schaffte es der Papst

In der deutschen Tagespresse halte die Berichterstattung auf kontinuierlich hohem Niveau an, so Klenk. Zudem war in der Online-Berichterstattung Papst Franziskus im vergangenen Jahr laut einer aktuellen Studie auf Platz vier der Menschen des gesellschaftspolitischen Lebens, über die am meisten berichtet wurde. Noch mehr Interesse fanden nur US-Präsident Barack Obama, der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela und Syriens Präsident Baschar al-Assad.

Papst unter Top-Themen

Auch in den Nachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat1 war der Papst ein großes Thema, schreibt Klenk unter Berufung auf die aktuelle Ausgabe von „Media Perspektiven“. Mit dem Papst-Rücktritt, dem Konklave und dem Weltjugendtag waren gleich drei Papstthemen unter den Top-Ten-Nachrichten eines Monats. Insgesamt berichteten Hauptnachrichtensendungen im vergangenen Jahr 17 Stunden über Kirchliches.

Damit lag aber zumindest im Fernsehen das vergangene Jahr hinter dem Jahr 2005. Damals erhoben die Statistiker knapp 29 Stunden Sendezeit in den Nachrichtensendungen für Religion- und Kirchenthemen. 24,5 Stunden davon entfielen auf die drei wichtigsten Papst-Ereignisse des Jahres: Den Tod von Papst Johannes Paul II., die Wahl des deutschen Papstes Benedikt XVI., und der Weltjugendtag im Sommer in Köln.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu:

Link: