Fatwa und Verbote: Hollywood-Film „Noah“ polarisiert

In Hollywood boomen derzeit Filme, die sich biblischen Stoffen widmen. Einer, der bereits im Vorfeld stark polarisierte, ist „Noah“ von Darren Aronofsky, wie eine Fatwa und Verbote in diversen islamischen Ländern zeigen.

Aber auch bei christlichen Gruppierungen in den USA eckt der Streifen an. „In Anlehnung an die biblische Geschichte der Rettung der Menschheit durch die Arche Noah entstand ein Action-Epos, das spannender, moderner und mitreißender nicht sein könnte“: Mit diesen Worten wirbt „Paramount Pictures“ für seine jüngste Bibelverfilmung „Noah“, die am 4. April, eine Woche nach dem US-Start, in den österreichischen Kinos anläuft. Hollywood-Star Russell Crowe - in Streifen wie „Gladiator“ und „Robin Hood“ erprobt als Action-Held und zuletzt in „Winter’s Tale“ zu sehen - spielt die Titelrolle, Jennifer Connelly seine Frau Naameh, Anthony Hopkins seinen Großvater Methuselah/Methusalem.

Biblische Geschichte im Hollywood-Style

Inhaltlich schmückt Regisseur und Drehbuch-Koautor Aronofsky („Black Swan“, „The Wrestler“) die biblische Vorlage der Kapitel 5 bis 10 des Buches Exodus aus: Noah erscheint als ehemaliger Krieger, der angesichts einer lebensfeindlichen Umwelt voller Gewalt und Tyrannei Frieden für sich und die Seinen sucht. Nachts wird dieser einzige aufrichtige Mann unter Mördern von Visionen einer großen Flut heimgesucht, die der Welt und ihrem gottlosen Treiben ein Ende setzen soll.

Szene aus dem Bibelfilm "Noah"

Paramount Pictures

Szene aus „Noah“

Gemäß dem Auftrag Gottes baut Noah eine riesige Arche, die das Überleben von Menschheit und Tierwelt sichern soll. Gedreht wurde in Mexiko, in den USA und Island, neben beeindruckenden Landschaftsaufnahmen prägen jedoch vor allem computeranimierte Tierwelten und Weltuntergangsszenarien den Film.

Kritik christlicher Gruppierungen

Aronofsky, schon seit früher Kindheit von Noah fasziniert, betrachtet ihn laut eigener Aussage als einen „düsteren, komplexen Menschen“, der echte Überlebensschuldgefühle verspüre. Der Kritik christlicher Gruppierungen in den USA, die recht freie Interpretation des Stoffes mache aus biblischem Stoff seichte Massenunterhaltung, begegnete Aronofsky jüngst bei der Europapremiere in Berlin: „Erstens ist ‚Noah‘ kein Action-Film, und zweitens glaube ich, dass alle Skeptiker anderer Meinung sein werden, wenn sie den Film erst einmal gesehen haben.“

Paramount ließ dem Film eine textliche Ergänzung hinzufügen, wonach der Film „durch die Geschichte von Noah inspiriert“ sei. Trotz mancher künstlerischer Freiheiten entspreche der Film im Kern jener Geschichte, die einen Grundpfeiler des Glaubens für Millionen von Menschen weltweit bilde.

Verbote und Fatwa

In mehreren islamischen Ländern wurde die Aufführung des Filmes von den Zensurbehörden dennoch untersagt, da er den Lehren des Islams widerspreche, indem er „heilige Personen abbildet“. Die Al-Ashar-Universität in Kairo, die als höchste religiöse Autorität der Sunniten gilt, erteilte eine entsprechende Fatwa.

Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten den Streifen noch vor der Premiere verboten. Grund ist die im Islam verbotene bildliche Darstellung von Propheten. Der Islam „teilt“ mit dem Christentum insgesamt 21 in der Bibel erwähnte Persönlichkeiten als Propheten, darunter Noah (arab. „Nuh“). Nicht alle davon werden auch in der Bibel als Propheten bezeichnet, so etwa die biblischen Stammväter Isaak („Ishak“) und Jakob („Jakub“). Auch Jesus („Isa“) gilt im Islam als Prophet (nabi). Zusätzlich kennt der Koran vier weitere Propheten: Schuaib, Salih, Hud und natürlich Mohammed.

Boom bei Bibelfilmen

Regisseur Aronofsky hatte die Rolle des Noah ursprünglich Christian Bale („Batman“) angeboten, der jedoch wegen seiner Rolle des Moses in Ridley Scotts Filmversion der Exodus-Erzählung absagte.

Für das Kinojahr 2014 ortet das katholische deutsche Fachmedium „Film-Dienst“ in seiner jüngsten Ausgabe 2014/6 eine Renaissance des Bibelfilms: „Die in den letzten Jahrzehnten weitgehend in Vergessenheit geratene Gattung ist plötzlich wieder zeitgemäß.“ In der Rubrik „e-mail aus hollywood“ wird als Beispiel auch auf „Son of God“ verwiesen, die in den USA bereits Ende Februar gestartete verfilmte Lebens- und Leidensgeschichte Jesu - übrigens die erste seit Mel Gibsons „Die Passion Christi“ aus dem Jahr 2004.

„Son of God“ beruhe auf einer erfolgreichen Miniserie des History Channels, auch andere Bibelstoffe seien zuletzt im US-Fernsehen und in Sondervorführungen ländlicher und Vorstadtkinos zu sehen gewesen, berichtete der „Film-Dienst“: „Wen wundert es da noch, dass die wieder erstarkende MGM einen neuen ‚Ben Hur‘ in Planung hat?“

religion.ORF.at/KAP

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