Islamunterricht: Neue Lehrbücher für „Heimatgefühl“

Neue Lehrbücher sollen den islamischen Religionsunterricht an österreichischen Volksschulen künftig zeitgemäß und „europäisch“ vermitteln. Weitere Bände für die AHS-Unterstufe bzw. Neue Mittelschule sind in Arbeit.

„Wir wollen, dass unsere Jugendlichen in Österreich ein Heimatgefühl haben“, sagte der Präsident der Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Fuat Sanac, am Mittwoch bei der Präsentation des neuen Volksschullehrbuchs. „Islamstunde“ nennen sich die Lehrbücher, die im Wiener VERITAS Bildungsverlag erschienen sind.

„Wir haben uns jahrelang bemüht, diese Bücher zustande zu bringen“, sagte Sanac, der selbst in den Prozess eingebunden war. Vor Jahren hatte es heftige Kritik an den derzeit eingesetzten Werken gegeben, die als teils martialisch, teils als wenig auf europäischen Werten orientiert eingestuft wurden. Die nun erschienenen Bücher orientieren sich am ebenfalls neu erarbeiteten Lehrplan.

Einbettung in Alltag und Brauchtum

Kennzeichnend für die neuen Bücher sei einerseits die Bezugnahme auf gesicherte und anerkannte Quellen des Islam und andererseits die Einbettung in die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, betonten die Verantwortlichen. So lernt man etwa, wie Koran-Suren auf den Alltag angewendet werden können. Amena Shakir, Projektleiterin der IGGiÖ, betonte zudem, dass der Islamunterricht auch erstmals in einer kindgerechten Sprache vermittelt wird. Zudem würden etliche Situationen in österreichischen Landschaften angesiedelt sein, auch Brauchtum werde vermittelt.

Das Buchcover des neuen Islam-Lehrbuchs

APA/Roland Schlager

Die neuen Islam-Lehrbücher

Der Pädagoge Karl Klement strich zudem hervor, dass man für den „kompetenzorientierten“ Unterricht ein völlig neues didaktisches Modell erarbeitet habe, das auch von unabhängigen Experten als innovativ und einzigartig bezeichnet worden sei. Die Begleit-CDs zu den vier Bänden beinhalten nicht nur Rezitationen des Korans und Geschichten, sondern auch einen Rap-Song, der die Aspekte des Ramadans thematisiert. Auch Handbücher für Lehrer stehen auf der Verlagswebsite zur Verfügung.

Toleranz vermitteln

Aber auch Toleranz gegenüber anderen Religionen soll in den neuen Schulbüchern vermittelt werden. Die Frage solle lauten: „Wie kann ich eine eigene Identität entwickeln, ohne das Andere negativ zu bewerten?“ Auch VERITAS-Geschäftsführer Manfred Meraner freute sich über das Projekt. „Wir haben bisher immer nur katholische Bücher gemacht“, betonte auch er, sich damit auf neuem Terrain zu bewegen.

Sanac sieht nun alle Punkte, die der Glaubensgemeinschaft 2009 vom Unterrichtsministerium in einem Maßnahmenpaket auferlegt worden sind, erfüllt. Auch bei der Auswahl der Lehrer sei man „wählerischer“ geworden, betonte der IGGiÖ-Präsident. Er hofft nun auf die baldige Novellierung des Islam-Gesetzes, welches wichtige gesetzliche Grundlagen schafft.

religion.ORF.at/APA

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