Vandalenakte in Wiener Kirchen

In der Bundeshauptstadt ist es am Samstagnachmittag in vier Kirchen - darunter der Stephansdom - zu Vandalenakten gekommen. Ob für die Taten derselbe Täter verantwortlich ist, soll am Montag geklärt werden.

Beschädigungen in diesem Ausmaß sind laut Erzdiözese Wien bisher noch nicht vorgekommen. Ob es sich bei dem oder den Tätern um Serientäter handelt, ist derzeit unklar. Der angerichtete Gesamtschaden konnte vorerst noch nicht beziffert werden.

Auswertung der DNA-Analysen der Tatorte

Die Einvernahme eines Verdächtigen stand Montagmittag noch aus, berichtete Polizeisprecher Roman Hahslinger. Unterdessen würden die Spuren aus der Lazaristenkirche, der Pfarrkirchen Breitenfeld und Neuottakring ausgewertet. Bis das Ergebnis der DNA-Analysen vorliegt, würden aber etwa zwei Wochen vergehen.

Wegen des örtlichen und zeitlichen Zusammenhangs sowie der Vorgangsweise könnte ein 37-jähriger Mann, der am Samstag im Stephansdom auf frischer Tat ertappt worden war, auch für die anderen drei Vandalismusfälle infrage kommen. Bei drei weiteren Vorfällen in Meidlinger Kirchen passt der Modus hingegen nicht, weshalb man bei der Polizei von einem anderen Täter ausging.

Ein Verdächtiger festgenommen

Bereits am Samstag wurde der 37-Jährige der im Stephansdom um 17.15 Uhr eine Statue des Heiligen Judas Thaddäus von einem Marmorsockel gestoßen hatte, festgenommen. Der Mann wurde nach seiner polizeilichen Einvernahme auf freien Fuß gesetzt, weil nach Ansicht der Strafverfolgungsbehörden keine Haftgründe gegeben waren, welche die weitere Anhaltung des Mannes gerechtfertigt hätten. Zu diesem Zeitpunkt war der Polizei lediglich der Zwischenfall im Stephansdom bekannt.

Ein Bild der heruntergworfenen  Statue des Heiligen Judas Thaddäus im Staphansdom

APA/LPD Wien

Die heruntergeworfene Statue des Heiligen Judas Thaddäus im Stephansdom

Wie Roman Hahslinger, der Sprecher der Wiener Landespolizeidirektion, gegenüber der APA meinte, liege die Vermutung nahe, dass es sich beim 37-Jährigen um einen Serientäter handelt. Bewiesen sei aber nichts. Der Mann werde Montag erneut vorgeladen und zu den festgestellten Beschädigungen in der Lazaristenkirche in Wien-Neubau, in der Pfarrkirche Breitenfeld in Wien-Josefstadt und in der Pfarrkirche Neuottakring in Wien-Ottakring befragt werden.

Massive Beschädigungen

In Breitenfeld wurden vier Statuen umgestürzt und der Deckel des Taufbrunnens zertrümmert. In der Lazaristenkirche kamen sämtliche Statuen im Kirchenraum zu Schaden, wobei etliche völlig zerstört wurden. Auch der hölzerne Korpus eines Kruzifixes wurde heruntergerissen, dem Korpus im Anschluss die Arme abgeschlagen. Einer schweren steinernen Statue des Heiligen Vinzenz wurden die Finger abgeschlagen. „So massiv hatten wir das noch nie“, meinte der Pressesprecher der Erzdiözese, Michael Prüller, am Sonntagnachmittag gegenüber der APA. Einige Gipsstatuen seien zu Boden geschmissen und dabei unwiederbringlich zerstört worden: „Die kann man überhaupt nicht mehr herstellen“, sagte Prüller.

Der Zwischenfall im Stephansdom hatte sich vor den Augen zahlreicher Zeugen abgespielt, die den Vandalen bis zum Eintreffen der Polizei festhielten, als dieser eilenden Schrittes den Dom verlassen wollte. Nach seiner Festnahme verwies der 37-Jährige, der auf die Beamten einen verwirrten Eindruck machte, auf eine „Eingebung“, die ihn dazu bewogen habe, "gegen „die Statuen-Verehrung vorzugehen“, erklärte Polizeisprecher Hahslinger. Der Mann habe die Gläubigen außerdem als „Marionetten“ bezeichnet.

Faber: Immer wieder Sachbeschädigungen

Dompfarrer Toni Faber meinte gegenüber der APA, der Mann sei Zeugen „psychotisch verengt“ und von einer „inneren Bewegung ergriffen“ erschienen. „Er hat den Heiligen runtergerissen und die Säule zerbrochen. Er hat auch noch versucht, das Herz-Jesu-Bild zu ergreifen“, schilderte Faber. Mitarbeiter hätten das zum Glück verhindert. Einer von ihnen sei dabei leicht verletzt worden. Es habe sich „um einen Wahnsinnigen gehandelt, der sich vor dem Vorfall über seinen iPod mit religiöser Musik in Stimmung gebracht hat“, so Faber.

Dem Dompfarrer zufolge kommt es „leider immer wieder“ zu Zwischenfällen im Stephansdom. Schwere Sachbeschädigungen seien zum Glück eher selten. Der beschädigte Heilige Judas Thaddäus - er gilt laut Faber als Schutzpatron für aussichtslose Fälle - soll renoviert und nach seiner Restaurierung wieder am vorgesehenen Ort neben dem Herz-Jesu-Altar aufgestellt werden. Besonders kostbar dürfte der Heilige nicht sein, wie Faber abschließend bemerkte: „Es ist keine ungeheuer wertvolle Statue.“

APA