Syrisch-orthodoxe Kirche wählte neuen Patriarchen

Die syrisch-orthodoxe Kirche hat ein neues Oberhaupt: Der bisherige Metropolit und Patriarchalvikar für den Osten der USA, Mar Cyril Afrem Karim, folgt auf den verstorbenen Patriarchen Ignatius Zakka I. Iwas.

Der neue Patriarch wurde am Montagvormittag nach kurzer Beratung im Kloster Atchaneh - der Patriarchenresidenz im Libanon - vom Heiligen Synod zum 123. Patriarchen von Antiochien und dem ganzen Orient gewählt, berichtet die österreichische Stiftung Pro Oriente. Er wird den Namen Mar Ignatius Afrem II. Karim tragen.

Schüler von entführtem Metropoliten

Der neue Patriarch stammt aus Qamishli in der syrischen Provinz Djazira, die zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris liegt. Er studierte am Seminar in Atchaneh und in Kairo; von 1982 bis 1984 war er als Schüler des im April 2013 von Unbekannten entführten Metropoliten Mar Gregorios Johanna Ibrahim in Aleppo.

1985 wurde Afrem Karim zum Priester geweiht. Von 1989 bis 1994 absolvierte er am römisch-katholischen St. Patrick’s College im irischen Maynooth ein Zusatzstudium, ehe er am 28. Jänner 1996 von Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas in Qamishli zum Bischof geweiht wurde.

Mar Cyril Afrem Karim

SOCMNet & MSV

Mar Cyril Afrem Karim

Als Metropolit für die östlichen Staaten der USA residierte Afrem Karim in Teaneck im Bundesstaat New Jersey. Schon in jungen Jahren als Mönchspriester war der neue Patriarch mit der Stiftung Pro Oriente verbunden. So nahm er 1991 am Regionalsymposion der Stiftung im Wadi Natrun teil. Bei diesem Regionalsymposion lud Kardinal Franz König die Teilnehmer zum ökumenischen Dialog ein. Auch später als Bischof war er am „Syriac Dialogue“ beteiligt.

Verdienste um ökumenischen Dialog

Auch während seiner bischöflichen Tätigkeit in den USA war Metropolit Cyril Afrem Karim im ökumenischen Dialog sehr aktiv. Er gehörte sowohl dem Zentralkomitee als auch dem Exekutivkomitee des Weltkirchenrats an und nahm an mehreren Vollversammlungen des Weltkirchenrats (1991 in Canberra, 1998 in Harare, 2006 in Porto Alegre) teil.

In den USA engagierte sich der Metropolit im „National Council of Churches of Christ“ (NCCC), trug aber auch zur Gründung der neuen Vereinigung „Christian Churches Together in the USA“ bei. Entgegen kam dem Metropoliten dabei seine Vielsprachigkeit - er spricht neben Alt- und Neusyrisch auch Arabisch, Englisch und Französisch.

Sehr aktiv war Mar Cyril Afrem Karim aber vor allem beim Aufbau der syrisch-orthodoxen Kirche der USA, wo 150.000 der insgesamt 3,5 Millionen Mitglieder leben. Der neu gewählte Patriarch und bisherige Metropolit war Gründer von mehr als einem Dutzend neuer Pfarren und baute das neue Diözesanzentrum in Paramus. Besondere Aufmerksamkeit er der Jugendarbeit. Seine erste Sorge galt der Einrichtung eines Systems von Sonntagsschulen in allen Pfarrgemeinden, um die Schuljugend mit dem orthodoxen Glauben und den Traditionen der syrischen Kirche vertraut zu machen.

Jugendarbeit und neue liturgische Bücher

Afrem Karim begründete auch die Syriac Orthodox Archdiocesan Youth Organization (SOAYO), veranstaltete alljährliche Jugend-Exerzitien und führte eine monatliche Jugendliturgie für Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Großraum New York ein. Als sehr wirksam erwies sich auch die Einführung von Ehevorbereitungskursen, in deren Rahmen sich auch der Metropolit oft den Fragen der jungen Leute stellte.

Im liturgischen Bereich sorgte Afrem Karim für die Herausgabe neuer liturgischer Bücher, um den syrisch-orthodoxen Gläubigen in den USA die aktive Teilnahme an der Liturgie zu erleichtern. Für den Gebrauch der „getauften Christen“ gab er auch die Morgen- und Abendgebete der syrisch-orthodoxen Kirche heraus.

Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas war am vergangenen Freitag unter großen Sicherheitsvorkehrungen und in Anwesenheit zahlreicher Gäste aus der Ökumene und unzähliger Christen aus Syrien in der Patriarchengruft der Peter-Paul-Kirche in Sednaya unweit von Damaskus beigesetzt worden. Er war am 21. März in einem Krankenhaus in Kiel (D) nach langer schwerer Krankheit gestorben.

KAP

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