Studie: Asien ist religiös vielfältigste Region der Welt

Das Washingtoner Pew Research Center hat in einer neuen Studie einen „Religious Diversity Index“ vorgestellt, der die Länder der Welt nach der religiösen Vielfalt ihrer Bevölkerung reiht.

Laut der am Freitag veröffentlichten Studie ist Asien die Region der Welt mit der größten religiösen Vielfalt. Von jenen zwölf Ländern, deren religiöse Diversität das Pew Research Center als „sehr hoch“ wertet, liegt die Hälfte in der Region Asien/Pazifik. Spitzenreiter auf der Zehnpunkteskala ist Singapur mit einem Wert von 9,0. Weltweites Schlusslicht ist, wenig überraschend, der Vatikanstaat mit 0,0.

Der Bericht zur Studie weist darauf hin, dass es viele Möglichkeiten gebe, Diversität zu beurteilen, stellt aber klar, dass für den „Religion Diversity Index“ ein eher einfaches Konzept verwendet wurde, indem man schlicht die Größe von acht religiösen Bevölkerungsgruppen verglichen hat, ohne etwa ihren gesellschaftlichen Einfluss zu berücksichtigen.

Acht religiöse Gruppen untersucht

Berücksichtigt wurden also die fünf so genannten Weltreligionen Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Judentum sowie drei weitere Kategorien: religiös Ungebundene, traditionelle Religionen und kleinere Glaubensgemeinschaften. Zu letzteren zählt das Pew Research Center zum Beispiel Bahai, Zoroastrier oder Wicca-Anhänger - allerdings ohne diese Gruppen einzeln auszuweisen. Verschiedene Konfessionen innerhalb der einzelnen Religionen wurden nicht eigens bewertet.

Der Wert auf der Zehnpunkteskala ist dann besonders hoch, wenn diese acht Gruppen besonders nah beieinander liegen. Ein Wert von 0,0 bedeutet, dass die gesamte Bevölkerung des jeweiligen Landes einer der acht Gruppen angehört, während der wohl nur theoretisch erreichbare Wert von 10,0 eine völlig gleichmäßige Verteilung auf alle acht Gruppen anzeigen würde.

Betender Mann von oben

Reuters/Samsul Said

Betender Mann

Spitzenreiter Singapur erreicht seinen hohen Wert mit einer Aufteilung seiner Bevölkerung in 33,9 Prozent Buddhisten, 18,2 Prozent Christen, 16,4 Prozent Ungebundene, 14,3 Prozent Muslime, 9,7 Prozent Angehörige kleinerer Religionen, 5,2 Prozent Hindus, 2,3 Prozent Angehörige traditioneller Religionen und unter 0,1 Prozent Juden.

Österreich liegt aufgrund seiner nach wie vor mehrheitlich christlichen Bevölkerung (die Studie weist einen christlichen Bevölkerungsanteil von 80,4 Prozent für das maßgebliche Jahr 2010 aus) mit 3,8 Punkten im hinteren Mittelfeld.

Die Top-12 auf dem „Religious Diversity Index“

Das Pew Research Center attestiert zwölf Ländern einen „sehr hohen“ Wert auf seiner 10-Punkte Skala:

1. Singapur 9,0
2. Taiwan 8,2
3. Vietnam 7,7
4. Surinam 7,6
5. Guinea Bissau 7,5
5. Togo 7,5
7. Elfenbeinküste 7,4
7. Südkorea 7,4
9. China 7,3
10. Hongkong 7,2
10. Benin 7,2
12. Mosambik 7,0

Vier Gruppen religiöser Vielfalt

Generell unterscheidet die Studie anhand der Skala vier Kategorien religiöser Vielfalt: Die obersten fünf Prozent der Staaten wurden als „sehr hoch“ (7,0 Punkte und mehr, zwölf Länder) eingestuft, die nächsten 15 Prozent als „hoch“ (6,9 bis 5,3 Punkte, 28 Länder), dann wiederum die nächsten 20 Prozent als „moderat“ (3,1 bis 5,2, 58 Länder) und der Rest als „niedrig“ (3,0 und weniger, 134 Länder).

Zwar ließen die Ergebnisse nur begrenzt Rückschlüsse auf die konkreten Bevölkerungsanteile, die zu ihrer Berechnung genutzt wurden, zu, heißt es im methodologischen Teil des Berichts, dennoch seien aber einige Generalisierungen möglich.

So bedeutet ein „sehr hoher“ Wert auf dem „Religious Diversity Index“ meistens, dass die größte religiöse Gruppe nicht mehr als 50 Prozent der Gesamtbevölkerung umfasst und dass gleichzeitig zwei weitere Gruppen jeweils über 10 Prozent liegen. Ein „niedriger“ Wert lässt demnach meist auf eine einzige dominante Gruppe mit über 85 Prozent schließen.

Große Unterschiede in den Regionen

Der Studie zufolge erreicht der Asien-Pazifik-Raum auf dem Index einen Gesamtwert von 9,2. Dort bekennen sich insgesamt 25 Prozent der Bevölkerung zum Hinduismus, 24 Prozent zum Islam, 21 Prozent zu keiner spezifischen Religion, 12 Prozent zum Buddhismus, 9 Prozent zu traditionellen Religionen und 7 Prozent zum Christentum. Den zweiten Platz belegt Afrika südlich der Sahara mit dem Indexwert 5,8 und einem Schwergewicht von Christen (63 Prozent), gefolgt von Muslimen (30 Prozent) sowie Naturreligionen und nicht Zuzuordnende (je 3 Prozent).

Als „gemäßigt gemischt“ gelten Europa mit einem Gesamtwert von 4,6 Punkten auf dem Index und 75 Prozent Christen, 18 Prozent Ungebundenen und 6 Prozent Muslimen sowie Nordamerika mit 4,2 Indexpunkten und 77 Prozent Christen, 17 Prozent Muslimen und 2 Prozent Juden.

Die beiden Weltregionen mit einer niedrigen religiösen Diversität sind Lateinamerika und der Nahe Osten: In Lateinamerika und den Karibikstaaten (Indexwert: 2,1) dominieren Christen mit 90 Prozent, während Ungebundene auf 8 Prozent und traditionelle Religionen auf 2 Prozent kommen. In Nahost und Nordafrika bilden Muslime mit 93 Prozent die große Mehrheit; Christen stellen dort 4 Prozent, Juden 2 Prozent.

religion.ORF.at/KAP

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