Studie: Internetnutzung verringert Religiosität

Ein US-amerikanischer Informatiker hat in einer neuen Studie den statistischen Zusammenhang zwischen zunehmender Abkehr von religiösen Institutionen und steigender Internetnutzung untersucht.

„Internetnutzung verringert die Chance einer religiösen Zugehörigkeit.“ So simpel bringt Allen Downey, Informatik-Professor vom Olin College of Engineering in Massachusetts das Ergebnis seiner Studie gegenüber der MIT Technology Review auf den Punkt.

Downey hat das umfassende statistische Datenmaterial der General Social Survey analysiert, einer alle zwei Jahre durchgeführten soziodemografischen Erhebung in den USA. Sein Ziel war es, die Ursachen für den dramatischen Rückgang der Bindung an religiöse Institutionen in den USA zu finden. Von 1990 bis 2010, heißt es in der MIT Technology Review, habe sich die Anzahl der US-Amerikaner ohne religiöse Bindung nämlich mehr als verdoppelt.

Junge Frau sitzt allein an einer Tischreihe mit Computern

Reuters/Nir Elias

Das Internet hat laut Allen Downey fast so viel Einfluss auf die religiöse Sozialisation wie die Erziehung

Drei Hauptfaktoren

Downey identifiziert in seiner Studie drei Hauptfaktoren als Ursachen: den Rückgang bei der religiösen Erziehung, den höheren Zulauf an Universitäten und eben das Internet. Die am nächstliegende Erklärung sei der Zusammenhang mit der Erziehung, heißt es in der Studie: Wenn weniger Eltern ihre Kinder religiös erzögen, sei ein Rückgang der Bindung an religiöse Institutionen eine logische Konsequenz. Allerdings könne dies nur etwa 25 Prozent des Rückgangs der letzten beiden Jahrzehnte erklären, so die Studie.

Den Zusammenhang von universitärer Bildung und religiöser Zugehörigkeit erklärt die Studie über den weiteren Kreis an Personen mit unterschiedlichen Weltbildern, auf die ein junger Mensch an der Universität zwangsläufig stößt. Auch diese Ursache erkläre aber bei weitem nicht den gesamten Rückgang der Bindung an religiöse Organisationen: Nur fünf Prozent des Rückgangs seien darauf zurück zu führen.

Hier bringt Downey nun das Internet ins Spiel. Der Zeitraum des Siegeszugs dieses neuen Massenmediums falle genau mit dem Rückgang der religiösen Bindung zusammen, so sein Argument. Das Internet und seine neuen Kommunikationsmöglichkeiten seien für weitere 20 Prozent des Rückgangs religiös gebundener Menschen verantwortlich.

Kausalität wahrscheinlich

Eine Korrelation sei zwar noch kein Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang, heißt es in der Studie - schließlich könnten ja auch andere Phänomene sowohl für den Rückgang religiöser Bindung als auch für den Anstieg der Internetnutzung verantwortlich sein. Downey ist sich dennoch sicher. Man habe Zusammenhänge mit anderen Parametern - etwa Einkommens- oder Bildungsniveau - überprüft und bei keinem davon eine ähnliche Korrelation wie bei der Internetnutzung feststellen können, wird er in der MIT Technology Review zitiert.

Für Menschen, die in homogenen Gemeinschaften lebten, böte das Internet Möglichkeiten, Informationen über Angehöriger anderer (oder gar keiner) Religionen zu finden und mit diesen persönlich zu interagieren, erklärt Downey in seiner Studie. Auch Menschen, die an ihrer Religion zweifeln, fänden im Internet leicht Gleichgesinnte. „Umgekehrt ist es schwieriger (wenn auch nicht unmöglich), sich mögliche Ursachen dafür vorzustellen, warum ein geringerer Grad an religiöser Bindung zu mehr Internetnutzung führen sollte.“

religion.ORF.at

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