Palmsonntag eröffnete „Heilige Woche“ für Christen

Mit Palmsegnungen, Palmprozessionen und Festgottesdiensten haben Katholiken am Palmsonntag in Pfarren in ganz Österreich an den Einzug Jesu in Jerusalem vor seiner Passion erinnert und damit die Feiern zur Karwoche begonnen.

In Wien eröffnete Kardinal Christoph Schönborn die „Heilige Woche“, in der die Christen des Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu gedenken, mit der traditionellen Palmsegnung vor der Dreifaltigkeitssäule am Graben.

Jesus sei „nicht hoch zu Ross und nicht mit gewaltigem Imponiergehabe, sondern ganz demütig auf einer Eselin“ in Jerusalem eingezogen, erinnerte der Kardinal. Diese bescheidene Haltung sei ein wichtiges Zeichen für die Menschen heute. Es verweise auf die Frage, wie Menschen heute aufeinander zugingen, also „ob wir einander von oben herab oder auf Augenhöhe begegnen“, sagte Schönborn. Christen seien in der Karwoche daher eingeladen „Jesus zu begegnen und einander zu begegnen“.

Ein kaum bemerktes Ereignis

Der Kardinal erinnerte auch an den zeitgleich stattfindenden Wiener Stadtmarathon, an dem am Sonntag Zehntausende Menschen teilnahmen. „Wir sind mitten im Stadtzentrum und rundherum findet wahrscheinlich die größte Sportveranstaltung Österreichs statt“, sagte der Wiener Erzbischof. Ihn erinnere es daran, dass auch beim Einzug Jesu in Jerusalem - wo sich nach Schätzungen der Forscher damals 100.000 Pilger zum Osterfest versammelt hatten - der Einzug Jesu ein kaum bemerktes Ereignis gewesen sei.

Auch heute seien die Palmprozessionen zwar immer noch ein wichtiges Ereignis in vielen Dörfern und Städten, „aber vieles andere spielt sich rundherum ab ohne das wahrzunehmen“, sagte der Kardinal.

Palmzweige

APA/Herbert P. Oczeret

Palmzweige

Menschenmassen am Petersplatz

In Rom stand die Palmsonntagsmesse mit Papst Franziskus indes sehr wohl im Mittelpunkt des Interesses. Auf dem Petersplatz segnete der Papst vor mehreren Zehntausend Menschen 3.000 geflochtene Palmbuschen sowie rund 200.000 kleine Olivenzweige. Franziskus selbst trug einen Palmwedel in einer Prozession aus Kardinälen und Bischöfen vom Obelisken zum Altar auf der Treppe zum Petersdom.

In seiner Predigt rief Franziskus zur Selbstkritik auf. Christen müssten sich stets fragen, ob sie Jesus nicht ebenso verraten hätten, wie Judas dies getan habe. Viele gingen auch wie die biblische Figur des Pilatus schwierigen Situationen aus dem Weg und wüschen ihre Hände in Unschuld. Jeder Christ müsse sich mit Blick auf die Leidensgeschichte Jesu fragen, welche Rolle er selbst darin gespielt hätte, so Franziskus in seiner frei gehaltenen Predigt.

Bei der Liturgie verwendete Franziskus erstmals einen neuen Kreuzstab aus Olivenholz, den Häftlinge einer Strafanstalt im norditalienischen San Remo für ihn gefertigt haben. Der Kreuzstab, die sogenannte Ferula, ist ein Kennzeichen päpstlicher Würde. Der neue Kreuzstab ist laut Radio Vatikan mit dem Wappen des Jesuitenordens verziert, dem Franziskus angehört.

Dichtes Programm

Die Palmsonntags-Liturgie erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem und bildet den Auftakt der Liturgie für die Karwoche. Am Gründonnerstag feiert Franziskus eine Chrisammesse, in der er die heiligen Öle segnet. Zum traditionellen Abendmahlsgottesdienst am Abend des Gründonnerstag besucht er ein römisches Therapiezentrum für Behinderte. Am Karfreitag steht der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum auf dem Programm, am Samstagabend die mehrstündige Feier der Osternacht im Petersdom. Die Ostermesse mit dem anschließenden Segen „Urbi et orbi“ am Ostersonntag bildet den Abschluss.

religion.ORF.at/KAP