Großer Andrang zu Heiligsprechung

Könige, Regierungschefs und Präsidenten werden an der Heiligsprechung von Johannes Paul II. (1978 bis 2005) und Johannes XXIII. (1958 bis 1963) am Sonntag im Vatikan teilnehmen. Ob auch Benedikt XVI. dabei sein wird, ist noch offen.

Monarchen aus ganz Europa, etwa der belgische König Albert II. und Königin Paola werden erwartet. Nach Informationen der APA wird auch Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) zu den Feierlichkeiten anreisen. Zu weiteren Prominenten, die zur Zeremonie auf dem Petersplatz erwarten werden, zählen auch der polnische Präsident Bronislaw Komorowski und Paraguays Staatsoberhaupt Horacio Cartes.

„Zwei lebende und zwei heilige Päpste“

Grundsätzlich könnte am Sonntag auch Benedikt XVI. teilnehmen. Der Leiter des Römischen Pilgerwerks, Msgr. Liberio Andreatta, berichtete laut Radio Vatikan am Mittwoch vor Journalisten, dass der emeritierte Papst mit auf dem Platz sein werde. Wörtlich sagte Andreatta: „Rom wird ein Ereignis sehen, das es in der Geschichte der Stadt noch nie gegeben hat: zwei lebende und zwei heilige Päpste. Ich stelle mir die Emotion von Franziskus und Benedikt vor.“ Eine offizielle Vatikan-Bestätigung einer Teilnahme Benedikts an der Feier sei dies allerdings nicht, so Radio Vatikan.

Benedikt XVI.

Reuters/Giampiero Sposito

Eine Teilnahme Benedikt XVI. an der Heiligsprechung war zuletzt noch offen

Um Attentaten vorzubeugen, hat das italienische Innenministerium schärfste Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Die Exekutive kündigte strenge Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen, Bahnhöfen und rund um den Vatikan an. Der Petersplatz kann „nur“ einige hunderttausend Menschen fassen. Deshalb werden in den umliegenden Straßen große Videoleinwände aufgestellt und Gläubigen die Mitverfolgung der Heiligsprechung von dort aus ermöglicht. Aus der polnischen Heimat von Johannes Paul II. werden besonders viele Pilger erwartet. Eintrittskarten werden nicht verteilt.

2.000 Polizisten abgestellt

Rund 3.000 Freiwillige werden den Pilgern Informationen über die Heiligsprechungszeremonie erteilen. Im Einsatz sind auch 600 ehrenamtliche Helfer des Roten Kreuzes. 2.000 Polizisten werden für einen ruhigen Verlauf der Feierlichkeiten sorgen. Die römische Nahverkehrsgesellschaft ATAC hat einen Sonderplan für die Pilger entworfen, die U-Bahnen werden in der Nacht auf Sonntag durchgehend im Betrieb sein.

Sonderzüge, Charterflüge und rund 4.000 Busse werden in Rom zur Heiligsprechung erwartet, teilten die städtischen Behörden mit. Hunderte Parkplätze wurden für die Pilgerbusse bereits eingerichtet. Allein 300.000 Pilger sollen der Stadtverwaltung zufolge aus Polen anreisen, zahlreiche weitere aus der lombardischen Provinz Bergamo, der Heimatregion von Johannes XXIII. Für beide Gruppen werden auf dem Petersplatz jeweils 5.000 Plätze reserviert.

Organisationsplan und Soziale Netzwerke

Der Zivilschutz in Rom hat einen umfangreichen Organisationsplan entworfen und orientiert sich dabei an dem System, das 2005 für das Begräbnis von Johannes Paul II. ausgearbeitet worden war. Damals zog es rund drei Millionen Gläubige ins Zentrum des katholischen Christentums.

Bei der Heiligsprechung der beiden Päpste setzt der Vatikan massiv auf soziale Netzwerke. Eine fünfsprachige Website, www.2papisanti.org, wurde eingerichtet, sie liefert Informationen zur Heiligsprechung. Auch auf Facebook, Twitter und Youtube werden Pilger die Heiligsprechung der beiden Päpste verfolgen können. Eine Gebetswache ist in der Nacht vor der Zeremonie geplant. Am Samstag werden die Kirchen der römischen Innenstadt ab 21.00 Uhr geöffnet sein und Pilgern die Möglichkeit zur Beichte bieten.

In der Kapelle des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambin Gesu“ wird ab Samstag eine Reliquie mit Blut von Johannes Paul II. ausgestellt. Dabei handelt es sich um zwei Ampullen mit Blut des Papstes, das ihm kurz vor seinem Tod angesichts einer möglichen Transfusion entnommen worden ist. Das Blut wurde in Ampullen aufbewahrt, die jetzt im Krankenhaus ausgestellt werden sollen.

Ukrainischer Ministerpräsident beim Papst

Vom Vatikan bestätigt wurde Journalisten gegenüber am Mittwoch, dass der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk - er wird ebenfalls zur Doppelheiligsprechung erwartet - am Samstag von Papst Franziskus in Audienz empfangen wird. Die Begegnung solle demnach am späten Vormittag stattfinden.

Demgegenüber berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch, die Pläne Jazenjuks für das Wochenende seien noch nicht fixiert. Interfax beruft sich auf Jazenjuks Pressesprecherin Olga Lappo. Offenbar geht es im Hintergrund umd die Frage, ob nicht Präsident Olexandr Turtschinow selbst nach Rom reisen wird. Jazenjuk gehört der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche an, Turtschinow ist Baptist. Der Kiewer griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk wird bei der Heiligsprechung konzelebrieren. Schewtschuk, der zuvor Bischof in Argentinien war und Franziskus von damals her kennt, war vor fünf Wochen vom Papst in Audienz empfangen worden.

Franziskus hatte in seiner Osterbotschaft eine politische Lösung für die konfliktgeschüttelte Ukraine gefordert. Alle Beteiligten müssten „jede Anstrengung unternehmen, um Gewalt zu verhindern“, forderte er am Ostersonntag auf dem Petersplatz in Rom vor mehr als 150.000 Pilgern. Hierbei müsse sie die internationale Gemeinschaft unterstützen. Die Zukunft des Landes könne nur im „Geist der Einheit und des Dialogs“ gestaltet werden.

religion.ORF.at/APA/KAP

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