Schönborn zu Conchita: „Habe mich gefreut“

Es gebe „im bunten Garten Gottes“ auch Menschen, die sich als das jeweils andere Geschlecht fühlen, „und die verdienen natürlich unseren vollen Respekt, unsere Hochachtung als Menschen“, so Kardinal Christoph Schönborn.

Schönborn äußerte sich am Rande eines Besuches in der Wiener Votivkirche, wo derzeit eine Ausstellung über „Leiblichkeit und Sexualität“ für Aufsehen sorgt, zur diesjährigen österreichischen Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst. Er habe sich gefreut, dass Tom Neuwirth mit der Künstlergestalt Conchita Wurst einen so großen Erfolg feiern konnte, „und ich kann ihm nur wünschen, mit diesem Erfolg gut umzugehen, denn das ist nicht leicht“, wie Schönborn gegenüber Kathpress sagte. Und er fügte hinzu: „Ich bete für ihn um den Segen für sein Leben.“

Das Thema Toleranz, unter das Conchita Wurst ihre Performance gestellt habe, ist nach den Worten des Kardinals „ein reales, ein großes Thema“. Menschen wie er müssten viel Spott, Gemeinheit und Intoleranz erfahren. Toleranz heiße jedoch letztlich, „jemand anderen zu respektieren, auch wenn man seine Überzeugungen nicht teilt - und in diesem Sinn brauchen wir alle Toleranz“.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Herbert Neubauer

Kardinal Christoph Schönborn

Sprecher: „Werden Haltung wegen Lied nicht ändern“

An der grundsätzlichen Haltung der katholischen Kirche gegenüber homosexuellen Personen ändert freilich auch Conchita Wurst nichts. „Wir werden unsere Haltung wegen eines Liedes nicht ändern. Wir haben unseren Standpunkt“, sagte der Pressesprecher der Erzdiözese Michael Prüller gegenüber wien.ORF.at - mehr dazu in Schönborn: „Ich bete“ für Tom Neuwirth.

„Als Mann und Frau schuf Er sie“

Die rund um den Song Contest aufgebrochene Debatte um die Geschlechtlichkeit des Menschen war am Freitag auch Thema des Kardinals in der wöchentlichen Kolumne der Tageszeitung „Heute“: „Gott schuf den Menschen als sein Abbild ... Als Mann und Frau schuf Er sie“, zitierte der Wiener Erzbischof aus der Bibel und schrieb: „Wie trostlos und langweilig wäre es, gäbe es nur lauter Männer oder bloß Frauen auf dieser Welt!“ Das Leben sei „erst richtig lebendig durch die gegenseitige Anziehung von Mann und Frau. Wie köstlich und kostbar ist die Ergänzung der Geschlechter! Es gäbe uns alle nicht, hätten nicht ein Mann und eine Frau durch einen Liebesakt, der hoffentlich wirklich ein Akt der Liebe war, uns gezeugt und empfangen und uns das Leben geschenkt.“

Mit Blick auf verschiedene Formen der Sexualität hielt Kardinal Schönborn erneut fest: „Wie wir aber alle wissen, gibt es im Garten Gottes eine bunte Vielfalt. Nicht alle, die als männliche Wesen geboren wurden, fühlen sich auch als Mann, und ebenso auf weiblicher Seite. Sie verdienen als Menschen den Respekt, auf den wir alle ein Recht haben.“

Life-Ball-Plakat „grenzwertig“

Freilich gebe es auch „Intoleranz im Namen der Toleranz“: Das Plakat für den diesjährigen Life Ball, das einen nackten Hermaphroditen im Paradies zeigt, empfinde er zum Beispiel als „grenzwertigen Fall“ und als eine Form von Intoleranz, die „anderen Menschen breitflächig aufgenötigt“ wird. Schönborns Fazit: „Das Thema ist da, und es ist wichtig, aber wir sind sicher nicht am Ende damit.“

Zur Geschlechteridentität erklärte der Wiener Erzbischof, er empfinde es als eine „wunderbare Idee“ des Schöpfers, dass er den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Aus dieser Polarität und wechselseitigen Ergänzung ergebe sich Anziehung, „Sich-nach-einander-Sehnen, aber auch das Miteinander-Ringen“, weiters ein Füreinander-Leib-Sein und „Einander-leiblich-Begegnen“ - all das sehe er im Kontext der Schöpfung als „Gottes faszinierendste Idee“.

religion.ORF.at/KAP

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