Sudan: Todesurteil gegen Christin offenbar nicht fix

Das Todesurteil gegen eine 27-jährige schwangere Christin im Sudan ist nach Medienberichten offenbar noch nicht endgültig. Ein Sprecher des Parlaments sagte, der Fall werde alle jurisitischen Instanzen durchlaufen.

Der US-Nachrichtensender CNN zitierte am Wochenende den sudanesischen Parlamentssprecher Fatih Iss al-Din mit den Worten, der Fall werde bis hin zum Verfassungsgericht laufen. Ein Gericht in der Hauptstadt Khartum hatten Meriam Jahia Ibrahim Ishak wegen zweier aus der Scharia abgeleiteten Vergehen zum Tod verurteilt: Abfall vom Islam und die Hochzeit mit einem christlichen Mann, die als Ehebruch gewertet wurde - mehr dazu in „Gotteslästerung“: Todesstrafe für Christin im Sudan.

Schwanger und mit Sohn im Gefängnis

Ibrahim Ishak ist seit Februar mit ihrem 20 Monate alten Sohn im Frauengefängnis in Khartum inhaftiert. Sie ist im achten Monat schwanger und soll nach der Entbindung hingerichtet werden. Zahlreiche westliche Botschaften im Sudan haben bisher vergeblich gegen das Urteil protestiert. „Wir rufen die Regierung in Khartum dazu auf, das Recht auf Religionsfreiheit zu achten, inklusive des Rechts, den Glauben zu wechseln“, heißt es in einem gemeinsamen Statement der Botschaften.

Laut CNN erklärte Ibrahim Ishak, ihr Vater sei sudanesischer Moslem und ihre Mutter eine äthiopische orthodoxe Christin. Ihr Vater habe die Familie verlassen, als sie sechs Jahre alt war. Sie sei von ihrer Mutter als Christin erzogen worden. Das Gericht hatte die Frau aufgefordert, ihre Angehörigkeit zum Christentum klar zu dementieren und ihr eine Bedenkzeit von drei Tagen gegeben. Sie sei in einer muslimischen Umgebung groß geworden. Eine solche Erklärung lehnte Ibrahim Ishak jedoch ab.

Anklage durch Bruder

Dem CNN-Bericht zufolge geht die Anklage gegen die Frau von ihrem muslimischen Bruder aus. Er habe erklärt, die Familie habe Ibrahim Ishak für mehrere Jahre aus den Augen verloren; anschließend sei sie schockiert gewesen, als sie entdeckt habe, dass seine Schwester einen Christen geheiratet hätte.

Auch internationale christliche Organisationen und „Amnesty International“ protestierten gegen das Urteil des Gerichts. Die Menschenrechtsorganisation startete einen „dringenden Appell“ für die umgehende Freilassung der jungen Frau: „Meriam Jahia Ibrahim Ishak ist eine gewaltlose politische Gefangene, die allein wegen ihrer religiösen Überzeugung und Identität verurteilt wurde“, heißt es in dem Aufruf der Menschenrechtsorganisation.

religion.ORF.at/KAP/KNA