Papst besetzt vatikanische Finanzaufsicht völlig neu

Papst Franziskus tauscht im Zuge der Reformen bei der Vatikanbank das Direktorium der Finanzaufsicht AIF aus. Erstmals sitzt auch eine Frau in dem Führungsgremium.

Die fünf bisherigen Direktoren - alles Italiener - würden durch Experten aus der Schweiz, den USA, Singapur und Italien ersetzt, teilte der Vatikan am Donnerstag mit. In das Gremium berufen wurden der Harvard-Jurist Juan Zarate, der in der Schweiz lebende Finanzberater für wohltätige Stiftungen Marc Odendall, sowie Joseph Yuvaraj Pillay, Berater des Präsidenten von Singapur.

Aus Italien gehört dem Vorstand künftig nur Maria Bianca Farina an, Geschäftsführerin einer Lebensversicherung, die zur italienischen Post gehört. Den fünf bisherigen, allesamt aus Italien stammenden Mitgliedern dankte der Papst für ihre Arbeit.

Eingang zur Vatikanbank IOP

APA/EPA/Press Photo IOR

Eingang zur Vatikanbank IOP

Zum neuen stellvertretenden Direktor der AIF ernannte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin übergangsweise Tommaso Di Ruzza, einen Mitarbeiter der vatikanischen Finanzaufsicht. Das Tagesgeschäft leitet als Direktor weiterhin der Schweizer Anti-Geldwäsche-Fachmann Rene Brülhart.

„Alte Seilschaft hinausgeworfen“

Reformer im Vatikan hatten gefordert, dem seit 2012 amtierenden Chef der AIF, Rene Brülhart, eine Gruppe von Experten mit internationaler Erfahrung an die Seite zu stellen. Der Papst habe Brülhart unterstützt und „die alte Seilschaft hinausgeworfen“, verlautete aus Vatikan-Kreisen.

Die früher als Institut für religiöse Werke (IOR) bekannte Bank war unter anderem in den Verdacht der Geldwäsche geraten. Der frühere Vatikanbank-Chef Ettore Gotti Tedeschi musste wegen verdächtiger Millionen-Transfers seinen Hut nehmen. Wegen Geldwäscheverdachts froren italienische Ermittler zwischenzeitlich auch Gelder des Instituts ein, die sich auf Konten italienischer Banken befanden. Der Papst hatte eine Schließung des Geldhauses nicht ausgeschlossen, sich dann jedoch für Reformen entschieden.

religion.ORF.at/Reuters/KAP

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