Pastafari-Antrag: „Oberster Maccherono“ verärgert

Der „Oberste Maccherono“ der „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“ (KdFSM), Philip Sager, hat gestern verärgert darauf reagiert, dass seine „Kirche“ nicht als religiöse Bekenntnisgemeinschaft akzeptiert wird.

Vor allem stößt man sich in der KdFSM daran, dass das zuständige Kultusamt darüber zunächst Journalisten, aber nicht die „Kirche“, deren Anhänger auch Pastafaris genannt werden, selbst informiert habe, obwohl die Angelegenheit der Amtsverschwiegenheit unterliege. Trotzdem werde man einen neuerlichen Antrag stellen, erklärte der „Oberste Maccherono“ Sager in einer Aussendung von Mittwoch. Seine Begründung: Der Instanzenweg sei in Österreich der Königsweg.

„Wir können zur Begründung der Ablehnung leider vorerst nicht Stellung beziehen, da uns der Bescheid noch nicht zugestellt wurde bzw. wir auch nicht auf anderem Weg über den Ausgang des nichtöffentlichen Verfahrens informiert wurden“, heißt es auf der Website der Pastafaris.

„Alm ist Karikatur seiner selbst“

Genugtuung herrschte indes bei ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel, der NEOS-Mandatar Niko Alm aufgrund dessen Unterstützung der Satire-Religion kritisiert hatte: „Alm ist mittlerweile eine Karikatur seiner selbst“, meinte er in einer Aussendung. Damit unterstreiche er die „fehlende Linie der Neos-Partei“. Eine Satire-Gruppierung, die religiöse Gemeinschaften und Glaubensbekenntnisse ins Lächerliche ziehe, könne keine religiöse Rechtspersönlichkeit sein, so Blümel.

Niko Alm mit Nudelsieb und Führerschein

APA/Georg Hochmuth

Niko Alm mit Nudelsieb und Ausweis

Potz: Berechtigte Anliegen konterkariert

Wenig überrascht zeigte sich der Wiener Religionsrechtler Richard Potz über die Ablehnung des Antrags der Pastafaris. Einer seriösen religionswissenschaftlichen Expertise würden diese schlicht nicht standhalten können, so Potz im Kathpress-Gespräch. Dabei könne und müsse man grundsätzlich ernsthaft diskutieren, welche inhaltliche Grundlagen es brauche, um eine Religion zu sein. Die Initiative der Anhänger der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ würde die Diskussion aber nur ins Lächerliche abgleiten lassen.

Die Pastafaris würden zudem auch die berechtigten Anliegen ernsthafter Weltanschauungsgemeinschaften konterkarieren, so Potz. Das österreichische Rechtssystem habe nämlich durchaus Reformbedarf, sagte der Religionsrechtler. Zwar sei das heimische Religionsrecht auf der Höhe der Zeit und entspreche aktuellen Anforderungen, nichtreligiöse Gemeinschaften würden durch das bestehende Rechtssystem aber diskriminiert.

Es sei nicht einzusehen, weshalb nicht etwa die Freidenker oder Atheisten einen ähnlichen spezifischen Rechtsstatus wie Kirchen und Religionsgemeinschaften zugestanden bekommen sollten. Immer unter der Voraussetzung, dass es sich dabei um ernsthafte Gruppierungen handle, so Potz.

Antrag vom Kultusamt abgelehnt

Laut Kultusamt entsprechen die durch die Pastafaris vorgelegten Statuten nicht den formalen Kriterien des Bekenntnisgemeinschaftsgesetzes. Bei der „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“ fehle laut selbstverfasster Statuten der Bezug zur religiösen Lehre, da man sich selbst als ironisch-kritische Bewegung verstehe, lautete die Begründung des Kultusamts.

Der Bescheid sei deshalb negativ ausgefallen, weil der Antrag schlicht nicht dem Gesetz entspreche, so Oliver Henhapel, Leiter des im Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamtes, am Mittwoch gegenüber Kathpress. Der Pastafarianismus sei keine religiöse Lehre, weil er gemäß der Eigendefinition auch gar keine sein wolle. Es gehe hierbei nicht um das Praktizieren einer Religion und um Glaubensüberzeugungen, sondern schlicht um die Verfolgung anderer Ziele, so Henhapel. Die Anhänger der Satire-Religion können nun eine Beschwerde gegen den Bescheid beim Bundesverwaltungsgericht einbringen.

Durch Nudelsieb-Aktion bekannt

Die „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“ hatte Ende April 2014 ihre offizielle Anerkennung in Österreich beantragt. Man zähle mittlerweile mehr als 450 Mitglieder und erfülle damit die Voraussetzungen für eine „Religiöse Bekenntnisgemeinschaft“, hatte Oberhaupt Philip Sager gegenüber der APA argumentiert. Antrieb dafür hatte vor fast drei Jahren die Nudelsieb-Aktion des nunmehrigen NEOS-Mandatars Niko Alm gegeben.

Die Religion des fliegenden Spaghettimonsters versteht sich als ironische, kritische Bewegung gegen religiöse Inhalte im Wissenschaftsunterricht, ungeachtet des persönlichen Glaubens, wie die Anhänger des Pastafarianismus betonen. Ihre Mitglieder nennen sich Pastafaris. Sie glauben daran, dass nach dem Tod im Himmel eine Stripper-Fabrik und ein Biervulkan auf sie wartet. Für sie ist jeder Freitag ein religiöser Feiertag.

2005 gegründet

Die „Kirche des Fliegenden Spaghetti-Monsters“ wurde 2005 in den USA gegründet. Fundamentalistisch-christliche Gruppierungen forderten damals im Bundesstaat Kansas, dass das so genannte Intelligent Design als gleichberechtigte Lehre zur Evolutionstheorie in den Biologie-Unterricht aufgenommen werden sollte. Ein Mann namens Bobby Henderson verfasste daraufhin einen offenen Brief, in dem er seinen Glauben an ein unsichtbares fliegendes Spaghetti-Monster darlegte, das mit seinen Tentakeln die Welt steuert. Er forderte, dass auch dieses im Unterricht berücksichtigt werden soll.

In Österreich bekannt gemacht hatte den Pastafarismus der nunmehrige NEOS-Abgeordnete Alm, der es geschafft hatte, ein Nudelsieb auf seinem Führerscheinfoto tragen zu dürfen und damit weltweite mediale Aufmerksamkeit erreicht hatte. Nach Bekanntwerden des Antrags hatte vor allem die ÖVP verlangt, Alm als Religionssprecher der NEOS abzusetzen. Das geschah am Wochenende tatsächlich, Parteichef Matthias Strolz begründete den Schritt allerdings mit mehreren geplanten Rochaden im Klub.

religion.ORF.at/APA/KAP

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