Mehr als 660 Kinder in irischen Heimen gestorben

Archivmaterial irischer Verwaltungsbehörden dokumentiert eine hohe Kindersterblichkeit in Heimen für ledige Mütter und deren uneheliche Kinder. Ein erster Zwischenbericht soll Ende Juni veröffentlicht werden.

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Irish Times“ vom Wochenende soll die Sterberate bei unehelichen Kindern etwa im Pelletstown-Heim in Dublin von 1925 bis 1926 fünfmal so groß gewesen sein wie die bei Kindern verheirateter Eltern. Dort sollen zwischen 1923 und 1930 mehr als 660 Kinder gestorben sein, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Dokumente der Irischen Nationalbibliothek.

Masern als Auslöser für Massensterben

Allein 1925 starben 119 demnach der 240 Heimkinder. Grund dafür soll eine Masernepidemie gewesen sein. 1927 starben dort 111 von 263 Kindern. Ein Grund dafür sei aber nicht bekannt. Die Einrichtung in Dublin wurde von Vinzentinerinnen geleitet, aber „von der staatlichen Armenfürsorge unterhalten und verwaltet“, heißt es in dem Bericht. Das Heim wurde 1985 geschlossen.

Ähnlich hohe Zahlen finden sich auch in anderen Heimen. In den neun Jahren bis März 1941 starben 419 Kinder in Sean Ross Abbey in Roscrea und 238 Kinder im Herz-Jesu-Heim Bessborough in Cork. Für das umstrittene Heim in Tuam, das von Bon Secours-Schwestern geleitet wurde, gibt es laut Medienberichten nur wenige Daten. Zahlen der Allgemeinen Bevölkerungsstatistik dokumentieren jedoch den Tod von 796 Kindern im Zeitraum von 1925 bis 1960.

Massengrab für uneheliche Kinder

Die Lokalhistorikerin Catherine Corless hatte jüngst aufgedeckt, dass in Tuam die sterblichen Überreste unehelicher Kinder lediger Mütter aus dem Heim in einem Massengrab beerdigt worden sind. Das Massengrab war bereits in den 1970er Jahren entdeckt worden. Anwohner glaubten aber lange Zeit, bei den Leichen handle es sich um Opfer der irischen Hungersnot des 19. Jahrhunderts.

Die irische Regierung hatte in der vergangenen Woche eine staatliche Untersuchungskommission für die Mutter-und-Kind-Heime eingesetzt, um das Schicksal der Kinder zu klären. Die meisten der Heime wurden staatlich finanziert, aber von katholischen Orden geleitet. Die katholische Kirche hat ihre Unterstützung der Untersuchung zugesagt. Einen ersten offiziellen Zwischenbericht soll es Ende Juni geben.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Kinderleichen in Irland: Kirche fordert Aufklärung
(religion.ORF.at) 10.06.2014

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