Anglikaner entscheiden über Bischöfinnen

Die Generalsynode der Anglikaner wird im Juli erneut über die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen abstimmen. Priesterinnen gibt es in der anglikanischen Kirche bereits seit 1992.

Der Generalsekretär der anglikanischen Generalsynode sieht die bevorstehende Entscheidung über eine Freigabe des Bischofsamtes für Frauen als die wichtigste seit Jahrzehnten an. Seit dem Votum zur Einführung der Priesterweihe für Frauen 1992 sei die Zukunft der anglikanischen Kirche nicht mehr so sehr von „einer einzigen Entscheidung abhängig“ gewesen, sagte William Fittall laut der katholischen Wochenzeitung „The Tablet“ (Online-Ausgabe) am Freitag vor Journalisten in London. Es gebe eine „riesige Erwartung“ für eine Einführung von Bischöfinnen.

Erste Bischöfinnen noch dieses Jahr

Als letzte rechtliche Hürde in dieser langjährigen innerkirchlichen Streitfrage wird die Generalsynode in York im Juli voraussichtlich erneut abstimmen. Nötig ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit in allen drei „Häusern“ der Synode: der Bischöfe, der Geistlichkeit und der Laien. Eine Zustimmung gilt diesmal als sehr wahrscheinlich. Erste Bischofsernennungen für Frauen wären dann nach Meinung von Beobachtern bis Jahresende möglich.

Im November 2012 war ein Ja zu anglikanischen Bischöfinnen mit denkbar knapper Sperrminorität gescheitert. Das Verfehlen der Mehrheit war in der britischen Öffentlichkeit und Politik auf Spott und Kritik gestoßen. Im Juli 2013 sprach sich eine große Mehrheit für eine überarbeitete Neufassung des entsprechenden Gesetzentwurfs aus.

Ein Drittel des anglikanischen Klerus Frauen

Ein Drittel des anglikanischen Klerus in England ist inzwischen weiblich. Die Staatskirche hatte sich Anfang der 1990er Jahre mit hauchdünner Mehrheit für eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt entschieden. Seitdem spaltet die Frage von Frauen und geistlichem Amt Liberale und Konservative. Immer mehr der anglikanischen Nationalkirchen weltweit lassen Bischöfinnen zu. Allein seit September 2013 folgten Irland, Wales, Südindien und Australien.

Weltweit zählt die anglikanische Kirche etwa 77 Millionen Mitglieder. Außerhalb Englands gibt es 38 anglikanische Nationalkirchen in 26 Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und - mit wachsender Bedeutung - in mehreren afrikanischen Ländern. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby (58).

religion.ORF.at/KAP/KNA