Sudan: Christin soll Dokumente gefälscht haben

Die im Sudan der Todesstrafe entkommene Christin Meriam Jahja Ibrahim Ishak soll angeblich Dokumente gefälscht haben. Die 27-Jährige war einen Tag nach ihrer Freilassung erneut festgenommen worden.

Bei den Vorwürfen der Sicherheitskräfte gehe es um Reisedokumente, mit denen Ishak gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern das Land verlassen wollte, sagte ihr Anwalt Mohaned Mustafa al-Nur am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.

Ishak war am Dienstag auf dem Flughafen von Khartum kurz vor ihrer Ausreise in die USA festgehalten worden. Die Behörden hielten die kurzfristig von der südsudanesischen und der amerikanischen Botschaft ausgestellten Dokumente offenbar für ungültig.

Nacht in Polizeistation verbracht

Die 27-Jährige habe die Nacht mit ihrer Familie auf einer Polizeistation verbracht, fügte der Anwalt hinzu. Er rechne damit, dass seine Mandantin bald auf Kaution freikomme, hieß es. Ishak und ihre Familie seien am Dienstag von den Behörden mehrere Stunden lang befragt worden, erklärte Außenamtssprecherin Marie Harf am Dienstag in Washington. Sie seien aber nicht festgenommen worden.

„Die sudanesische Regierung hat uns versichert, dass sie in Sicherheit sind“, sagte Harf. Die US-Regierung stehe in direktem Kontakt mit den sudanesischen Behörden, um eine sichere und schnelle Ausreise der Familie zu gewährleisten. Über den derzeitigen Aufenthaltsort des Paares und ihrer beiden kleinen Kinder, darunter ein im Gefängnis geborenes Baby, machte die Ministeriumssprecherin keine Angaben.

Ehemann rief CNN an

Ishaks Anwälte sagten dem US-Nachrichtensender CNN, das Problem habe in einer angeblichen „Unregelmäßigkeit mit ihren Dokumenten“ bestanden. Die 27-Jährige befinde sie noch immer in Polizeigewahrsam. Ihr Ehemann, Daniel Wani, habe bei CNN angerufen und gesagt, er und seine Familie würden von der nationalen Sicherheitsbehörde in deren Büro festgehalten. Weitere Informationen gab er nicht preis. Ishaks Anwalt Al-Scharif Ali gab gegenüber der britischen BBC an, sie werde der Fälschung von Dokumenten beschuldigt und werde in der Polizeistation in Sudans Hauptstadt Khartum festgehalten.

Meriam Jahja Ibrahim Ishak

AP Photo/Al Fajer

Meriam Jahja Ibrahim Ishak mit ihren Kindern

Eine mit dem Fall vertraute Quelle hatte zuvor berichtet, dass die wegen „Abfalls vom islamischen Glauben“ zunächst zum Tode verurteilte Christin und ihr aus dem Südsudan stammender christlicher Ehemann Daniel Wani, ein US-Bürger, erneut festgesetzt worden seien. Rund 40 Beamte hätten das Ehepaar und seine beiden Kinder auf dem Flughafen Khartum am Verlassen des Landes gehindert, berichtete der Sender BBC unter Berufung auf lokale Quellen. Die Familie hatte demnach in die USA fliegen wollen. Sie seien mittlerweile im Gewahrsam des sudanesischen Geheimdiensts Niss, hatte der Informant gesagt.

Chronologie der Ereignisse

Ischak war am 15. Mai zum Tode durch den Strang verurteilt worden, weil sie nach sudanesischem Recht durch die Heirat mit einem Christen vom islamischen Glauben abgefallen sei. Zwölf Tage später brachte sie im Gefängnis in Ketten eine Tochter zur Welt. Politiker und Menschenrechtsorganisationen setzten sich für ihre Freilassung ein.

Laut der sudanesischen Auslegung des islamischen Rechts der Scharia darf eine Muslimin keinen Christen heiraten. Tut sie es dennoch, wird das als Ehebruch gewertet. Ishak wurde von ihrer äthiopischen Mutter in deren christlich-orthodoxem Glauben erzogen, nachdem ihr muslimischer Vater die Familie verlassen hatte, als Ishak fünf Jahre alt war. Im Sudan gelten Kinder eines muslimischen Vaters jedoch automatisch als Muslime, der Übertritt zu einem anderen Glauben ist verboten. Nach Angaben des römisch-katholischen Erzbistums von Khartum war Ischak kurz vor ihrer Heirat zum Katholizismus übergetreten.

religion.ORF.at/dpa/APA/AFP

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