Sudan: Regierung will Bau von Kirchen verbieten

Die Regierung im Sudan will keinen Neubau von Kirchen im Land mehr zulassen und bereits erteilte Genehmigungen wieder zurückziehen. Dies wird als Reaktion auf die Spaltung des Landes angesehen.

Laut einem Bericht von „Radio Vatikan“ hat Religionsminister Shalil Abdullah das Vorgehen mit dem deutilchen zahlenmäßigen Rückgang der christlichen Gemeinschaft im Sudan seit der Abspaltung des Südsudan vor drei Jahren begründet. Damals im Juli 2011 hatten die Behörden in Khartum Christen dazu gezwungen, wieder in den Südsudan zurückzukehren.

Der Südsudan hat eine Mehrheit von Christen und Anhängern von Naturreligionen, der nördlich angrenzende Sudan hingegen ist mehrheitlich islamisch. Während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs im Süden waren Hunderttausende Christen in den Norden geflüchtet, wobei kirchliche Schätzungen von drei Millionen Christen im Sudan ausgehen. Weiterhin sind heute die Bischöfe der katholischen Kirche im Süd- und Nordteil des Landes in einer gemeinsamen Bischofskonferenz vereint.

Bischof: Priester wie „Illegale“

Vor einer „besorgniserregenden Rechtslage“ im Sudan hat zuletzt der Bischof der südsudanesischen Diözese Tambura-Yambio, Eduardo Hiiboro Kussala, bei einem Besuch des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ in Wien hingewiesen. Christen seien im Sudan „Bürger zweiter Klasse“. Selbst Bischöfe und Priester lebten im Land seit 2011 „de facto wie Illegale“, seien „zum Schweigen verurteilt“ und würden weder Pässe noch rechtlichen Status erhalten. Nach einem Verlassen des Landes könne ihnen somit die Wiedereinreise verwehrt werden, bemerkte Bischof Kussala.

Zwar könnten Christen im Sudan unbehelligt an Gottesdiensten teilnehmen, echte Religions- und Gewissensfreiheit gebe es jedoch nicht, so der Bischof weiter. Wann immer die Kirche die Verantwortlichen damit konfrontierten, würden zwar auf die verfassungsmäßig gleichen Rechte aller Bürger unabhängig von ihrem Glauben verwiesen, „doch rechtlich ändert sich nichts“.

Reaktion auf Spaltung

Kussala verwies auf den „beschämenden Fall“ von Meriam Jahja Ibrahim Ishak, der im Gegensatz zu vielen anderen jedoch bekannt geworden sei. Die 26-jährige Sudanesin, Tochter eines Muslims und einer orthodoxen Christin, war im Mai verhaftet und wegen „Glaubensabfall“ zunächst zum Tod verurteilt worden. Erst auf internationalen Druck hin wurde sie im Juni frei gelassen, nachdem die zweifache Mutter ihr jüngstes Kind zuvor im Gefängnis zur Welt bringen musste.

Vor ihrer Verhaftung sei Ishag in ihrer Umgebung längst als Christin bekannt gewesen, so der Bischof von Tambura-Yambio. Aus bisher unbekannten Motiven sei sie „erpresst und dann angeklagt“ worden, wobei sich die Regierung zu diesem Fall „nicht geäußert und ihn einfach ganz den islamischen Geistlichen überlassen hat“, betonte Kussala.

Benachteiligung keinen neue Entwicklung

Zwar sei die Benachteiligung von Christen im Sudan keine neue Entwicklung, in der jetzigen Form jedoch eine Reaktion auf die Teilung des Landes vor drei Jahren. Aufgrund der zahlreichen kirchlichen Aufrufe an die politischen Verantwortlichen, die Würde der Menschen, ihre Freiheit und auch ihr Votum in der Frage der Unabhängigkeit des Südens zu achten, werde die Kirche jetzt für die Abspaltung des Südens verantwortlich gemacht. Die Kirche verfolge jedoch keine politischen Ziele. „Wir fordern die Politik nur auf, die Glaubens- und Gewissenfreiheit zu achten“, so der Bischof.

religion.ORF.at/KAP

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