Dschihadisten sprengen schiitischen Schrein in Mossul

Kämpfer der sunnitischen Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) haben in der nordirakischen Stadt Mossul einen weiteren schiitischen Schrein gesprengt.

Die Dschihadisten hätten den Schrein von Nabi Schit (Prophet Seth) am Samstag abgesperrt und danach unter den Augen der Anwohner in die Luft gejagt, berichtete ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP. Seth wird im Islam ebenso wie im Judentum und Christentum als dritter Sohn von Adam und Eva verehrt. Bereits am Freitag zerstörten IS-Kämpfer ein als Grabmal von Nabi Junus (Prophet Jonas) verehrtes Heiligtum.

Der Leiter der Behörde für schiitische Stiftungen, Sami al-Massudi, bestätigte am Samstag die Zerstörung des Schreins von Nabi Schit. Demnach wurden zuvor Kunstgegenstände aus dem Heiligtum an einen unbekannten Ort gebracht. „Diese Leute folgen der unmöglichen religiösen Doktrin, wonach sie alles zerstören und jeden töten müssen, der von ihrer Sichtweise abweicht“, sagte al-Massudi. „Das hat mit dem Islam einfach nichts zu tun.“

Identität des Irak zerstören

„Diese jüngste Schandtat ist ein weiterer Beweis der Absicht dieser Terrorgruppe, das gemeinsame Erbe und die Identität des Irak zu zerstören“, sagte der UN-Sondergesandte Nickolay Mladenov. Der radikale Schiitenführer Muktada al-Sadr, dessen Anhänger zur Verteidigung der heiligen Stätten zu den Waffen gegriffen haben, verurteilte ebenfalls die Zerstörung des Schreins von Nabi Schit. „Er war ein Prophet für alle Religionen“, erklärte al-Sadr. Die Täter hätten „nicht verdient zu leben“.

Laut Vertretern der schiitischen und sunnitischen Religionsgemeinschaften haben die IS-Kämpfer bereits dutzende Gräber und andere heilige Stätten rund um Mossul zerstört oder beschädigt, seitdem sie vor sechs Wochen die Großstadt und die umliegenden Gebiete in ihre Gewalt brachten. Die radikalen Sunniten, die kürzlich ein „Kalifat“ im Norden des Irak und in Teilen Syriens ausriefen, betrachten die Schiiten als Ketzer.

religion.ORF.at/KAP

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