Seligsprechung von Romero: Blockade aufgehoben

Dem Seligsprechungsverfahren des 1980 ermordeten Erzbischofs von San Salvador und Befreiungstheologen Oscar Romero steht nichts mehr im Wege: Papst Franziskus sagte am Montag, die Blockade sei aufgehoben.

Im Vatikan läuft seit 1996 ein Seligsprechungsverfahren für Romero. Es verlief bisher schleppend, hat seit dem Amtsantritt von Franziskus aber offenbar wieder Fahrt aufgenommen. Auf dem Heimweg von seiner Südkorea-Reise sagte der Papst vor Journalisten, es gebe keine „lehrmäßigen Probleme“ mehr, die den Prozess blockierten, berichtete die Nachrichtenagentur AP am Dienstag. Der salvadorianische Erzbischof war einer der Helden der lateinamerikanischen Befreiungstheologie.

Romero, am 15. August 1917 geboren, wurde am 24. März 1980 während eines Gottesdienstes in San Salvador ermordet. Er hatte sich gegen Repressionen durch die Regierungsarmee zu Beginn des Bürgerkrieges in El Salvador (1980 bis 1992) ausgesprochen. Die Hintergründe der Tat wurden bis heute nicht vollständig aufgeklärt.

„Romero ist Mann Gottes“

Franziskus sagte zu den Journalisten, Romeros Fall sei von der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre „aus vernünftigen Gründen blockiert“ worden, sei aber jetzt auf dem Weg in das für Heiligsprechungen zuständige Büro. Der Papst sagte weiter, es sei „wichtig, es schnell zu tun“, doch die Nachforschungen müssten ihren Weg nehmen.

Oscar Romero auf Plakaten

Reuters/Luis Galdamez

Anhänger mit Bildern von Romero anlässlich seines Geburtstags in San Salvador

Es gebe jetzt keine Sperre oder Hindernisse mehr, so Franziskus weiter. „Für mich ist Romero ein Mann Gottes, er war ein Mann Gottes. Aber wir müssen den Seligsprechungsprozess Schritt für Schritt durchgehen, und es ist der Herr, der in diesem Prozess sein Zeichen geben muss. Und die Postulatoren müssen sich bewegen“, sagte der Papst wörtlich auf eine Frage eines Reuters-Korrespondenten.

Klärung von Martyrium

Er selbst wünsche sich auf dem Weg dieses Prozesses eine theologische Klärung über die beiden Wege, auf denen „Martyrium in odio fidei“ erfolgen könne. Es könne nämlich sowohl aus dem Glaubensbekenntnis heraus erfolgen als auch aus dem Auftrag Jesu zur Nächstenliebe begründet sein, so der Papst. Dann komme dazu, dass es außer Romero auf anderer Ebene noch viele andere Christen gebe, die ihr Leben unter ähnlichen Umständen wie Romero gelassen hätten, aber nicht so prominent gewesen seien.

Jahrelang hatte die römisch-katholische Kirche den Prozess aufgehalten, Grund dafür sei die Sorge gewesen, Romero sei dem Marxismus allzu nahegestanden, schrieb die BBC am Dienstag auf ihrer Website. Das Seligsprechungsverfahren auf Diözesanebene war 1990 eröffnet und sechs Jahre später abgeschlossen worden.

Befreiungstheologie

Die Bewegung verfolgt die Idee, dass die Lehren von Jesus Christus Gläubige dazu verpflichten, auf Erden für soziale und ökonomische Gerechtigkeit zu kämpfen. Gustavo Gutierrez gilt als „Vater“ der Theologie der Befreiung. Die in der „Dritten Welt“ verbreitete, in Lateinamerika entstandene Theologie war dem Vatikan lange ein Dorn im Auge.

„Gefahr einer Instrumentalisierung“

Der zuständige Postulator („Fürsprecher“) für das Verfahren, der Präsident des päpstlichen Familienrates, Vincenzo Paglia, selbst hatte 2011 von einer „gewissen Langsamkeit“ des Prozesses gesprochen und als Ursache die Gefahr einer Instrumentalisierung Romeros genannt. Strittig soll insbesondere die Frage gewesen sein, ob Romero als Märtyrer gelten kann. Hierfür muss nachgewiesen sein, dass er aus „Glaubenshass“ ermordet wurde.

Kritiker sollen jedoch soziale oder politische Motive für die Tat geltend gemacht haben. Die Kongregation für die Glaubenslehre hatte unter dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger ein härteres Vorgehen gegenüber der Befreiungstheologie veranlasst, aus Angst vor dem Einfluss marxistischer Strömungen.

Dreijähriges Gedenken in El Salvador

Unterdessen begann in El Salvador ein dreijähriges Gedenken an Romero. An den Feierlichkeiten zum Auftakt nahm am Wochenende in der Hauptstadtkathedrale in San Salvador auch Staatspräsident Oscar Sanchez teil. Nach Angaben der Tageszeitung „Diario Co Latino“ war es das erste Mal, dass in dem mittelamerikanischen Land ein amtierendes Staatsoberhaupt einem Gedenkgottesdienst für Romero beiwohnte. In den kommenden drei Jahren wird mit Blick auf den bevorstehenden 100. Geburtstag Romeros im August 2017 an sein Wirken als Erzbischof von San Salvador für die Armen und Unterdrückten erinnert.

religion.ORF.at/AP/KAP

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