IGGiÖ-Vorsitzender: Einfluss auf radikale Kreise begrenzt

Der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Fuat Sanac, hat eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber jungen, radikalisierten Muslimen eingeräumt.

In extremistischen Kreisen werde sein Wort nicht gehört, so Sanac im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Profil“ (Montagsausgabe). Und auch die Behörden könnten ohne konkrete Beweise oft nichts unternehmen.

So habe man im Falle des 19-jährigen Wieners mit tunesischen Wurzeln, nach dem auch Interpol wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung fahndet, „geahnt, was da passiert und mit den Behörden gesprochen“, erklärte Sanac. Diese hätten aber gesagt, sie könnten dagegen nichts tun. Ähnlich im Fall der beiden bosnischstämmigen, minderjährigen Mädchen, die nach eigenen Angaben nach Syrien reisten, um im Jihad zu kämpfen: „Selbst die Polizei hat nichts unternommen“, erklärte der IGGiÖ-Präsident.

Kaum Einfluss auf radikale Kreise

In radikalisierten Kreisen sei sein Einfluss jedenfalls begrenzt, gab Sanac zu. „Wir sind für sie Ungläubige. Sie reden nicht mit uns, sie grüßen uns nicht einmal, sie laden uns auch nicht ein, und wenn wir sie einladen, kommen sie nicht.“ Die IGGiÖ appelliere an ihre Mitglieder immer wieder, „vernünftig zu bleiben“. Aber: „Man verlangt unmögliche Dinge von uns“. Er selbst sei keine Sicherheitsbehörde und könne Salafisten, die nach Österreich kommen, „nicht an der Grenze stoppen“, betonte Sanac.

Fuat Sanac

APA/Helmut Fohringer

Präsident der IGGiÖ Fuat Sanac

Den Vormarsch der jihadistischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS, früher ISIS) müsse nach Ansicht des Vorsitzenden jedenfalls ernst genommen werden. „Niemand kann sagen, dieser Krieg gehe uns nichts an. Er kommt langsam auch zu uns. Das ist bedrohlich.“

Eltern: Staat untätig

Auch die Eltern des 19-jährigen Wieners prangerten kürzlich im Interview mit dem Magazin „News“ die Untätigkeit des Staates hinsichtlich der Radikalisierung von Jugendlichen an. Die Polizei handle „erst, wenn schon etwas passiert ist“, so der Vater des jungen Mannes - letzterer bewirbt seine jihadistischen Aktivitäten regelmäßig auf Facebook. „Man schaut nur auf die Moscheen, aber diese Leute, die die Gehirnwäsche an meinem Sohn betrieben, können sich überall treffen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht eine Situation bekommen wie in Paris, wo die Vorstädte brennen“, warnte er.

Aus Österreich zogen bisher nach Schätzungen des Verfassungsschutzes rund 130 Personen in den Jihad, um sich der IS, die Teile Syriens und des Iraks kontrolliert, anzuschließen.

religion.ORF.at/APA

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