Papst-Besuch an Isonzofront: 200.000 Pilger erwartet

Papst Franziskus besucht am Samstag kommender Woche (13. September) die Schauplätze der blutigen Isonzofront des Ersten Weltkriegs, an der auch sein Großvater gekämpft hat.

Bis zu 200.000 Pilger, darunter viele Österreicher und Slowenen, werden in Fogliano Redipuglia nahe Görz erwartet. Hier wird der Papst unter anderem auf einem österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhof mit den sterblichen Überresten von 14.550 Soldaten beten.

Nach Schätzungen des Bürgermeisters von Fogliano Redipuglia und Gründer des Verbands „Friedenswege“, Franco Visintin, werden bis zu 130.000 Menschen auf der großen Straße Platz finden, die den österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhof mit der Weltkriegsgedenkstätte „Sacrario di Redipuglia“, der letzten Ruhestätte für rund 100.000 italienische Soldaten, verbindet. Der Förderverein „Friedenswege“ setzt sich für den Schutz und die Verwertung der vielen Orte, Mahnmale, Museen und anderen Erinnerungsstätten an den Ersten Weltkrieg im Karstgebiet ein. Visintins Verein kümmert sich um die Grabpflege.

Papst Franziskus bei einer Generalaudienz mit Mikrofon

Reuters/Alessandro Bianchi

Papst Franziskus

Messe für Frieden vor der Gedenkstätte

Vor der Gedenkstätte wird der Papst eine Messe für den Frieden zelebrieren. Großbildschirme sollen aufgestellt werden, damit die Gläubigen den Besuch des Heiligen Vaters mitverfolgen können, erklärte Visintin im Gespräch mit der APA. Bei einem Gipfeltreffen am Montag wurde über die Sicherheitsvorkehrungen beraten, die im Hinblick auf den Papst-Besuch ergriffen werden sollen. 1992 hatte bereits Papst Johannes Paul II. die Militärgedenkstätte besucht. 100.000 Menschen waren damals in die friulanische Ortschaft nahe Görz gekommen.

An der Messe für den Frieden werden etwa 100 Priester aus den Ländern mitzelebrieren, die sich am Ersten Weltkrieg beteiligt hatten. Auch die österreichische Kirche wird prominent vertreten sein. Kardinal Christoph Schönborn, der Kärntner Bischof Alois Schwarz und Militärbischof Christian Werner werden zur Gedenkfeier und dem Gottesdienst nach Redipuglia reisen. Erwartet werden Delegationen des Schwarzen Kreuzes, aus der Steiermark und Klagenfurt, sowie Botschafter aus mehreren am Ersten Weltkrieg beteiligten Länder.

Papst Franziskus reist mit dem Flugzeug von Rom nach Triest. Sein Besuch beginnt um 9.15 Uhr mit einem Gebet und einer Kranzniederlegung am österreichischen Soldatenfriedhof. Hier soll er von Mitgliedern des Schwarzen Kreuzes empfangen werden. „Der Papst will allein auf dem Friedhof beten“, berichtete der Erzbischof von Görz Carlo Redaelli. Zweite Station ist dann - rund einen Kilometer von Fogliano entfernt - die Weltkriegs-Gedenkstätte von Redipuglia.

Franziskus’ Großvater überlebte die Kämpfe

Im Gefallenenverzeichnis finden sich laut Erzbischof Redaelli vier Personen mit dem Familiennamen des Papstes, Bergoglio. „Wir dachten anfangs, es könne sich bei einem der gefallenen Soldaten um den Großvater des Papstes handeln. Doch der Heilige Vater berichtete, sein Großvater habe zwar am Piave gekämpft, sei jedoch mit dem Leben davon gekommen“, sagte Redaelli.

Zum Besuch an den Orten des Ersten Weltkriegs habe Franziskus die Einladung vieler Ortschaften in der Region Trentino Südtirol erhalten. Er habe sich jedoch für den Aufenthalt in Redipuglia entschieden, weil sich hier die größte Zahl an gefallenen Soldaten befinde. Die internationale Dimension des Konflikts sei hier besonders evident, sagte Redaelli. In dem Gebiet des Flusses Isonzo lieferten sich italienische und österreichisch-ungarische Truppen nach Italiens Kriegseintritt 1915 insgesamt zwölf große Schlachten, bei denen Hunderttausende getötet oder verwundet wurden.

Ein schwarz-weiß-Foto von Soldaten im Kampf bei Isonzo

APA/dpa

Sturmangriff österreichischer Truppen an der Isonzofront 1915

Die meisten Toten nicht identifiziert

Die Namensschilder auf den Gräbern rufen alle Kronländer der habsburgischen Monarchie in Erinnerung. Deutsche, slawische, ungarische oder jüdische Namen sind auf den Steingräbern des Soldatenfriedhofs in Fogliano Redipuglia, 30 Kilometer von Triest entfernt, zu lesen. Doch die Mehrzahl der insgesamt 14.550 Toten hat keinen Namen.

Auf dem schlichten Kriegsfriedhof wurden zwischen Mai 1915 und Oktober 1917 in den Isonzo-Schlachten gefallene österreichisch-ungarische Soldaten begraben. Lediglich 2.500 Gefallene sind identifiziert, alle anderen liegen in Sammelgräbern. Drei Massengräber mit einmal 7.000 und zweimal je 2.500 Gefallenen befinden sich auf dem von Zypressen umrahmten Friedhof.

„Im Leben und im Tod vereint“

Der Eingang trägt die Inschrift „Im Leben und im Tod vereint“. Wie sie gemeinsam die großen, blutigen Schlachten im Triestiner Karstgebiet an der Isonzo-Front erlebten, teilen die Gefallenen auch die letzte Ruhestätte. Auf den einfachen Steinplatten ist meist nur der Name der Soldaten zu lesen, in einigen Fällen das Todesdatum.

Auf den Namensplatten einiger ungarischer Soldaten legten Angehörige eine Schleife mit den Farben Ungarns nieder. Eine Inschrift weist auf das „brüderliche Mitleid Italiens“ hin, das diese Gedenkstätte den „aus Vaterlandsliebe gefallenen Helden des österreichisch-ungarischen Heeres“ errichtet hat. Ein würdiger Ort für ein stilles Gedenken.

Soldatenfriedhof als Pilgerstätte

„Zum Soldatenfriedhof pilgern jährlich unzählige Besucher aus Österreich, immer mehr auch aus Ungarn. Das Interesse an der Tragödie, die sich hier abgespielt hat, ist in den Menschen besonders lebendig und nimmt angesichts der bevorstehenden Gedenkfeiern für den 100. Jahrestag des Kriegsbeginns besonders stark zu“, berichtet Visintin.

Der österreichisch-ungarische Friedhof wurde 1974 von der Feuerwehrjugend Steiermark und der steiermärkischen Landesregierung renoviert und 1989 von der Gemeinde Fogliano di Redipuglia und dem Österreichischen Schwarzen Kreuz in den jetzigen Zustand versetzt. Die „Leobener Blaumützen“ restaurierten vier Jahre lang bis 2007 2.500 Grabtafeln auf dem Kriegsfriedhof. Viele zerfallene Namenstafeln wurden in mühevoller Kleinarbeit wieder auf Hochglanz gebracht. In den Jahren der Restaurierungsarbeiten beteiligten sich 31 Jugendliche aus Österreich, Polen und Ungarn am Projekt.

Friedhof in 22 Trassen

Kaum einen Kilometer von der österreichischen Gedenkstätte entfernt ließ Benito Mussolini 1938 das größte Kriegerdenkmal Europas errichten, das jedes Jahr das Ziel tausender Besucher ist. Der italienische Soldatenfriedhof von Redipuglia, führt in 22 Terrassen einen Hügel hinauf, der im Ersten Weltkrieg heiß umkämpft war. Obwohl er nur leicht ansteigt, ermöglicht der Hügel von seiner Anhöhe aus im großen Umkreis den westlichen Zugang zu den ersten Erhebungen der Hochebene des Karsts zu beherrschen.

Die Terrassen stellen symbolisch einen riesigen Soldatenantritt dar, an dessen höchstem Punkt sich drei helle Kreuze erheben, die an Golgatha erinnern. Die majestätische, schaurige Freitreppe aus weißem Marmor scheint direkt in den Himmel zu führen. Auf der Plattform der letzten Stufe bleibt das immer wiederkehrende Wort „Presente“ (Hier!) noch lange in Erinnerung.

An der Basis der monumentalen Stiege steht das Monolithengrab des Duca d’Aosta, Befehlshaber des dritten Heeres. Hinter den Bronzetafeln mit den Namen der 100.187 gefallenen italienischen Soldaten befinden sich die kleinen Zinksärge mit dem, was von ihnen blieb. Die Namen der Gefallenen sind alphabetisch geordnet.

religion.ORF.at/APA