Wiener Moschee: Abgrenzung vom Dschihadismus

Das Islamische Zentrum in Wien-Floridsdorf hat erneut den Vorwurf zurückgewiesen, es helfe bei der Rekrutierung von Dschihadisten für den Krieg im Irak und in Syrien.

In seiner Freitagspredigt sagte der Direktor der Moschee, der saudi-arabische Prediger Haschim Mahrugi, die radikale Ideologie der Terrorkämpfer des Islamischen Staates (IS) stünden „im Widerspruch zur Lehre des Islam“.

Die Äußerungen von Mahrugi auf Arabisch fanden vor hunderten Besuchern der Moschee statt und wurden im Anschluss ins Deutsche übertragen. Der Geistliche betonte, die Wiener Moschee gehe „den Weg der Mitte, der die Mehrheit der Muslime repräsentiert“. Mahrugi weiter laut der Übersetzung seiner Worte: „Es gibt keinen einzigen anerkannten islamischen Gelehrten, vom weiten Westen bis zum fernen Osten, der diese Gruppierung unterstützen würde.“

Vorwurf der „Aufrüstung“

Zuvor hatte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Wiener Dschihadist Firas H. dem Islamischen Zentrum in einem Interview mit dem TV-Sender Puls4 vorgeworfen, es unterstütze IS: „Sämtliche Antworten hat der Direktor des Islamischen Zentrums in Floridsdorf. Sie rüsten ja die IS auf“, antwortete der 19-Jährige auf die Frage des TV-Senders Puls4, wo er in Wien radikalisiert wurde.

„Das ist Blödsinn. Wir verurteilen ISIS (jetzt IS, Anm.) und distanzieren uns von ihren Anhängern und Sympathisanten“, wies der Pressesprecher des Islamischen Zentrums, Imam Salim Mujkanovic, am Montag die Aussagen des österreichischen Dschihadisten gegenüber Puls4 zurück. „Wenn wir sehen, dass jemand radikale Ideen vertritt, benachrichtigen wir die Behörden“, so Mujkanovic in einer schriftlichen Stellungnahme. Außerdem gebe es eine „enge Zusammenarbeit“ mit der Polizei und dem Bundesverfassungsschutz (BVT).

Moschee „unter Beobachtung“

Entsprechende Vorwürfe gegenüber dem Islamischen Zentrum wie jene von Firas H. seien dem BVT bekannt, erklärte Alexander Marakovits, Sprecher des Innenministeriums, Montagmittag gegenüber der APA. Die Moschee stehe „unter Beobachtung“, sagte Marakovits am Montag weiter und bestätigte eine Zusammenarbeit mit dem Zentrum.

Große Moschee in Wien-Floridsdorf

APA/Hans Klaus Techt

Moschee in Wien-Floridsdorf

Das Islamische Zentrum, das von arabischen Staaten geführt wird und in ganz Wien das einzige muslimische Gotteshaus mit Minarett ist, nimmt auch auf seiner Website zum Dschihad Stellung. So heißt es dort: „Zum Dschihad gehört auch, dass man zu den Waffen greift, um den Islam oder ein muslimisches Land zu verteidigen. Diese Art des Dschihad muss von einer religiösen Führung oder von einem muslimischen Staatsoberhaupt, das dem Qur’an und der Sunna (dem Beispiel des Propheten Mohammed) folgt, ausgerufen werden.“

Prediger Mahrugi betonte auf Nachfrage der APA, dabei handle es sich um keine Unterstützung des Dschihadismus. Die Bedeutung des arabischen Wortes Dschihad in der islamischen Theologie sei viel weiter gefasst und würde von jungen, fehlgeleiteten Männern „zu eng ausgelegt“ und „missbraucht“. Der Islam sei eine Religion des Friedens und Gewalt sei ein defensives Mittel. „Dschihad heißt Selbstverteidigung“, sagte der Direktor des Islamischen Zentrums.

religion.ORF.at/APA

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