Irland: Papst nimmt Rücktritt von Kardinal Brady an

Papst Franziskus hat am Montag das Rücktrittsgesuch des wegen seines Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen umstrittenen irischen Kardinal Sean Baptist Brady angenommen. Für manche kommt das zu spät.

Brady wurde im August 75 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze müssen Bischöfe gemäß dem Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten. Kardinal Brady leitete die in Nordirland gelegene Erzdiözese seit 1996. Er setzte sich dort energisch für Frieden und Versöhnung im Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten ein.

Brady geriet im Zusammenhang mit dem kirchlichen Missbrauchsskandal in Irland in die Kritik. Ihm wurde ungenügende Wahrnehmung seiner Aufsichts- und Kontrollpflicht vorgeworfen. Brady hatte zugegeben, 1975 als einfacher Priester dabei gewesen zu sein, als zwei missbrauchte Teenager Schweigegelübde unterschreiben mussten.

Bitte um Vergebung

In seiner Rücktrittsrede nahm Brady Bezug auf die Missbrauchsfälle. Er müsse sich entschuldigen und um Vergebung bitte, sagte der Kardinal. Er hatte sich schon einmal im Mai 2012 in diesem Zusammenhang entschuldigt. In einer Abschiedsbotschaft, die auf der Website der Erzdiözese veröffentlich wurde, nahm Brady keinen Bezug auf den Missbrauchsskandal.

Missbrauch und systematische Vertuschung

Die katholische Kirche in Irland war von zwei Untersuchungsberichten erschüttert worden. Diese hatten nicht nur den tausendfachen Missbrauch von Kindern durch Priester und Klosterschwestern über Jahrzehnte dokumentiert, sondern auch die systematische Vertuschung der Untaten.

Viele Iren sind immer noch der Meinung, dass Brady bei Bekanntwerden der Ereignisse sein Amt niederlegen hätte müssen. Wäre Kardinal Brady 2010 zurückgetreten wäre, als die Missbrauchsfälle und deren versuchte Vertuschung ans Licht kamen, „hätte es etwas für die Überlebenden bedeuten können“, so ein Twitter-Eintrag eines weiblichen Opfers aus Dublin. Nun sei das „bedeutungslos“.

Neben Dublin ist der Bischofsstuhl von Armagh seit dem Mittelalter der wichtigste im traditionell katholisch geprägten Irland. Der katholische Erzbischof von Armagh führt den Titel „Primas von ganz Irland“. Im Jänner 2013 stellte Papst Benedikt XVI. Brady mit Eamon Martin (53) einen Koadjutor zur Seite. Er wird nach Bradys Pensionierung automatisch Erzbischof.

Seit 2007 Kardinal

Brady wurde am 16. August 1939 in Laragh in der Diözese Kilmore geboren und studierte in Rom Theologie. Nach der Priesterweihe 1964 promovierte er an der Päpstlichen Lateran-Universität in Kirchenrecht und lehrte anschließend am St. Patrick’s College in Cavan. 1994 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof-Koadjutor von Armagh berufen. 2007 erhob ihn Benedikt XVI. in den Kardinalsrang.

religion.ORF.at/KAP/dpa/APA

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