IGGiÖ will mehr Handhabe bei Moscheegründungen

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Fuat Sanac, wünscht sich im Hinblick auf das neue Islamgesetz einen Kontrollmechanismus bei der Gründung von neuen Moscheevereinen.

Derzeit gehörten 250 Gebetshäuser in Österreich zur IGGiÖ. Das seien aber längst nicht alle, betonte Sanac im Interview mit der APA. Darum habe man auch keinen Überblick über extremistische Entwicklungen. „Sie treffen die Jugendliche draußen, sie haben kleine Moscheevereine.“ Extremisten würden Jugendliche außerhalb der von der Glaubensgemeinschaft kontrollierten Bereiche anwerben.

Ein Mechanismus, der es der Glaubensgemeinschaft erlaubt, die Gründung von Moscheevereinen zu begleiten, wäre eine Möglichkeit, extremistischen Tendenzen entgegenzutreten, sagte Sanac. Der bereits fertige Entwurf für das neue Islamgesetz könnte dabei helfen und noch heuer beschlossen werden, hofft Sanac, der sich selbst als Feindbild von Islamisten sieht.

Genehmigung zur Gründung von Moschee erwünscht

„Mein Begehren seit drei Jahren ist, dass diese Moscheevereine nicht so einfach gegründet werden dürfen“, so der IGGiÖ-Präsident. „Drei Personen gründen eine Moschee, sie haben einen Keller oder einen Hinterhof und sie nennen sich Gruppe. Wir müssen einen Paragraf in das neue Gesetz schreiben, dass die Moscheen, die gegründet werden, eine Genehmigung von der Islamischen Glaubensgemeinschaft abholen müssen.“ Zusatz: „Wir wollen keine Diktatur, aber Kontrolle muss sein.“

Das neue Islamgesetz solle aber wesentlich mehr, als nur die Kontrolle über eine Moscheegründung bringen: Sanac gehe es um Rechtssicherheit, wie sie etwa Mitglieder der christlichen Kirchen oder auch Juden in Österreich haben. „Ich warte zum Beispiel seit drei Jahren auf einen Seelsorger. Die Begründung ist, es gibt keine gesetzlichen Grundlagen.“ Bei Problemlösungen sei man immer dem Willen der Behörden ausgesetzt, so Sanac: „Es ist von Launen abhängig.“

Eingangsbereich der Baitul-Muhtadin-Moschee in Wien-Favoriten

APA/HELMUT FOHRINGER

Rund 250 Moscheevereine stehen unter der Kontrolle der IGGIÖ. So auch die Baitul-Muhtadin-Moschee in Wien-Favoriten

Der IGGiÖ-Präsident zieht auch einen ungewöhnlichen Vergleich beim Thema Fundamentalismus und Jugendliche, die für den Dschihad angeworben werden: „Es ist wie der Kampf gegen Drogen. Da sehe ich eine Parallele: Dass wir unsere Kinder vor Drogen schützen, vor Kriminalität schützen und Extremismus schützen“, meint der gebürtige Türke. „Früher“ sei Radikalismus zudem noch nicht so ein großes Thema gewesen.

In direkten Kontakt mit Extremisten ist Sanac laut eigenen Angaben nie gekommen. „In meinem Umfeld habe ich keinen gesehen“, sagt er. Aber er werde immer wieder von fundamentalistischer Seite angefeindet. „Es gibt Splittergruppen von einigen Vereinen, die nicht unsere Mitglieder sind. Das ist ein großes Problem für uns. Sie betrachten uns sogar als ‚Ungläubige‘.“

Diskussion über Minarette, statt über Arbeitslosigkeit

Mehr Emotionen als kontrolliertes Vorgehen sieht Sanac auch noch bei einem anderen heiklen Thema: Dem Moscheenbau in Österreich. So sei man zwar gerne bereit, etwa bei der Errichtung neuer Zentren auf die Nachbarschaft einzugehen und Zugeständnisse zu machen. Allerdings würden oft Menschen gegen Bauten protestieren, die oft in ganz anderen Bezirken liegen würden. Und „ob diese Minarette, höher oder länger sind, das sind leere Diskussionen. Es gibt größere Probleme. Anstatt über Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise zu reden, redet man über Minarette und Kopftücher. Das finde ich wirklich ein bisschen billig, muss ich sagen.“

religion.ORF.at/APA

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