Wien-Favoriten: Kath. Pfarrkirche wird syrisch-orthodox

Die katholische Pfarrkirche „Maria vom Berge Karmel“ am Stefan-Fadinger-Platz in Wien-Favoriten wird mit Jahreswechsel an die syrisch-orthodoxe Kirche übergeben. Das gab die Erzdiözese Wien am Montag bekannt.

Die Ordensgemeinschaft der „Beschuhten Karmeliten“ übergibt die Kirche samt angeschlossenem Klostergebäude an die für Österreich zuständige syrisch-orthodoxe Metropolie. Aus Personalmangel hatten sich die „Beschuhten Karmeliten“ schon vor Jahren aus der Pfarre zurückgezogen. Mit der Übergabe der Liegenschaft an die syrisch-orthodoxe Kirche hat die Ordensgemeinschaft jetzt ihre Präsenz im zehnten Wiener Gemeindebezirk offiziell beendet.

Die Aktivitäten der Pfarre und der starken philippinischen Gemeinde, die sich bisher in dem Gotteshaus versammelt hat, bleiben allerdings bestehen. Im kommenden Jahr kommt dann die derzeit durchgeführte Wiener Diözesanreform zum Tragen: Die Pfarre „Maria vom Berge Karmel“ - ohne die dann bereits übergebene Pfarrkirche - wird zusammen mit drei weiteren umliegenden Pfarren und der philippinischen Gemeinde eine gemeinsame „Pfarre Neu“ bilden.

Die Pfarrkirche "Maria vom Berge Karmel"

Pfarre "Maria vom Berge Karmel"/Hans Schmauz

Die Pfarrkirche „Maria vom Berge Karmel“ in Wien-Favoriten

Schönborn: „Große Umstellung“

Kardinal Christoph Schönborn betonte in einer Stellungnahme, es sei ihm ein großes Anliegen, „dass Gebäude, die nicht mehr erhalten werden können, christliche Gotteshäuser bleiben“. Daher freue er sich, dass die „Beschuhten Karmeliten“ die Kirche an einen solchen Nachfolger übergeben. „Vielen steht nun eine große Umstellung bevor und ich danke allen für ihre damit verbundenen Bemühungen und die gelebte Solidarität“, so Schönborn wörtlich.

Seitens der syrisch-orthodoxen Kirche betont Chorepiskopos Emanuel Aydin die Freude seiner Gemeinde über die neue geistliche Heimat. Aydin hatte ab 1973 die erste syrisch-orthodoxe Gemeinde in Österreich aufgebaut. 1974 übergab Kardinal Franz König die alte Lainzer Pfarrkirche an die syrisch-orthodoxen Christen.

Seit damals wurden bereits mehrere römisch-katholische Gotteshäuser in Wien an orthodoxe bzw. orientalisch-orthodoxe Kirchen übergeben, zuletzt die Kirche St. Anton in der Pouthongasse an die rumänisch-orthodoxe Kirche. Für besonderes Aufsehen sorgte die Übergabe der Pfarrkirche Neulerchenfeld in Ottakring an die serbisch-orthodoxe Kirche, die im vergangenen Mai erfolgte. Die dort ansässigen Katholiken hatten sich Monate lang gegen die Schenkung gewehrt.

Bemerkenswerte Kirchengeschichte

Die Kirche „Maria vom Berge Karmel“ hat eine bemerkenswerte Geschichte: Ihre Gründung geht auf die US-amerikanischen „Beschuhten Karmeliten“ zurück, die ab 1886 in Österreich wirkten. 1916 errichteten sie an der Stelle des heutigen Gotteshauses eine hölzerne Notkirche, die 1928 einem Brand zum Opfer fiel.

Der Neubau des Gotteshauses orientierte sich an den katholischen Kirchenbauten in den amerikanischen Industriestädten im Bereich des Erie-Sees. Die Unterkirche konnte bereits 1929 geweiht werden, die Oberkirche erst mitten im Zweiten Weltkrieg 1942. Im Verlauf des Krieges diente die Unterkirche als Luftschutzkeller; wenige Wochen vor Kriegsende - am 21. Februar 1945 - fiel das Gotteshaus einem alliierten Luftangriff zum Opfer. 140 Menschen, die in der Unterkirche Zuflucht gesucht hatten, kamen ums Leben. Der Wiederaufbau der Kirche dauerte bis 1966.

Favoriten als Pilotprojekt

Das Dekanat Favoriten erhielt im Jänner 2012 von Kardinal Schönborn den Auftrag, in einem Dekanatsprozess ein Pilotprojekt für die 54 Dekanate der Erzdiözese Wien zu starten und eine kirchliche Neuordnung des Dekanats in Gang zu setzen. Dieser Diözesane Reformprozess lässt auf dem gesamten Gebiet der Erzdiözese Wien „Pfarren Neu“ entstehen. Dabei soll die Anzahl der Pfarren durch Zusammenlegungen massiv reduziert werden.

religion.ORF.at/KAP