Geschiedene: Hardliner-Protest gegen Papst-Kurs

Fünf Kardinäle protestieren in einem Buch gegen den neuen Kurs von Papst Franziskus, der mehr Offenheit gegenüber geschiedenen Katholiken zeigt. Es ist die erste öffentliche Stellungnahme gegen den Kurs des Papstes.

Das Buch, über das die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ (Mittwoch-Ausgabe) berichtete, wurde unter anderen vom Präfekten der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, geschrieben. Es richtet sich vor allem gegen einen Bericht, den Kardinal Walter Kasper im Auftrag des Papstes vor dem Konsistorium im Februar verfasst hatte.

Papst Franziskus hatte Kasper um den Eröffnungsvortrag zum Konsistorium im Februar gebeten. Die Kardinäle berieten dabei unter anderem über die für Oktober geplante Bischofssynode zur Familienpastoral, die auch den Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen behandeln wird. Anschließend hatte Franziskus die theologische Tiefe von Kaspers Ausführungen ausdrücklich gelobt.

Kasper für „realistische Anwendung der Doktrin“

Kasper plädierte in seinem Bericht dafür, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen zum Empfang der Kommunion zuzulassen. Das sei nicht gegen die Moral oder gegen die Doktrin. Es gehe vielmehr um eine „realistische Anwendung der Doktrin angesichts der aktuellen Situation“.

Die Barmherzigkeit der Kirche müsse demjenigen, der einen neuen Anfang plant, einen Ausweg sichern. „Die Kirche kann einen neuen Weg finden, damit wiederverheiratete Geschiedene nach einer Bußzeit wieder zu den Sakramenten zugelassen werden“, erklärte der Kardinal.

Müller: Dogma der absoluten Unauflöslichkeit der Ehe

Müller betont in dem am 1. Oktober in Italien und den USA erscheinenden Werk „Das Verbleiben in der Wahrheit Christi: Ehe und Kommunion in der katholischen Kirche“, dass die katholische Lehre keinen Spielraum für Änderungen im kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen lasse. Eine Zulassung dieser Personengruppe zur Kommunion sei nicht möglich, weil sie dem Dogma von der absoluten Unauflöslichkeit der Ehe widerspreche.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller vor einem Jesus-Mosaik

Reuters/Tony Gentile

Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller

Ähnliche Beiträge stammen von Kardinal Raymond Leo Burke, Präfekt der apostolischen Signatur, von Walter Brandmüller, emeritierter Präsident des päpstlichen Komitees für historische Wissenschaften, vom Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra, einem der Theologen, die Papst Johannes Paul II. bei Themen zur Familie am nächsten standen, und von Velasio De Paolis, emeritierter Präsident der Präfektur für die Wirtschaftsaktivitäten.

Erste öffentliche Stellungnahme gegen Papst-Kurs

Das Buch der fünf Kardinäle ist eine erste öffentliche Stellungnahme gegen den Kurs von Papst Franziskus. Dieser hatte am Sonntag erstmals eine Hochzeitszeremonie im Petersdom geleitet und dabei auch Paare mit bereits vorhandenen Kindern getraut.

Zu den 20 Paaren, die für die Trauung am Sonntag ausgesucht wurden, gehörten auch solche, die bereits zusammenleben. Zugelassen wurden auch Hochzeitspaare, von denen ein Partner schon einmal verheiratet war und dessen Ehe annulliert wurde. Anfang Oktober wird eine Bischofssynode in Rom über die Lehren der katholischen Kirche zu Familie und Sexualmoral beraten. Im Vorfeld zeichnet sich ab, dass einige Regeln auf den Prüfstand gestellt werden sollen.

religion.ORF.at/APA/dpa

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