Ouellet: Eindruck von „Bischofsparteien“ vermeiden

Das Bild einer in Fraktionen gespaltenen Bischofsversammlung sei der Kirche nicht angemessen und müsse daher bei der Familiensynode im Vatikan nach Kräften vermieden werden, sagte Kardinal Marc Ouellet.

Diese Aussage tätigte der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation am Donnerstagabend in einer Ansprache für die konstituierende Sitzung der Jahresversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), die auf Einladung des Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, bis Freitagabend im Domus Pacis in Rom stattfindet. Den Vorsitz führt CCEE-Präsident Kardinal Peter Erdö aus Budapest, auch Kardinal Christoph Schönborn nimmt teil.

Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Europas wollen sich im Domus Pacis auf das Synodenthema einstimmen. Die Diskussionen sollen dabei dem Thema „Die Familie und die Zukunft Europas“ gelten. Die Beratungen finden mit Ausnahme der konstituierenden Sitzung hinter verschlossenen Türen statt.

Eindruck der Spaltung

Kardinal Ouellet beklagte die mediale Berichterstattung der Vorbereitungszeit auf die Synode. Es sei der Eindruck entstanden, als seien Kardinäle und Bischöfe in zwei Fraktionen gespalten, und als würde sich auch der Papst mit einer davon identifizieren. „Aber diese Logik der Konfrontation ist ein Proprium der Politik. Sie ist dem Denken Christi fremd. Und sie ist auch der Kirche fremd“, erklärte der Dikasteriumspräfekt.

Kardinal Marc Ouellet

Reuters/Stefano Rellandini

Kardinal Marc Ouellet

Er räumte ein, dass das verwendete Instrument des Fragebogens, wie es vom Synodensekretariat gewählt wurde, „enormes Interesse und eine außergewöhnlich starke Beteiligung“ zur Folge gehabt habe. Was jetzt hilfreich sei, sei die Teilung des Synodenprozesses in zwei Phasen und zwei Versammlungen. „Das sollte die Befassung mit den Themen vertiefen, und das sollte eine noch profundere Rezeption der Botschaft bringen“, so Ouellet.

Vorprogramm der Synode

Die „Closed door“-Interventionen bei der CCEE-Jahresversammlung drehen sich bis Freitagabend um die Institution der Familie, ihre Krise und die Herausforderungen im heutigen Europa. Aus dem Programm sticht die Auseinandersetzung mit dem Denken Johannes Pauls II. über die Familie heraus. So werden Prof. Stanislaw Grygiel und Ludmila Grygiel, beide Mitarbeiter des römischen „Pontificio Istituto Giovanni Paolo II per Studi su Matrimonio e Famiglia“ referieren. Bei der Tagung referieren weiters Erzbischof Stanislav Zvolensky (Bratislava) und der US-Völkerrechtler Joseph Weiler (New York und Fiesole).

Mitglieder des „Istituto Giovanni Paolo II“, insbesondere dessen früherer Präsident Kardinal Carlo Caffarra, machten zuletzt durch pointierte Kritik am Vortrag von Kardinal Walter Kasper beim Konsistorium im Februar von sich Reden. Die Zeitung „National Catholic Register“ machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass in der vom Vatikan Anfang September veröffentlichten Liste der Synodenteilnehmer Mitglieder des von Johannes Paul II. gegründeten Think Tanks zu Ehe- und Familienfragen „in auffälliger Weise abwesend“ seien.

Medialer Wirbel rund um Kardinäle-Buch

Für medialen Wirbel sorgte auch, dass wenige Tage vor Beginn der Weltbischofssynode ein Buch mit Aufsätzen von fünf Kardinälen, darunter Caffara, erschien, das als ein Plädoyer für ein Festhalten am Ausschluss von wiederverheirateten Geschiedenen vom Kommunionempfang und als Kritik an Kardinal Walter Kasper gilt. Dieser plädiert im Gegensatz zu den fünf Kardinälen für eine Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion, jedoch unter bestimmten, eng gefassten Bedingungen.

Papst Franziskus will eigenen Worten zufolge eine offene und freie Debatte unter den Bischöfen. Um das zu erleichtern, wurde der Ablauf der Synode in einigen Punkten verändert. So müssen alle Bischöfe diesmal ihre vorher schriftlich eingereichte Stellungnahme vor der Synode frei vortragen und dürfen Ergänzungen vornehmen. Das lässt Spielraum für eine größere Debatte, auch wenn die Redezeit für eine Stellungnahme vor dem Plenum auf vier Minuten beschränkt ist.

religion.ORF.at/KAP

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