Nahostkonflikt: „Der Frieden muss von innen kommen“

„Under the Same Sun“ heißt der Eröffnungsfilm des Jüdischen Filmfestivals. Der Israeli Amir Harel hat ihn 2012 mit dem palästinensischen Regisseur Sameh Zoabi produziert. Es ist ein Film über Hoffnung auf Frieden in Nahost.

Am Anfang steht eine Geschäftsidee. Shaul, ein israelischer Unternehmer, sucht einen Geschäftspartner der Westbank und findet Nizar aus Ramallah. Die beiden wollen eine Photovoltaik-Anlage errichten, um ein palästinensisches Dorf mit Strom zu versorgen. Trotz voraussehbarer Schwierigkeiten beschließen sie, es zu versuchen. Und sie beschließen auch, niemandem davon zu erzählen. Mit gutem Grund.

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Jüdisches Filmfestival Wien
religion.ORF.at begleitet das Jüdische Filmfestival Wien als Medienpartner und berichtet über ausgewählte Programmpunkte.

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Die Bedingungen, unter denen das Projekt wachsen soll, sind nicht einfach, denn die beiden Joint-Venture-Partner sind durch eine Mauer und eine scharf kontrollierte Grenze voneinander getrennt. Dennoch hat die Sache Aussicht auf Erfolg. Als dann aber eine Zeitung von dem Projekt erfährt, geht vorerst alles den Bach hinunter. Sowohl Shaul als auch Nizar gelten von einem Tag auf den anderen bei ihren Leuten als Verräter. Familie, Freunde, Kollegen wenden sich ab und verlangen den sofortigen Abbruch der Zusammenarbeit.

Mit Shauls Schwager, einem Westbank-Siedler, ist kein Gespräch mehr möglich. Nizar muss eine beginnende Liebesbeziehung abschreiben. Er findet die Windschutzscheibe seines Autos eingeschlagen und weiß die Botschaft zu deuten: Er ist seines Lebens nicht mehr sicher.

Screenshot - "under the same sun"

lama film

Die herrschende Realität ignorierend gründen Shaul, ein israelischer Geschäftsmann, und Nizar, sein palästinensischer Partner, eine Solarenergiefirma

Gemeinsam Mensch sein unter der Sonne

Zunächst geben sich die beiden geschlagen. Doch dann wagen sie sich aus der Deckung. Auf einer Facebook-Seite beginnen sie offensiv von ihrem Projekt zu berichten und für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu werben. „Unter der selben Sonne“ bezieht sich jetzt nicht mehr allein auf die grenzüberschreitende Technik der Sonnenenergie, sondern auf das gemeinsame Menschsein unter derselben Sonne. „Nach 65 Jahren ist die Spaltung tiefer denn je“, sagt Shaul in einem Fernsehinterview zu Beginn des Filmes, und setzt dann zögernd hinzu: „Vielleicht sollte ich das nicht im Fernsehen sagen, aber viele Israelis haben es auch so lieber.“

Den Leitgedanken des Films bringt Nizar zum Ausdruck: „Stell dir vor was geschieht, wenn der Druck von innen kommt - wenn Palästinenser und Israelis ihre Politiker aufrufen, Frieden zu machen.“
Ein Märchen? Vielleicht. Aber ein schönes.

Christian Rathner, religion.ORF.at

Info:

Under the Same Sun
Spielfilm, 84 Minuten, hebr. OF mit engl. Ut
Mi. 14. Okt., 19.30 Uhr, Künstlerhaus-Kino. (Nur mit Einladung)
So. 12. Okt., 20.15 Uhr, Votivkino
Do 23. Okt. 20.00 Uhr Votivkino

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