Kardinal für Verzicht auf Redewendung „in Sünde leben“

Bei der außerordentlichen Bischofssynode zu den Themen Ehe und Familie in Rom hat sich ein Kardinal dafür ausgesprochen, auf die Formulierung „in Sünde leben“ für Paare ohne Trauschein zu verzichten.

Der verurteilende Ausdruck entfremde die Gläubigen bloß von der Kirche, hieß es bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Von wem der Reformvorstoß kam, wurde gemäß den Gepflogenheiten nicht mitgeteilt. Bei der Pressekonferenz gaben mehrere Vatikan-Sprecher eine Zusammenfassung von den Gesprächen des Tages hinter verschlossenen Türen bei der außerordentlichen Synode zum Thema Ehe und Familie.

Kardinal: „Etikett“ eines „Sünders“ hilft niemandem

Ein namentlich nicht genannter Kardinal habe den Änderungsvorschlag aber damit begründet, dass das „Etikett“ eines „Sünders“ weder den Betroffenen noch der Kirche helfe: Letztlich könnten nämlich Paare, die nicht „im Einklang mit den Regeln“ lebten, nach einer solchen Aburteilung noch schwieriger von Geistlichen erreicht werden als ohnehin schon. Wichtig sei aber, ihnen mit Respekt zu begegnen, um eine „schrittweise“ Annäherung an die Lehre der katholischen Kirche zu bewirken.

Papst Franziskus und Bischöfe bei der außerordentlichen Synode zu Ehe und Familie im Vatikan

APA/EPA/ANSA/Osservatore Romano

Papst Franziskus und Bischöfe bei der außerordentlichen Synode

Ein vom Vatikan verschickter Fragebogen hatte im Vorfeld der Synode ergeben, dass viele Gläubige die kirchliche Lehre nicht mehr im Einklang mit der Realität der modernen Familie sehen - mehr dazu in Vatikan-Umfrage: Lehre und Leben driften auseinander. Um darüber zu diskutieren, hatte Franziskus Bischöfe und Kardinäle aus aller Welt sowie einige ausgesuchte Laien vom 5. bis 19. Oktober nach Rom eingeladen.

Es wird erwartet, dass Papst Franziskus in zwei Jahren nach einer weiteren Synode ein päpstliches Schreiben zu wiederkehrenden Streitfällen veröffentlichen wird. Neben der Wiederverheiratung Geschiedener wird beispielsweise auch die Verhütungsfrage von vielen Gläubigen anders bewertet als vom Vatikan.

religion.ORF.at/APA/AFP

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