Synode: Konservative kritisieren Zwischenbericht

Bei der Familiensynode im Vatikan zeichnen sich deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Reformern und einem konservativen Flügel ab, der den am Montag veröffentlichten Zwischenbericht scharf kritisiert.

Die Kritik bezieht sich vor allem auf die zwei Themen der Synode, die bisher auch medial am intensivsten beachtet wurden: den Umgang mit Homosexuellen und den Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene. In beiden Streitfragen hatte es zuletzt Signale in Richtung einer Öffnung gegeben.

Einer der Ko-Präsidenten der Synode, Kardinal Raymundo Damasceno Assis, bestätigte am Mittwoch, dass es unter den 191 Synodenvätern durchaus Skepsis angesichts der eingeschlagenen Richtung gebe. „Unter einem Teil der Synodenväter herrscht Angst, dass eine seelsorgliche Öffnung die Doktrin der Kirche über Ehe und Familie beeinflussen könnte“, so der Brasilianer im portugiesischsprachigen Kanal von Radio Vatikan.

Assis war im April von Papst Franziskus gemeinsam mit dem französischen Kardinal Andre Vingt-Trois und dem Filipino Kardinal Luis Antonio Tagle für das Präsidium der Synode ernannt worden. Er selbst habe diese Ängste nicht, sagte der Kardinal. Er glaube, dass lehrmäßig nichts infrage gestellt werde.

Papst Franziskus im Gespräch mit Kardinälen

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus im Gespräch mit einigen Kardinälen bei der Synode

Vatikan-Erklärung bestätigt Spannungen

Auch eine vom Vatikan am Dienstag veröffentlichte Erklärung verhehlte nicht, dass es unter einigen Teilnehmern der Bischofssynode zu Ehe und Familie Kritik an dem am Montag veröffentlichten Zwischenbericht gibt. Einige Redner hätten deutlichere Worte zur Unauflöslichkeit des Ehesakraments angemahnt, hieß es. Der Text konzentriere sich zu sehr auf die Situation unvollkommener Ehen und stelle zu wenig „die Schönheit der lebenslangen Treue“ heraus.

Die Kritiker warnten laut Erklärung vor einer „Verwirrung“ durch den Begriff der „Gradualität“. Damit bezeichnet der Zwischenbericht die Möglichkeit, dass auch viele nicht der katholischen Lehre entsprechende Partnerschaften, etwa von wiederverheirateten Geschiedenen, sittlich wertvoll sein könnten.

Die Kritiker hätten jedoch darauf hingewiesen, dass die Wiederzulassung der Betroffenen zur Kommunion „schnell zur Regel werden“ könne. Sie bemängelten außerdem, dass der Begriff der Sünde in dem Begriff so gut wie gar nicht vorkomme, und warnten dabei vor einer Annäherung an den Zeitgeist.

Keine positive Wertschätzung für Homosexuelle

Als weiteren Kritikpunkt nannte die Vatikan-Erklärung die entgegenkommenden Ausführungen des Zwischenberichts über Homosexuelle. Die Kirche müsse diese Menschen willkommen heißen, aber „mit der richtigen Vernunft“, hieß es. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, die Kirche vertrete eine positive Wertschätzung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Das steht übrigens in Widerspruch zur Aussage Kardinal Christoph Schönborns in der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag-Ausgabe), wonach gleichgeschlechtliche Partnerschaften gewürdigt werden sollten - mehr dazu in Schönborn würdigt Menschlichkeit homosexueller Paare.

Man dürfe mit dem Dokument nicht den Eindruck einer zu großen Offenheit gegenüber Homosexuellen wecken, meinten die konservativen Synodenmitglieder nach Angaben des „Corriere della Sera“. „La Repubblica“ titelte gar mit „Streit in der Synode zwischen den Kardinälen“ und berichtete über eine gespannte Lage unter den Synodenteilnehmern. „Hinter den Kulissen sind die konservativen Kardinäle wütend“, so die Zeitung.

Napier: Kein Konsens unter Synodenvätern

Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Napier warnte beispielweise bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag vor „unrealistischen Erwartungen“ in Zusammenhang mit dem Thema Homosexualität. Er kritisierte außerdem, dass der Zwischenbericht zuweilen den Eindruck erwecke, die Positionen seien Konsens der gesamten Synode. Napier sagte zwar, das Dokument stehe im Einklang mit der katholischen Lehre, sei aber nur ein Arbeitspapier, über das nun in den sogenannten kleinen Zirkeln intensiv diskutiert werde. Viele Medien berichteten allerdings so, als gebe es bereits Beschlüsse, so Napier.

Kardinal Raymond Leo Burke

Reuters/Stefano Rellandini

Kardinal Raymond Leo Burke gehört zu den Kritikern des aktuellen Synodenkurses

Auch Kurienkardinal Raymond Leo Burke zeigte sich als scharfer Kritiker des Synodenverlaufs. Die Informationspolitik über die Bischofsversammlung werde in eine Richtung manipuliert, sagte der Präfekt der Apostolischen Signatur der italienischen Tageszeitung „Il Foglio“ (Dienstag-Ausgabe). Er sehe die Gefahr, dass mit dieser Synode eine neue Praxis in der Pastoral durchgesetzt werden solle, die mit der katholischen Lehre nicht vereinbar sei.

Schlussdokument am Samstag

Das Schlussdokument der Außerordentlichen Synode zu Ehe und Familie soll am Samstag per Abstimmung verabschiedet werden. Es bildet die Grundlage für die Vorbereitung der Ordentlichen Synode zu dem Thema im Herbst 2015. Franziskus wollte, dass dieses wichtige Dokument auf eine breite Basis gestellt ist, und ernannte deshalb zusätzlich zum „Synodenleitungstrio“ - Kardinal Peter Erdö (Synodenrelator), Kardinal Lorenzo Baldisseri (Synoden-Generalsekretär) und Erzbischof Bruno Forte (Theologischer Sondersekretär) - sechs weiter Redakteure.

Berufen wurden dabei Personen, die bereits jetzt die Synode mitgeprägt haben und wohl zu ihren Stars gehören. Es handelt sich um Kurienkardinal Gianfranco Ravasi (Kulturrat), US-Kardinal Donald Wuerl, Jesuitengeneral Adolfo Nicolas, den argentinischen Erzbischof Victor Manuel Fernandez, den Präsidenten des Lateinamerikanischen Bischofsrates Erzbischof Carlos Aguiar Retes (Mexiko) und den koreanischen Bischof Peter Kang U-il.

religion.ORF.at/KAP/APA

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