Legionäre Christi: Geistlicher des Missbrauchs schuldig

Ein Geistlicher des ultrakonservativen katholischen Ordens Legionäre Christi, John O’Reilly, ist am Mittwoch in Chile des Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen worden.

Der 68-jährige John O’Reilly, der 1984 aus Irland nach Chile kam und 2008 die chilenische Staatsbürgerschaft erhielt, habe ein jetzt neunjähriges Mädchen wiederholt missbraucht, befand die Richterin in Santiago de Chile.

Das Strafmaß soll am 11. November verkündet werden, die Staatsanwaltschaft plädierte auf zehn Jahre Gefängnis. O’Reilly wurde auch beschuldigt, die ältere Schwester des Mädchens sexuell belästigt zu haben. Für einen Schuldspruch in diesem Fall reichte die Beweislage aber nach Angaben des Gerichts nicht aus.

Mädchen sexuell missbraucht

Der Ordensmann, der das damals siebenjährige Mädchen in seiner Funktion als Seelsorger einer Schule missbraucht haben soll, beteuert nach wie vor seine Unschuld. Der Fall hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe 2012 in den chilenischen Medien Schlagzeilen gemacht.

Der des Kindermissbrauchs für schuldig befundene katholische Priester John O'Reilly im Gericht mit seinen Anwälten

APA/EPA/Sebastian Silva

John O’Reilly (Mitte, sitzend) im Gericht mit seinen Anwälten

O’Reilly zählt wegen seiner Kontakte zu wohlhabenden Familien und seiner Vergangenheit als TV-Pfarrer zu den prominentesten Geistlichen des Landes. In den vergangenen Jahren eröffnete er zahlreiche Schulen in Chile. 2008 verlieh ihm das Parlament wegen seines Einsatzes für die Bildung die chilenische Staatsbürgerschaft.

Ordensgemeinschaft weltweit tätig

Die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi zählt nach eigenen Angaben weltweit rund 920 Priester in etwa 20 Ländern sowie rund 2.500 Seminaristen. Angeschlossen ist die Laiengemeinschaft Regnum Christi. Zuletzt mussten sich die „Legionarios“ im Zuge einer Überprüfung durch den Vatikan von sexuellen Verfehlungen ihres Gründers Marcial Maciel Degollado (1920 bis 2008) distanzieren. O’Reilly hatte Maciel in der Vergangenheit stets verteidigt.

Die Legionäre Christi hatten vor Monaten selbst mitgeteilt, dass mehrere ihrer Priester des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen für schuldig befunden worden seien. Seither befinden sie sich derzeit in einem Neuaufbau. Der Vatikan hatte nach Bekanntwerden der Vorfälle 2010 eine umfassende „Reinigung“ sowie radikale Reformen angeordnet. Viele Vertreter der alten Leitung mussten seither ihre Posten räumen.

Tausende Missbrauchsfälle in mehreren Ländern haben die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine Krise gestürzt. Papst Franziskus kündigte kurz nach dem Beginn seines Pontifikats an, härter gegen Kindesmissbrauch in der Kirche vorzugehen.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

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