Synode: Arbeitsgruppen legten Berichte vor

Die zehn Arbeitsgruppen der vatikanischen Bischofssynode haben Donnerstagmittag ihre Arbeit beendet und ihre Berichte geliefert, die am Nachmittag im Plenum diskutiert werden.

Aus den Beiträgen und der Plenumsdiskussion wird bis Freitagabend von den neun Redakteuren - sie kommen aus Europa, den USA, Lateinamerika und Asien - der Schlussbericht erstellt. Über diesen wird am Samstagnachmittag abgestimmt. Bereits am Samstagmittag wird bei einer Pressekonferenz ein Kurzdokument, die Botschaft (Messaggio), vorgestellt.

Grundlage der Arbeit der zehn Arbeitsgruppen war die von Synodenrelator Kardinal Peter Erdö und dem Synodentheologen Erzbischof Bruno Forte erstellte Relatio (Zwischenbericht), welche die Arbeit der ersten Wochen zusammenstellte. An der Relatio gab es aufgrund der ungewohnt offen-positiven Sprache, etwa in Bezug auf Homosexuelle, auch Kritik von Seiten konservativer Synodaler.

Diskussion in vier Sprachen

Die Arbeitsgruppen diskutierten in den vier wichtigsten Sprachen der katholischen Weltkirche: Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Eine der beiden französischsprachigen Gruppen wurde von Kardinal Christoph Schönborn geleitet.

Die Kardinäle Timothy Dolan und Vincent Nichols im Vatikan während der Bischofssynode zum Thema Familie

AP/Gregorio Borgia

Die Kardinäle Timothy Dolan und Vincent Nichols im Vatikan während der Bischofssynode zum Thema Familie

Wie Radio Vatikan berichtet, berieten die Gruppen über einzelne Begriffe der Relatio und prüften Ergänzungs- oder Streichungsvorschläge, die von ihren jeweils rund 20 Teilnehmern eingebracht wurden. Der Schlussdokumentsentwurf, über den am Samstag abgestimmt wird, soll die Grundlage für die nächste Bischofssynode im Oktober 2015 bilden. Mit diesem soll dann endgültig der Weg der Familienpastoral für die Zukunft festgelegt werden.

Nachdem über die erste Synodenwoche nur wenige Informationen nach außen gedrungen waren, traten diese Woche Differenzen zutage. Zwar gab es am Montag langen Applaus der Synodenversammlung für den Bericht, mit dem Erdö die Debatte der ersten Woche zusammenfasste, aber dann wurde doch Unmut laut - mehr dazu in Synode: Konservative kritisieren Zwischenbericht.

Diskussion um Passagen zur Homosexualität

Für viel Diskussionsstoff sorgten Aussagen über Homosexualität im Zwischenbericht. Die afrikanischen Bischöfe seien besorgt darüber, dass internationale Organisationen die Vergabe von Hilfsmitteln an arme Länder von deren Umgang mit Homosexualität abhängig machen könnten, sagte der Vorsitzende der kongolesischen Bischofskonferenz, Bischof Nicolas Djomo Lola, am Donnerstag im Interview der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Internationale Organisationen könnten die Anerkennung der Gendertheorie oder von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften zur Bedingung für ihre Unterstützung erklären. „Und das ist nicht gut“, so der afrikanische Bischof. Er verwies darauf, dass das bereits jetzt bisweilen vorkomme.

Der belgische Kardinal Godfried Danneels sprach sich unterdessen für eine begrenzte zivilrechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften an. Die katholische Kirche akzeptiere zwar keine Ehe zwischen Homosexuellen. Wenn der Staat homosexuellen Partnerschaften jedoch bestimmte Rechte gebe, „ohne dass man so weit geht von einer echten Ehe zu sprechen“, sei es „richtig“, das zu respektieren, so der emeritierte Brüsseler Erzbischof in einem „La Repubblica“-Interview .

Der am Montag veröffentlichte Zwischenbericht der Bischofssynode über Ehe und Familie spricht mit Blick auf gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften von „Fällen, in denen die gegenseitige Hilfe bis hin zum Opfer einen wertvollen Beitrag für das Leben der Partner darstellt“. Auch homosexuelle Personen hätten Gaben und Qualitäten in die Kirche einzubringen.

Erdö: 300 Redebeiträge eingearbeitet

Synodenrelator Kardinal Peter Erdö sprach unterdessen in einem Radio-Vatikan-Interview von der Präzision des von ihm und Erzbischof Forte erstellten Zwischenberichts. Die Synodenväter seien ja dazu eingeladen worden, ihre Redebeiträge bei der Synode schon vorab einzuschicken. Mehr als die Hälfte der Redebeiträge seien dem Synodensekretariat also bereits vorgelegen, „wir konnten so die Hauptthemen herausfiltern“, so Erdö.

Kardinal Peter Erdö

AP/Michael Sohn

Kardinal Peter Erdö

Es habe mehr als 150 formelle, geschriebene Reden und darüber hinaus mindestens 150 frei gehaltene Redebeiträge gegeben. „Die größte Herausforderung war es, wenn ein Gedanke in 30 oder 40 Redebeiträgen vorkam. Denn jeder formulierte denselben Inhalt anders. Welche Terminologie sollten wir wählen? Welchen Akzent setzen? Wie stilistisch ausdrücken, dass ein Thema in vier Redebeiträgen vorkam, das andere aber in 40?“, so der ungarische Primas.

„Missverständnisse beseitigen“

Die Hauptthemen der Redebeiträge seien jedoch alle in den Zwischenbericht eingeflossen, bekräftigte er. Es könne aber immer jemand beanstanden, „dieses oder jenes“ fehle noch. Einen Grund für den jetzigen Wirbel ortete Erdö im großen Interesse der Medien: „Vielleicht hat man in manchen Stellen des Textes mehr gesehen als das, was wirklich ausgesagt war.“

Kardinal Erdö äußerte sich zuversichtlich, dass es den Synodenteilnehmern und Teilnehmerinnen gelingen werde, im Abschlusstext „zu mehr Klarheit zu gelangen und Missverständnisse zu beseitigen“. Auch die Gläubigen bräuchten „eine klare Stimme, Ermutigung und Orientierung“. Allerdings sei es „sicher nicht die Funktion dieser Synode, konkrete Antworten“ auf alle Herausforderungen der Ehe und Familie heute zu geben. Es gehe darum, „Fragen vorzustellen und Argumente und Vorschläge zu sammeln“, die der Vorbereitung der Synode im Herbst 2015 dienten.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: