Bünker: „Die Reformation ist eine Weltbürgerin“

Beim traditionellen Reformationsempfang der Evangelischen Kirchen in Österreich sprach Bischof Michael Bünker unter anderem über die Vorbereitungen zum Reformationsjubiläum 2017.

Im Jahr 2017 feiern die Evangelischen Kirchen in Europa 500 Jahre Reformation. Auch die drei evangelischen Kirchen in Österreich - die lutherische, die reformierte und die methodistische Kirche - beteiligen sich an den Feierlichkeiten. Über den Stand der Vorbereitungen und über die Pläne für das Jubiläumsjahr sprach der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker beim traditionellen Reformationsempfang am 29. Oktober.

Der Reformationstag am 31. Oktober ist der einzige ursprünglich evangelische Feiertag. Er erinnert an den Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517. Mit seinen 99 Thesen rief Luther zu einer Erneuerung der Kirche auf und leitete damit die Abspaltung von der katholischen Kirche ein.

Reformation als „europaweiter Aufbruch“

In seiner Rede stellte Bünker das Gemeinsame in Bezug auf das Reformationsjubiläum in den Mittelpunkt. Dies umfasse mehrere Dimensionen. So sei es von Anfang an ein Anliegen gewesen, dass sich alle drei evangelischen Kirchen in Österreich gemeinsam auf das Jubiläumsjahr vorbereiten, so Bünker. Ebenso wichtig sei es, das Reformationsjubiläum in seiner gesamteuropäischen Dimension wahrzunehmen.

Bischof Michael Bünker

APA/Herbert Neubauer

Michael Bünker

Als „europaweiten Aufbruch, an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten“ bezeichnete Bünker die Reformation. Insofern werde mit dem Jahr 1517 nicht die lutherische Reformation gefeiert, vielmehr handle es sich dabei um einen „symbolischen Brennpunkt“, da es schon vor Luther reformatorische Bewegungen wie beispielsweise rund um Jan Hus in Tschechien gegeben habe.

Ökumene: Vereint mit Unterschieden

Wichtig sei das Miteinander aber auch und gerade in Bezug auf die Ökumene, hier vor allem mit der römisch-katholischen Kirche, aber auch mit Baptisten und Mennoniten, so Bünker. Das Reformationsjubiläum könne daher eine Chance sein, „vereint in den Unterschieden voranzugehen“. „Es gibt keinen anderen Weg, um eins zu werden“, zitierte Bünker Papst Franziskus in seiner Rede.

Vor den etwa 300 Festgästen hob Bünker, der auch Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ist, die globale Dimension der Reformation hervor. „Die Reformation ist eine Weltbürgerin“, so der Bischof wörtlich. Die befreiende Erfahrung des wiederentdeckten Evangeliums habe zu einer Neubestimmung im Verhältnis des Menschen zu Gott, zu sich selbst und zu den Mitmenschen geführt.

„Blick nach vorn“

Reformation lasse sich nicht auf ein kirchliches Erneuerungsprogramm beschränken, sei „mehr als eine Reform“, nämlich „Aufbruch weit über die Kirche hinaus“ mit Auswirkungen bis heute. Das Reformationsjubiläum bedeute daher „nicht nur sich selbst zu feiern, sondern aufzubrechen in die Welt“. Klar ist für Bünker auch, dass sich beim Reformationsjubiläum der „Blick nicht zurück, sondern nach vorne“ richten werde.

Zu den konkreten Plänen sagte Bischof Bünker, dass die GEKE unter anderem ein Netz europäischer „Städte der Reformation“ knüpfen möchte. In Österreich werden Wien, Steyr, Klagenfurt und Graz dabei sein, Villach ist nominiert.

Allen geplanten Projekten zum Jubiläum gemeinsam sei es aber, dass man die befreiende Botschaft des Evangeliums, wonach der Mensch nicht aus eigener Kraft und Leistung leben kann, sondern allein aus der Liebe Gottes, wieder „verständlich und erfahrbar“ machen möchte. „Das ist die Herausforderung, vor der wir als Kirchen gemeinsam stehen“, betonte der Bischof.

religion.ORF.at/epdö

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