Patriarch bittet Pakistan um Begnadigung von Asia Bibi

Für die wegen Blasphemie zum Tod verurteilte Christin Asia Bibi hat der Moskauer Patriarch Kyrill den pakistanischen Präsidenten Himari Hussain um eine Begnadigung gebeten.

Nicht nur für die Familie der Verurteilten wäre ein Vollzug des Urteils ein unwiederbringbarer Verlust, sondern er würde auch den Dialog zwischen den Religionen erschweren. „Spannungen zwischen den Christen und Muslimen sowohl in Pakistan als auch in der ganzen Welt könnten sich dadurch verschärfen“, warnte der Patriarch laut einer Mitteilung der Nachrichtenagentur Interfax vom Mittwoch. Asia Bibi, selbst fünffache Mutter, war von zwei Arbeitskolleginnen aus ihrem Dorf vorgeworfen worden, sich beleidigend über den Propheten Mohammed geäußert zu haben, was sie selbst bestreitet.

Blasphemiegesetz diene oft persönlichen Abrechnungen

Nachdem ihr Todesurteil durch Strang im Oktober auch vom Berufungsgericht in Lahore bestätigt wurde, wollen sich ihre Anwälte nun noch an das Oberste Gericht und somit die letzte juristische Instanz wenden. Zahlreiche Politiker, NGOs, der Weltkirchenrat und religiöse Führer hatten sich bislang für eine Freilassung der Christin eingesetzt, darunter die Päpste Benedikt XVI. (2005-2013) und Franziskus.

Laut Pakistans früherem Minister für Minderheiten, Paul Bhatti, wäre Bibis Hinrichtung die erste aufgrund von Pakistans Blasphemiegesetz, weshalb er selbst noch Hoffnung auf eine Aufhebung des Urteils sehe. Oft werde das Blasphemiegesetz für persönliche Abrechnungen missbraucht, was auch im Fall von Asis Bibi zutreffen dürfte, erklärte der katholische Ex-Politiker laut Angaben der schweizerischen katholischen Nachrichtenagentur „Kipa“ am Dienstag in Zürich.

Mehrere Faktoren verantwortlich für Gewaltzunahme

Bhatti betonte, dass in Pakistan neben den Minderheiten auch Muslime der Gewalt zum Opfer fielen, wobei Christen jedoch am meisten betroffen seien. Werde einem Christ Blasphemie vorgeworfen, würden oft ganze christliche Viertel vom Mob angegriffen. Für die Zunahme extremistischer Gewalt seien mehrere Faktoren verantwortlich, darunter mangelhafte Bildung, hohe Analphabetenrate, Armut und fehlende Unterstützung für den interreligiösen Dialog oder für die Gewährleistung der Religionsfreiheit.

Bhattis Bruder und Vorgänger als Minister für Minderheitenrechte, Shahbaz Bhatti, ist ebenso wie der muslimische Governeur von Punjab 2011 von islamistischen Extremisten ermordet worden. Beide Politiker hatten sich für den Dialog zwischen den Religionen und speziell für die Freilassung von Asia Bibi eingesetzt. Auch Paul Bhatti lebt seit Morddrohungen vergangenen Februar im italienischen Exil.

religion.ORF.at/KAP

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