USA: Mormonen arbeiten Polygamie ihres Gründers auf

Die Führung der Mormonen-Kirche in den USA hat publik gemacht, dass ihr Gründer Joseph Smith mindestens 40 Ehefrauen hatte. Man wolle das Thema mit größerer Offenheit angehen, sagte ein Mitglied zur „New York Times“.

Wie die „New York Times“ am Montag berichtete, will die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT; engl. The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, LDS), wie die Mormonen offiziell heißen, Transparenz in die Aufarbeitung ihrer Geschichte bringen. Die Kirche versuche das Thema Mehrehe derzeit mit größerer Offenheit anzugehen, sagte Richard L. Bushman, emeritierter Professor an der Columbia University und selbst Mormone, der Zeitung.

Auf ihrer Website veröffentlichte die Kirche eine Serie von Aufsätzen, die sich mit den Thema der Polygamie (plural marriage) in der Geschichte der Gemeinschaft befassen. Demnach waren mehrere von Smiths Ehefrauen bereits verheiratet, die jüngste war 14 Jahre alt. Forschungen kirchenkritischer Historiker gehen von bis zu 84 Frauen aus, die Smith (1805-1844) geehelicht haben soll.

Eine Statue des Mormonen-Gründers Joseph Smith mit seiner Frau Emma

APA/The Salt Lake Tribune/Scott Sommerdorf

Eine Statue von Religionsgründer Joseph Smith mit seiner ersten Ehefrau Emma in Salt Lake City

Polygamie Teil der Geschichte der HLT

Mit der Tatsache der Polygamie in den Anfängen der mormonischen Kirchengeschichte haben sich bereits einige Historiker auseinandergesetzt, wie der Religionswissenschaftler Hans Gerald Hödl von der Uni Wien und der Pressesprecher der HLT Österreich, Heinrich Lerchner, im Gespräch mit religion.ORF.at bestätigten. Neu an der Sache sei, dass die Kirche selbst aktiv wird und ihre Archive seit einiger Zeit öffentlich zugänglich macht. Man wolle die Aufarbeitung der Kirchengeschichte nicht den Kritikern überlassen, so Lerchner - die Mormonen haben ihm zufolge „nie etwas zu verbergen gehabt“.

Die sehr konservative Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit Sitz in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah hat weltweit fast 15 Millionen Mitglieder. Sie hat die Polygamie, bei der ein Mann mehrere Frauen heiraten darf, 1890 offiziell abgeschafft. Einige Gruppen in Amerika leben dennoch polygam und beziehen sich auf das Smith zugeschriebene „Buch Mormon“. Die HLT als größte mormonische Kirche erkennen diese Gruppen nicht an.

Mormonen im Vatikan eingeladen

Für den 18. November lädt Papst Franziskus nach Angaben der HLT Vertreter von 14 Religionsgemeinschaften aus 23 Ländern - darunter auch den Präsident der HLT, Henry B. Eyring, zu einem Kolloquium ein, bei dem über die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau diskutiert werde soll. In ihrem Statement zu dem Treffen zeigen sich die HLT erfreut, dass sie in Zeiten, in denen moralische Werte schwinden, gemeinsam mit der katholischen Kirche, anderen christlichen Konfessionen und anderen Religionen für die Unantastbarkeit der Ehe zwischen Mann und Frau eintreten können.

Viele Mitglieder der Kirche haben in den USA einflussreiche Jobs und arbeiten in Politik und Wirtschaft. Zu ihren prominentesten Mitgliedern gehört der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney.

religion.ORF.at/APA/dpa

Links: