Pakistan: Interreligiöse Kritik an Blasphemiegesetz

Pakistanische Religionsvertreter, darunter auch Muslime, fordern eine Änderung des umstrittenen Blasphemiegesetzes des Landes. In den vergangenen zehn Jahren gab es ingesamt 1.170 Anklagen.

Bei einer gemeinsamen Tagung in Lahore beklagten die Religionsvertreter die Instrumentalisierung des Paragrafen, der die Beleidigung des Islam und des Propheten Mohammed unter Strafe stellt, wie der vatikanische Pressedienst Fides (Dienstag) berichtete.

Im Namen der Vertreter von Christen, Muslimen, Hindus und Sikhs forderte demnach der Sekretär des „Katholischen Rats für interreligiösen Dialog und Ökumene“, Javaid William, striktere Regeln bei der Aufklärung angeblicher Fälle von Religionsbeleidigung. Anzeigen sollten künftig nur noch von hohen Polizeioffizieren entgegengenommen werden können. Zudem verlangen sie, neben dem Beschuldigten auch den Anzeigenden in Gewahrsam zu nehmen. Die Verfahren sollten ausschließlich vor höheren Gerichten verhandelt und Falschanzeigen betraft werden.

Immer wieder Todesurteile

Nach Angaben des Leiters des Peace Center des Dominikanerordens in Lahore, James Channan, wurden in Pakistan in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 1.170 Personen wegen Blasphemie angeklagt. Internationales Aufsehen erregte das Todesurteil gegen die Christin Asia Bibi, die derzeit noch in Haft auf ein Berufungsverfahren vor dem Obersten Gericht wartet. Im Oktober hatte sie einen Brief mit Bitte um Unterstützung an Papst Franziskus geschrieben. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte bereits früher ihre Freilassung gefordert.

Immer wieder kommt es in Pakistan zu Übergriffen aufgebrachter Muslime gegen Personen, denen Beleidigung des Islam vorgeworfen wird. Anfang November wurde ein christliches Ehepaar von einem muslimischen Mob getötet, nachdem sich von das Gerücht einer Koranschändung verbreitet hatte. „Im Licht der jüngsten Ereignisse ist eine Revision und eine Verbesserung des Blasphemieparagrafen dringend notwendig, damit Misstrauen und Hass beseitigt und Justizfehler verhindert werden“, sagte Channan.

religion.ORF.at/KAP

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