Papst Franziskus spricht im EU-Parlament

Es ist eine kurze, aber wichtige Reise. Papst Franziskus wird kommenden Dienstag vor dem EU-Parlament und dem Europarat im französischen Straßburg Reden halten.

Es ist die erste Reise in ein EU-Land außerhalb Italiens, die Papst Franziskus am kommenden Dienstag antreten wird. Nicht mehr als drei Stunden und 50 Minuten wird sich der Papst im französischen Straßburg aufhalten, doch sein Programm ist ambitionert. Franziskus wird sowohl vor dem EU-Parlament, als auch im Europarat sprechen. Vor ihm hat bisher nur Papst Johannes Paul II. vor 26 Jahren vor dem Europäischen Parlament gesprochen.

Sendungshinweis:

ORF III überträgt die Reise von Papst Franziskus nach Straßburg am Dienstag, dem 25. November, ab 10.10 Uhr live.

Mehr dazu in ORF III-Spezial: Papst Franziskus zu Gast bei der EU

Papst als moralische Macht

Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hatte den Papst im vergangenen Jahr bei einer Audienz in Rom eingeladen. Dieser Einladung wird Papst Franziskus nun folgen. Nicht als Staatschef oder Wirtschaftskraft, sondern als moralische Macht, werde dem Papst in Straßburg Gehör geschenkt, erinnerte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Bei der Sitzung im Straßburger Plenarsaal werden unter anderen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der scheidende Ratspräsident Herman Van Rompuy und der italienische Regierungschef Matteo Renzi erwartet, dessen Land derzeit den EU-Vorsitz innehat.

Dass das Oberhaupt der katholischen Kirche dem Machtzentrum der EU einen Besuch abstattet, dürfte besonders die Christdemokraten freuen. „Er kommt an jenen Ort der Demokratie Europas, wo die Menschen Europas vertreten werden“, sagte der Chef der Christdemokraten, Manfred Weber. Der deutsche Kardinal und Papst-Berater Reinhard Marx, Präsident der EU-Bischofskommissionen, erwartet von dem päpstlichen Auftritt „ein starkes Signal zur Unterstützung und Ermutigung des Einigungsprozesses in Europa“.

Plenarsaal im EU-Parlament in Straßburg

REUTERS/Vincent Kessler

Plenarsaal im EU-Parlament in Straßburg

Französische Medien kritisieren „Desinteresse“

Papst Franziskus wird nur sehr kurz in Straßburg sein. Er wird nur politische Institutionen besuchen und keine Kathedralen-Visite machen. Es ist ein offizieller Antrittsbesuch bei den Abgeordneten der Europäischen Union, wenn man so will, keine Apostolische Reise. Das kritisierte die französische Zeitung „La Figaro“ und fragte: „Straßburg ist Papst Franziskus also keine Messe wert?“ Dort hieß es weiter: „Dieses offensichtliche Desinteresse des argentinischen Papstes, was Frankreich angeht, sagt sehr viel aus über das nun in Rom herrschende Klima.“

Der Vatikan verweist diesbezüglich auf einen Besuch des Pontifex in Paris und Lourdes im Jahr 2015, der bereits im Oktober angekündigt wurde. Für Interessierte werden die Reden des Papstes in Straßburg jedenfalls auf zwei großen Leinwänden am Münsterplatz übertragen. Neben dem EU-Parlament wird der Papst auch vor dem Europarat sprechen. Der Heilige Stuhl hat seit 1970 einen Status als Beobachter in der von der EU unabhängigen Staatenorganisation mit 47 Mitgliedsländern.

Seit seinem Amtsantritt im März 2013 besuchte Franziskus bereits Brasilien, den Nahen Osten, Südkorea und im September als erstes europäisches Land außerhalb Italiens Albanien. In Tirana verurteilte der 77-Jährige mit scharfen Worten religiös motivierte Gewalt. Nach der Straßburg-Reise wird Papst Franziskus am 28.November in die Türkei aufbrechen.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP