Religionsführer unterzeichnen Anti-Sklaverei-Erklärung

Führende Vertreter aller Religionsgemeinschaften engagieren sich erstmals gemeinsam für die Abschaffung von moderner Sklaverei und Menschenhandel bis zum Jahr 2020.

Anlässlich des Internationalen Tags für die Abschaffung der Sklaverei am zweiten Dezember unterzeichnen Religionsführer und Hilfsorganisationen - darunter „Jugend Eine Welt“ - eine gemeinsame Erklärung zur Abschaffung moderner Sklaverei bis zum Jahr 2020. Unter „moderne Sklaverei“ fällt aus Sicht der Proponenten Menschenhandel, Zwangsprostitution, Zwangsarbeit, Organhandel und Kindersklaverei. Millionen junger Menschen werde durch brutale Arbeitsausbeutung die Kindheit zerstört, heißt es dazu seitens „Jugend Eine Welt“.

Global Freedom Network

Das Global Freedom Network (GFN) ist ein globales Netzwerk verschiedener Glaubensgemeinschaften, die die gemeinsame Vision und Zielsetzung haben, „moderne Sklaverei und Menschenhandel in aller Welt für alle Zeit abzuschaffen“. Die Initiative wurde am 17. März 2014 im Vatikan gegründet.

Kirchen und NGOs auf einer Seite

Die im „Globalen Netzwerk für die Freiheit“ (GFN) zusammengeschlossenen Proponenten aus Weltreligionen und NGOs setzen sich für eine Abschaffung von moderner Sklaverei und Menschenhandel bis zum Jahr 2020 ein.

Dabei engagieren sich die Spitzen der katholischen, anglikanischen und orthodoxen Kirche sowie Vertreter der buddhistischen, hinduistischen, jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften gemeinsam. Am Internationalen Tag zur Abschaffung der Sklaverei kommen sie in Rom zusammen, um eine Gemeinsame Erklärung zu unterzeichnen.

Kinder in Indien arbeiten in einem Steinbruch

APA/Benjamin Pütter

Besonders Kinder sind von der Ausbeutung betroffen

Grundsatz: „Alle Menschen sind gleich an Würde“

Die Erklärung wendet sich gegen jeden Verstoß gegen die Grundüberzeugung, „dass alle Menschen gleichwertig sind und die gleiche Freiheit und Würde haben“, heißt es dazu in einer Aussendung des Vatikans vom Montag. Moderne Sklaverei sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies müsse von allen Nationen anerkannt werden. Zudem wird bekräftigt, dass Mitglieder aller Glaubensgemeinschaften und Menschen guten Willens in aller Welt zu spirituellen und praktischen Aktionen aufgerufen sind, die moderne Sklaverei abzuschaffen.

Für die katholische Kirche unterzeichnet Papst Franziskus, für die orthodoxe Kirche Metropolit Emmanuel von Frankreich, für die anglikanische Kirche Primaserzbischof Justin Welby. Seitens der Muslime werden vier, von der hinduistischen Religionsgemeinschaft einer und von der buddhistischen Religionsgemeinschaft zwei Vertreter entsandt. Für die jüdische Glaubensgemeinschaft unterzeichnen Oberrabbiner David Rosen und Abraham Skorka. Auch zahlreiche Leiter von internationalen Organisationen, wie Andrew Forrest von der „Walk Free Foundation“, von zivilgesellschaftlichen Organisationen und von Unternehmen nehmen an dem Event in Rom teil und unterzeichnen die Erklärung.

35,8 Millionen Menschen von Sklaverei betroffen

„Jugend Eine Welt“-Vorsitzender Reinhard Heiserer betont in einer Aussendung am Montag, dass die diesjährige Verleihung des Friedensnobelpreises an den indischen Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi, der selbst zahlreiche Kindersklaven befreit habe, als Auftrag verstanden werden, soll, Kinder aus missbräuchlichen Arbeitsverhältnissen herauszuholen. Es gehe aber auch darum, sie „mit allen Mitteln davor zu beschützen“, so Heiserer.

Friedensnobelpreisträger  Kailash Satyarthi

Reuters/Suzanne Plunkett

Kinderrechtsaktivist und Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi

Laut aktuellem Sklaverei-Index der Walk Free Foundation leben derzeit 35,8 Millionen Menschen in einer Form von moderner Sklaverei, darunter Millionen Minderjährige. Schon ganz kleine Kinder werden von ihren Eltern verkauft, müssen Hausarbeit für begüterte Familien leisten, Teppiche knüpfen oder in Steinbrüchen, Fabriken, Minen und Plantagen schuften. Viele Mädchen werden in jungem Alter zwangsverheiratet - eine Praxis, die in kriegerischen Konflikten noch zunimmt, wenn Mädchen entführt und als Kriegsbeute verschachert werden. Zudem werden Kinder und Jugendliche immer häufiger Opfer von Menschenhandel und kommerzieller sexueller Ausbeutung.

Heiserer: Problem wird zu wenig wahrgenommen

„Das Problem der Kindersklaverei wird von der Gesellschaft häufig zu wenig wahrgenommen“, erklärt Heiserer. Viele Eltern würden in gutem Glauben handeln, wenn sie ihre Kinder in die Obhut von Menschenhändlern geben, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen, etwa dass die Kinder bei ihnen eine gute Ausbildung erhalten.

Don-Bosco-Einrichtungen führten deshalb Aufklärungskampagnen durch, etwa im von „Jugend Eine Welt“ unterstützten Projekt „Navajeevan“ der Salesianer Don Boscos in der indischen Großstadt Vijayawada. Dort würden Haushalte, die Kinder als Arbeitssklaven halten, seit 2007 ausgeforscht. „Seither konnten mehr als 100 Kinder aus Haushalten befreit und zu ihren Familien zurückgeführt bzw. bei Don Bosco gut untergebracht werden“, so Heiserer.

Sechs Handlungsfelder

Das Global Freedom Network hat sechs Handlungsfelder identifiziert, um seine Vision umzusetzen: Mobilisierung von Glaubensgemeinschaften, Lieferkettennachweise mit Blick auf einen ethischen Einkauf, bessere Versorgung von Opfern und Überlebenden, Einsatz für Gesetzesreformen und deren Umsetzung, Bildungs- und Aufklärungsarbeit sowie die Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel, um seine Aufgabe umzusetzen.

religion.ORF.at/KAP

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