FIN: 13.000 Kirchenaustritte nach Votum für Homoehe

Die lutherische Kirche in Finnland sieht sich wegen eines internen Grundsatzstreits über Eheschließungen von Schwulen und Lesben mit einem rapiden Mitgliederschwund konfrontiert.

Als Reaktion auf den Zwist zweier ranghoher Kirchenvertreter nach einer Parlamentsabstimmung zur Ehe gleichgeschlechtlicher Paare traten binnen drei Tagen mehr als 13.000 Menschen aus der Kirche aus. Das berichtet die Webseite eroakirkosta.fi am Montag. Allein am Sonntag waren es demnach 5.200 Austritte - mehr als an jedem anderen Tag der vergangenen vier Jahre.

Nicht bindende Parlaments-Entscheidung

Das finnische Parlament hatte am Freitag mit 105 zu 92 Stimmen den Vorschlag einer Bürgerinitiative zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen, die in allen anderen skandinavischen Ländern bereits erlaubt ist.

Die von den meisten Abgeordneten der sozialdemokratisch-konservativen Regierungskoalition unterstützten Aktivisten hatten während ihrer Kampagne mehr als 160.000 Unterschriften gesammelt und damit eine nicht bindende Entscheidung des Parlaments erzwungen. Damit ist nun der Weg frei für eine Gesetzesänderung, die 2016 in Kraft treten könnte.

Zwist zwischen den Kirchenvertretern

Erzbischof Kari Mäkinen äußerte sich „von tiefstem Herzen erfreut“ über den Parlamentsbeschluss - und verärgerte damit konservative Mitglieder der lutherischen Kirche. Deren ranghoher Vertreter Jukka Keskitalo konterte am Sonntag, das Abgeordnetenvotum ändere nichts an der Auffassung der Kirche, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden könne. Damit brachte Keskitalo wiederum den liberalen Flügel der Kirche gegen sich auf. Für den Mitgliederschwund scheinen damit beide Kirchenvertreter mitverantwortlich zu sein.

Eingetragene Lebensgemeinschaften zwischen Homosexuellen sind in Finnland seit 2002 möglich. Der lutherischen Kirche gehören etwa 75 Prozent der 4,1 Millionen Landesbewohner an. In den 70er-Jahren lag die Quote noch bei über 90 Prozent.

religion.ORF.at/APA

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