Israel: Ultraorthodoxe Frauen drängen ins Parlament

Ultraorthodoxe Israelinnen wollen künftig im Parlament vertreten sein. Unter den Haredim, den „Gottesfürchtigen“, formierte sich eine Frauenbewegung, die sich gegen den Ausschluss von Frauen bei den ultraorthodoxen Parteien wehrt.

Noch bevor das israelische Parlament am Montag mit großer Mehrheit seine eigene Auflösung beschlossen und Neuwahlen für den 17. März 2015 angesetzt hat, forderten am Sonntag ultraorthodoxe Frauen fixe Listenplätze in den beiden ultraorthodoxen jüdischen Parteien.

„Gottesfürchtige Frauen bilden fünf Prozent der Bevölkerung, wir wollen auf jeder der beiden Listen mindestens eine Frau auf einem sicheren Platz“, sagte Esti Reider-Indorski im öffentlichen Radio. Ähnliche Bestrebungen hatte es bereits vor einem Jahr bei den Kommunalwahlen gegeben.

Bisher nur Assistentinnen

In einem Manifest drohten die Haredim-Frauen an, anderenfalls einen Wahlboykott zu organisieren. Das könnte die Shas-Partei der orientalischen Ultraorthodoxen, die bisher elf Sitze innehat, und das Vereinigte Tora-Judentum, die Partei der aus Europa stammenden Haredim mit derzeit sieben Mandate, viele Stimmen kosten.

Ultraorthodoxe israelische Frauen beten am Grab der Rachel in Bethlehem

APA/EPA/Abir Sultan

Ultraorthodoxe israelische Frauen beten am Grab der Rachel in Bethlehem

Bisher waren ultraorthodoxe Frauen, erkennbar an ihrer hochgeschlossenen Kleidung sowie den Kopfbedeckungen oder Perücken, die das eigene Haar bedecken müssen, nur als Assistentinnen männlicher Abgeordneter oder als Kandidatinnen anderer Parteien in der Knesset vertreten. Im aktuellen Parlament haben sie allerdings keine Vertreterinnen.

Eine der bekanntesten Ultraorthodoxen, Adina Bar Shalom, Tochter des verstorbenen geistlichen Führers der Shas-Partei, Ovadja Josef, kündigte an, für die neue zentristische Partei von Moshe Kachlon anzutreten. Die Gruppierung des ehemaligen Sozialministers könnte bei der Wahl vom 17. März 2015 das Zünglein an der Waage bilden.

religion.ORF.at/APA/AFP