Fall von Witwenverbrennung in Indien

Eine 65 Jahre alte Witwe soll am Samstag in Indien auf den Scheiterhaufen ihres toten Ehemanns gesprungen sein, wie indische Medien am Montag berichtet haben. Der genaue Hergang ist aber unklar.

Es handelt sich demnach um einen Fall von Sati, einer jahrhundertealten hinduistischen Tradition, wonach Frauen mit ihren Männern sterben. Die Polizei sprach am Montag lediglich von Selbstmord. Sati ist nach indischem Recht verboten, dennoch kommt es immer wieder zu Fällen.

Der Mann sei am Samstag im Dorf Parmania im nordindischen Bihar nach einem Krebsleiden gestorben, sagte der örtliche Polizeichef Pankaj Sinha. Die Familie habe ihn nach einer hinduistischen Zeremonie in der Nähe des Dorftempels verbrannt.

„Scheint keine Zeugen zu geben“

Dann seien die Angehörigen zur rituellen Waschung an den Brunnen gegangen. Später sei dann der verbrannte Leichnam der Ehefrau auf dem Scheiterhaufen gefunden worden. „Es scheint keine Zeugen zu geben“, sagte Polizeichef Sinha. Der Zeitung „Times of India“ (Montag-Ausagbe) zufolge behaupteten allerdings Dorfbewohner der Polizei gegenüber, dass die Verwandten der Frau nicht versucht hätten, diese von dem Scheiterhaufen zu retten, als sie sie brennen sahen.

Der Hindu-Brauch Sati (das Wort bedeutet so viel wie „treue Gattin“) wurde 1829 von den britischen Kolonialherren verboten. Seit 1987 eine junge Frau in ihrem Brautkleid in den Scheiterhaufen ihres toten Mannes sprang, erhielt das Phänomen auch weltweit Beachtung. Tausende Menschen sahen der Frau damals zu, viele feuerten sie an. Der Vorfall erregte im ganzen Land und darüber hinaus Aufsehen und Entsetzen. Die Regierung verhängte daraufhin eine Strafe für die Glorifizierung von Sati - sie kann mit sieben Jahren Gefängnis und einem Bußgeld von 30.000 Rupien (515 Euro) geahndet werden.

Sati: Glorifiziertes Sterben

In früherer Zeit wurden Frauen, die im Feuer ihres Mannes starben, glorifiziert. In Wahrheit war es wohl meist ein Versuch, einem Leben in Armut und Schande zu entgehen, das vor allem Witwen traf, die keine Söhne hatten. Noch immer gibt es in Nordindien Tempel, die solchen Frauen gewidmet sind. Heute ist Sati kaum noch üblich. Die UNO-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen, Rashida Manjoo, sagte im vergangenen Jahr, sie habe aber einzelne Fälle von Sati gefunden. Zahlreiche Witwen werden auch heute noch von ihren Familien verstoßen und leben ein ärmliches Leben.

religion.ORF.at/APA/dpa/Reuters

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