Kirchenbank gehört mit Casino-Paket künftig der GraWe

Die bisher der katholischen Kirche gehörende Bank Schelhammer & Schattera gehört künftig der Grazer Wechselseitigen Versicherung (GraWe). Die katholischen Männerorden hatten schon länger einen Käufer gesucht.

Bei der Bank handelt es sich um die älteste Privatbank Wiens (Gründungsjahr: 1832). Abgeschlossen sein soll der Mehrheitseigentümerwechsel in vier bis fünf Monaten. Bis dahin soll auch die Aufsicht ihren Segen gegeben haben.

Kirche wollte Glücksspielgeschäft schon länger abgeben

Mit der Mehrheitsübernahme der noblen kleinen Bank, die den Wiener Stephansdom im Firmenlogo hat, geht auch ihr direkt und indirekt gehaltener knapp 10-prozentiger Anteil an den Casinos Austria an die Grazer Wechselseitige.

Dass die Kirche aus dem Glücksspielgeschäft aussteigen wollte, war schon lang vor den Verkaufsabsichten für die ganze Bank bekannt gewesen. 5,2 Prozent der Casinos hält die Bank direkt. Die Casino-Beteiligung ist im Akquisitionspaket enthalten.

Regulierungsdruck für kleine Banken zu hoch

Befeuert worden waren die Bankverkaufspläne durch den immer stärkeren Regulierungsdruck, der vor allem für kleine Banken und Privatbanken zu überbordenden Kosten führte. Als im Sommer Pläne für einen Teilverkauf bzw. Verkauf an einen strategischen Aktionär bekannt wurden, versprachen die Kirchenbanker, das Geschäftsmodell als Marktführer bei ethisch-nachhaltigen Finanzprodukten aufrechterhalten zu wollen.

Die Glücksspielbeteiligung indes hatte bei der Bank der Kirche mit ihren zumindest kirchennahen Kunden immer wieder für Kritik gesorgt, sie galt jedenfalls als moralisch unpassend.

Als im Sommer der Bank-Verkauf angestoßen wurde, sei klar gewesen, man wolle „keine Oligarchen oder Heuschrecken“. Der amtierende Bank-Vizepräsident Pater Erhard Rauch sieht Schelhammer & Schattera in der GraWe nun „in einem größeren Verbund für die Zukunft optimal aufgestellt“. Rauch ist Generalsekretär der Superiorenkonferenz, die jetzt ihren Mehrheitsanteil an den steirischen Versicherer abgibt.

Namhafte Beteiligungen der GraWe

Auf rund 4 Mrd. Euro kommen heute die Bankbeteiligungen der GraWe. In der Vermögensverwaltung hält sie vor allem über die Capital Bank bei einem Kundendepotvolumen von rund 13 Mrd. Euro. Zur GraWe-Bankengruppe gehören heute die Bank Burgenland, die Capital Bank, die Brüll & Kallmus Bank, die Sopron Bank Burgenland und die Security KAG.

Kernaktionäre der Kirchenbank waren bisher mit knapp 54 Prozent Ordensgemeinschaften. Die GraWe hat nun einmal die Übernahme dieses Pakets fixiert. Verkäufer ist die „Communitas Holding“. Das ist eine Holding im Eigentum der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften. Mit dem - bisher nicht genannten, aber auf rund 150 Mio. Euro geschätzten - Verkaufserlös wollen die Orden eigene Sozial-, Bildungs-, Gesundheits- und Kulturprojekte finanzieren.

Übernahme weiterer Anteile erwartet

Weitere 31 Prozent halten noch andere kirchliche Einrichtungen in Österreich, unter den größeren Teilhabern ist dabei das Stift Göttweig und die Erzdiözese Wien. Ein Teil der Anteile gehört auch der Familie des ehemaligen Kirchenbankiers Josef Melchart. In der Bankenbranche wird davon ausgegangen, dass die GraWe über kurz oder lang auch die restlichen Anteile der Bank mit derzeit rund 100 Mitarbeitern und zuletzt (2013) rund 712 Mio. Euro Bilanzsumme übernehmen wird.

Christian Jauk, Chef der GraWe-Bankengruppe, hieß am Dienstag das renommierte Bankhaus Schelhammer & Schattera in der Familie willkommen. Name und Traditionsstandort der Bank in der Wiener City blieben erhalten. Er sieht in der Neuerwerbung eine „ideale Ergänzung“ für die bisherige Gruppe.

Anpassung aber keine Restrukturierung

In den Augen von GraWe-Chef Othmar Ederer passt die Bank „recht gut in unsere Bankengruppe“. Es werde „Anpassungsprozesse“ geben, aber keine Restrukturierungen. Dies sei eine Aufgabenstellung, aber die werde man gut bewältigen. Für weitere Bankenzukäufe gebe es keine Pläne, sagte Ederer heute.

Vergangenheit ist für die GraWe die einstige Beteiligung an der Hypo Alpe Adria. Der 20-Prozent-Anteil wurde bei der Hypo-Notverstaatlichung um einen Euro an die Republik abgetreten. In den Balkan-Ländern ist die GraWe ein „Produktpartner“ der dortigen Hypo-Alpe-Adria-Banken.

Die Südosteuropabanken der Hypo werden gerade an den US-Fonds Advent verkauft. Damit soll sich für die GraWe-Kooperationen möglichst nichts ändern. „Wir werden klarerweise versuchen, diese Vertriebskooperationen weiterhin aufrechtzuerhalten“, sagte Ederer heute zur APA.

religion.ORF.at/APA