Schönborn: Mehr Zivilcourage gegenüber Obdachlosen

Zu mehr Zivilcourage gegenüber Notleidenden im eigenen Umfeld hat Kardinal Christoph Schönborn aufgerufen. Caritas-Generalsekretär Schwertner sprach sich angesichts des Vorfalls zu mutigerem Einsatz für Notleidende aus.

Zu mehr Zivilcourage gegenüber Notleidenden im eigenen Umfeld hat Kardinal Christoph Schönborn aufgerufen. In seiner Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“ (Freitag-Ausgabe) erinnerte er an jenen Mann, der in der Nacht von Weihnachten auf den Stephanitag in einem Wiener U-Bahn-Lift gestorben war und erst nach fünf Stunden, von Kontrollorganen und Passanten unbeachtet, von einer Reinigungskraft entdeckt wurde. „Vielleicht hilft uns der traurige Tod dieses Mannes, weniger herzlos durch unseren Alltag zu gehen“, so der Wiener Erzbischof.

Niemand habe den Notruf betätigt, geholfen oder Hilfe gesucht, und alle Passanten seien einfach über den da Liegenden hinweggestiegen, hielt Schönborn fest. Statt Schuldige zu suchen, sei der „schockierende Fall“ jedoch Anlass zur Frage, ob man selbst besser gehandelt, hingeschaut und Mitleid gehabt oder aber sich angewidert abgewendet hätte. „Hätte ich es eilig gehabt und mir gesagt: Was geht mich das an? Für diese ‚Sandler‘ haben andere zu sorgen, der Staat, die Fürsorge, die Caritas, aber sicher nicht ich!“, schrieb der Kardinal.

„Unterlassungen schlimmste Sünden“

Nicht böse Taten, sondern Unterlassungen seien die schlimmsten Sünden, so Schönborn mit einem Verweis auf Aussagen Jesu. "Sie sind das Zeichen, dass unsere Herzen hart oder stumpf geworden sind. Der Erzbischof erinnerte an dieser Stelle an die Einrichtung des Caritas-Kältetelefons (01/480 45 53). Diese im Handy eingespeichert zu haben, könne im Winter Leben retten.

Auch der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner rief angesichts des Vorfalls zu mutigerem Einsatz für Notleidende auf. Sich bloß zu empören über das Vorbeigehen und Wegsehen sei zu wenig, „denn dadurch verändern wir ehrlich gesagt reichlich wenig“, so Schwertner via Facebook-Eintrag. Er appellierte dazu, Erste-Hilfe-Kurse zu machen und „lieber einmal zu oft“ die Rettung oder das Caritas-Kältetelefon anzurufen. „Seht hin, auch wenn es euch graust“, so Schwertner, denn Hilfe und Aufmerksamkeit seien nie falsch.

Der Verstorbene sei obdachlos gewesen, 58 Jahre alt und sein Name Stanislaw, so der Generalsekretär der Wiener Caritas, in deren „zweiter Gruft“ im 18. Bezirk der Mann regelmäßig übernachtet, gegessen und geduscht habe. An diesem Ort würden Menschen offene Ohren finden und menschlich behandelt - „nicht wie sonst nur wie Dreck“, erklärte Schwertner.

religion.ORF.at/KAP

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