Religionsvertreter verfassten bei Fischer Erklärung

Bundespräsident Heinz Fischer hat angesichts der Anschläge in Paris die Oberhäupter der größten Religionsgemeinschaften in Österreich am Dienstag zu einem Gespräch in die Hofburg geladen.

Während der knapp einstündigen Sitzung wurde eine gemeinsame Erklärung verfasst, wie man auf die Bedrohung des religiös motivierten Terrorismus reagieren solle, und diese danach gemeinsam bekannt gegeben. Insgesamt acht Punkte umfasst das Statement der Religionsvertreter, darunter Kardinal Christoph Schönborn, der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg.

Zur Bekanntgabe waren auch die beiden Minister Josef Ostermayer (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) in der Hofburg erschienen. Nicht nur die „Abscheu“ über die in Frankreich begangenen Verbrechen wurde festgehalten. Auch bekannten sich alle Religionsvertreter zu der in Österreich gepflogenen Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Prinzipien.

Bildungs- und Integrationspolitik gefordert

Die Religionsvertreter forderten neben sicherheitspolitischen Antworten auch darüber hinaus gehende Maßnahmen auf die Anschläge in Paris. Diese müssten insbesondere auch Bildungspolitik und Integrationspolitik umfassen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die am Dienstag während eines Gesprächs bei Bundespräsident Heinz Fischer verfasst wurde.

(V.l.n.r.): Evang. Bischof Bünker, Oberrabbiner Eisenberg, Bundespräsident Fischer, IGGiÖ-Präsident Sanac, Kardinal Schönborn, Superintendent Pöll und Erzpriester Nikolitsis

APA/Herbert Neubauer

(V.l.n.r.): Evang. Bischof Bünker, Oberrabbiner Eisenberg, Bundespräsident Fischer, IGGiÖ-Präsident Sanac, Kardinal Schönborn, Superintendent Pöll und Erzpriester Nikolitsis

Für die Vertreter der größten Glaubensgemeinschaften in Österreich sei nun „Klugheit und Verantwortungsbewusstsein“ besonders in der aktuellen Situation wichtig, heißt es zu Beginn der Erklärung. Gleichzeitig betont man darin die „Solidarität mit den Opfern und deren Angehörigen“ von Paris und spricht eine „Warnung vor weiterem Blutvergießen“ aus: „Es gibt kein Anliegen der Welt, schon gar kein religiöses Anliegen, dem man mit Mord und Totschlag dienen oder nützen kann.“

„Werte und Prinzipien, die über Jahrhunderte hinweg erarbeitet und entwickelt wurden, wie Menschenwürde, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, kann der Fanatismus irregeleiteter Menschen auch mit Gewalt und Terror nicht aus der Welt schaffen“, heißt es weiter in der Erklärung. Weiter wird darin betont, dass in Österreich Staat und Kirche getrennt seien, das aber kein Hindernis dafür sei, bei der Abwehr von Terror sowie bei der Verteidigung von Demokratie, Menschenwürde und Menschenrechten zusammenzuarbeiten.

Zusammenarbeit aller Glaubensgemeinschaften

Außerdem hielten die Religionsvertreter fest, dass bei den Terroranschlägen in Frankreich Christen, Juden, Muslime, sowie „vielleicht auch Menschen ohne religiöse Bindung“ ums Leben gekommen seien, weswegen auch darum die Zusammenarbeit aller Glaubensgemeinschaften wichtig sei. „Meinungsfreiheit und der Respekt vor dem, was anderen Menschen heilig ist, sind hohe Rechtsgüter, die ebenso gut nebeneinander existieren können wie Meinungsfreiheit und der Schutz vor Verleumdung und Beleidigung“, heißt es in einem weiteren Punkt der Erklärung.

Auch das gemeinsame Bekenntnis von Christen, Juden und Muslimen zum Rechtsstaat betonen die Oberhäupter in ihrer Erklärung, in der festgehalten wird: „Bibel, Thora und Koran sind Bücher der Liebe, nicht des Hasses.“ Neben Kardinal Schönborn, IGGiÖ-Präsident Sanac und Oberrabbiner Eisenberg nahmen an dem Treffen außerdem noch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, Erzpriester Ioannis Nikolitsis für die christlich-orthodoxen Kirchen, Caritas-Präsident Michael Landau und Superintendent Lothar Pöll als Vorsitzender des Ökumenischen Rates teil.

Für Respekt und Meinungsfreiheit

Sanac bedankte sich nach dem rund einstündigen Gespräch bei Fischer für die „starke Unterstützung in der Krisensituation“ und erinnerte daran, dass Terrorismus nicht nur ein Problem der Muslime, sondern eines der gesamten Menschheit sei. Und: „Terrorismus produziert auch Gegenterrorismus.“ Schönborn appellierte an den gegenseitigen Respekt und betonte, dass die österreichische Verfassung sowohl die Meinungsfreiheit und jene der Kunst, als auch Religionsfreiheit schütze.

Oberrabbiner Eisenberg betonte indes, dass die Verärgerung über die Bundesregierung, die bei einer Gedenkveranstaltung die jüdischen Opfer bei der Geiselnahme in einem koscheren Supermarktes nicht erwähnt hatten, mittlerweile ausgeräumt sei - mehr dazu in Offener Brief: Fehlendes Gedenken jüdischer Opfer.

religion.ORF.at/APA

Mehr dazu: