KAICIID: Metropolit sieht „Brückenbaufunktion“

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Paris, Emmanuel Adamakis, hat am Mittwoch in der „Kronen Zeitung“ das umstrittene Abdullah-Zentrum (KAICIID) verteidigt. Adamakis ist Direktoriumsmitglied des KAICIID.

„Wir verurteilen Gewalt in jeder Form, und absolut auch Gewalt, die im Namen von Religionen ausgeübt wird“, so der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Er wolle das Zentrum als Mediator und Brückenbauer verstanden wissen. „Wir sind eine sehr junge Organisation, die der Menschheit dienen will, damit unsere Kinder eine bessere Zukunft haben“, sagte er gegenüber der „Kronen Zeitung“.

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Paris Emmanuel Adamakis

Reuters/Lionel Bonaventure

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Paris Emmanuel Adamakis

Das Schaffen von Netzwerken und Freundschaften sei der einzige Weg, Mauern niederzureißen, erklärte Adamakis bei einem Besuch in Wien: „Jeder Dialog ist für sich genommen schon ein Erfolg.“ Man könne die Welt nur verändern, wenn man auch an die Möglichkeit der Veränderung glaube. Er selbst glaube an diese Möglichkeit und erhoffe sich eine Welt, in der Frauen und Männer in Frieden miteinander leben können, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Religion und ihrem Geschlecht.

„Islam braucht keine Terroristen“

Auf die Attentate in Paris angesprochen, sagte er: „Wer mordet, gehört keiner Religion an. Und der Islam und Mohammed brauchen keine Terroristen.“ Terror würde Religionen zerstören, Religionen aber sollten verbinden.

KAICIID-Sprecher Peter Kaiser sagte unterdessen am Dienstag im Gespräch mit der APA, das Zentrum werde auf das Ultimatum von Bundeskanzler Werner Faymann, sich klar von Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien zu distanzieren, nicht reagieren. Kaiser verwies in einem Gespräch mit der APA und der „Wiener Zeitung“ darauf, dass das KAICIID ein Ort des Dialogs und nicht das UNO-Menschenrechtskommissariat sei.

Gegen „Einmischung in innere Angelegenheiten“

„Für das Abdullah-Dialog-Zentrum spreche ich das aus, was das ‚Board of Directors‘ beschließt. Dieses verurteilt jede Form der Gewalt, ist aber gegen eine Einmischung in innere Angelegenheiten von Staaten“, so Kaiser. Dazu würden auch juristische Urteile wie jenes gegen den kritischen Blogger Raif Badawi zählen.

Kaiser verwies in diesem Zusammenhang auf eine Aussendung des Zentrums vom Montag, wo es heißt, dass das KAICIID „jede Art von Gewalt - wann, wo und wie immer sie auftritt und durch wen auch immer sie ausgeübt wird, verurteilt“. Der Blogger Badawi war zu 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden. 50 davon bekam er bereits, weitere 50, die für vergangenen Freitag angesetzt waren, wurden verschoben und sollen diesen Freitag nachgeholt werden.

Die Causa schlägt innenpolitisch hohe Wellen, zumal Faymann den Ton gegen das Zentrum und gegen Riad in den vergangenen 48 Stunden deutlich verschärfte. Österreich, so die Forderung des Kanzlers, solle als einer der Gründerstaaten bis März aus dem Zentrum aussteigen, wenn es keine klare Stellungnahme aus dem KAICIID gebe. Zuvor hatten sich Bundespräsident Heinz Fischer und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) gegen eine Schließung des KAICIIDS ausgesprochen. Sie forderten nach dem Rücktritt der umstrittenen Vize-Generalsekretärin, Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, einen „Neustart“.

Besuch beim Weltkirchenrat

Anerkennung erfuhr das KAICIID zuletzt durch den Weltkirchenrat (ÖRK), wo die Leitung des Zentrums vor einer Woche mit Generalsekretär Pastor Olav Fykse Tveit zusammentraf. Die ÖRK-Dialogverantwortliche Clare Amos sagte, dass die ÖRK-Mitarbeiter bereits in zahlreichen Gebieten angefangen hätten, mit dem KAICIID zusammenzuarbeiten - insbesondere für Anliegen im Zusammenhang mit dem Nahen Osten. „Ich hoffe, dass dieser Besuch uns anspornen wird, weitere fruchtbare Arbeitszweige und Partnerschaften zwischen ökumenischen Organisationen und dem KAICIID zu finden, und so zu unseren jeweiligen Zielen beizutragen“, fügte sie hinzu.

religion.ORF.at/KAP

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