„Plattform Christen und Muslime“ verurteilt PEGIDA

Die „Plattform Christen und Muslime“ wendet sich entschieden gegen den Versuch der PEGIDA-Bewegung, nun auch in Österreich – wie es heißt – „Unruhe zu stiften“.

„Das Schüren von Angst und Aggression auf der Basis von Halbwahrheiten und Ressentiments ist ein Angriff auf den solidarischen Zusammenhalt der Gesellschaft“ schreibt die „Plattform Christen und Muslime“ in einer Aussendung.

PEGIDA als Affront gegen Religion

Der Islam mit seiner mehr als hundertjährigen Geschichte in Österreich habe nichts mit den Gewalttaten islamistischer Terroristen zu tun. Das „christliche Abendland“, das PEGIDA zu verteidigen vorgibt, sei längst weitgehend säkularisiert. Somit sei diese Bewegung ein Affront gegen Religion überhaupt und ignoriere die Tatsache, dass die christlichen Konfessionen immer wieder zum respektvollen Dialog mit dem Islam aufriefen, heißt es weiter.

Polizeiautos vor der Karlskirche

APA/Roland Schlager

1.200 Polizisten sichern die beiden Demonstrationen in Wien

Was heute dringend notwendig sei, sind Beispiele verständnisvollen Zusammenlebens und gemeinsamen Auftretens gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit sowie Aktionen der Begegnung und Vertrauensbildung. Muslime und Christen müssten mehr voneinander wissen, um Vorurteile abzubauen, fordert die „Plattform Christen und Muslime“.

In der Praxis des friedlichen Zusammenlebens erweise sich eine große Übereinstimmung unter den Angehörigen verschiedener Religionen und Traditionen. PEGIDA-Aufmärsche dienten dem Hass, nicht dem Frieden, schließt die „Plattform Christen und Muslime“ ihre Aussendung.

1.200 Polizisten bei PEGIDA- und Gegendemonstration

Die Polizei wird heute Abend mit 1.200 Beamten die erste PEGIDA-Kundgebung und die Gegendemonstration in der Wiener Innenstadt begleiten. Zu der rechten PEGIDA-Kundgebung werden nach Angaben der Polizei etwa 250 bis 300 Teilnehmer erwartet, die Gegendemonstranten rechnen nach eigenen Angaben mit einigen tausend Teilnehmern.

Die Polizei will bei ihrer Taktik vom vergangenen Freitag bei den Kundgebungen gegen den FPÖ-Akademikerball bleiben. Man habe gute Verbindungen zu den Organisatoren der beiden Demonstrationen und werde wieder über soziale Medien wie Facebook und Twitter kommunizieren, kündigte ein Polizeisprecher gegenüber der APA an.

Start im Museumsquartier und auf der Freyung

Die Kundgebung der PEGIDA startet um 18.30 Uhr bei der Freyung. Laut Polizei führt die Route über den Graben und den Kohlmarkt zum Michaelerplatz und über die Herrengasse wieder zurück zur Freyung.

Treffpunkt der Gegendemonstration, die ebenso wie die Anti-Akademikerball-Demos von der Offensive gegen Rechts gemeinsam mit einigen anderen linken Gruppierungen organisiert wird, ist um 16.00 Uhr beim Museumsquartier.

Die Route führt über den Ring und die Kärntnerstraße zum Stephansplatz, wo die Abschlusskundgebung geplant ist. Die beiden Demonstrationszüge sollten sich damit nicht in die Quere kommen, wenn alle auf ihren Routen bleiben. Wenn nicht, würde die Polizei einschreiten, weil die angezeigten Versammlungen nur für die angegebenen Routen gelten, erläuterte ein Polizeisprecher. Von etwaigen Blockadepunkten der Gegendemonstranten, wie am vergangenen Freitag, ist der Polizei nichts bekannt.

Bezirksvorsteherin würde Organisatoren zur Kasse bitten

City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel äußerte ihre Hoffnung, dass die Polizei auch heute Abend Ausschreitungen verhindern kann. Dass die Innere Stadt wiederum zum Schauplatz von Demonstrationen wird, und die Vereinsbehörde dies auch zulässt, ist für Stenzel „im Prinzip zu hinterfragen, denn die Örtlichkeiten, aber auch der Zeitpunkt von Demonstrationen sind eine Frage des Ermessens“.

Überlegt werden sollte nach Ansicht Stenzels auch, nach dem Vorbild von Genf die Organisatoren von Demonstrationen für etwaige Schäden - unabhängig davon, ob sie diese verursacht haben - zur Kasse zu bitten.

Hoffen auf einmaliges „Schauspiel“

Die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Tanja Windbüchler, betonte zwar das Recht der PEGIDA, auf die Straße zu gehen, sie hofft aber, dass dies in Wien ein „einmaliges Schauspiel“ bleibe. Es sei nach dem Anschlag auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ „höchst bedenklich“, dass Menschen auf die Straße gehen und „schreien, der Islam ist schuld am Leid dieser Welt“, meinte Windbüchler am Rande einer Pressekonferenz.

Auch die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Carla Amina Baghajati, äußert die Hoffnung, dass sich aus PEGIDA in Österreich kein ernst zu nehmendes Phänomen entwickeln wird. „Hass und Ausgrenzung sind nie ein Rezept, um eine Gesellschaft in ihrem Wir-Gefühl zu stärken“, meinte Baghajati in einer Aussendung. „Die aggressive und menschenfeindliche Rhetorik heizt diffuse Ängste in der Bevölkerung an, um sich dann in islamfeindlichen radikalen Parolen zu ergehen.“

Für das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) dient PEGIDA in Österreich Rechtsextremen und Neonazis als „Tarnmantel“, um „endlich wieder einmal auf der Straße Präsenz zu zeigen“. Auch die Offensive gegen Rechts verwies darauf, dass hinter PEGIDA Wien bekannte Rechtsextreme stünden.

religion.ORF.at/APA

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