GB: Kirchenprotest gegen Votum für „Drei-Eltern-Babys“

Das britische Unterhaus hat am Dienstag ein neues reproduktionsmedizinisches Verfahren freigegeben, das unter dem Schlagwort „Drei-Eltern-Babys“ bekannt geworden ist. Kirchen orten „ernstzunehmende ethische Bedenken“.

Bei der vom Parlament mit großer Mehrheit genehmigten Methode wird bei einer befruchteten Eizelle eines Elternpaares die mitochondriale Erbsubstanz der Frau durch die einer anderen weiblichen Eizelle ersetzt. Das Baby hätte damit die DNA von drei Menschen: dem Vater und zwei „Müttern“. Die britischen Kirchen kritisierten die Entscheidung.

Die katholische Bischofskonferenz von England und Wales wiederholte ihre Proteste und sagte, dass bislang kein anderes Land die Methode freigegeben habe. Es gebe „ernstzunehmende ethische Bedenken“ gegen das Verfahren, das „die Zerstörung eines menschlichen Embryos als Teil des Prozesses“ voraussetze. Ein menschlicher Embryo sei ein neues menschliches Leben und dürfe nicht als „frei verfügbares Material“ behandelt werden.

Zerstörung von Embryonen

Ähnlich äußerten sich die schottischen Bischöfe. Um einen krankheitsfreien Embryo zu konstruieren, müssten zwei gesunde Embryonen zerstört werden, sagte Bischof John Keenan von Paisley. Eine solche Technik sei keine Behandlung: „Sie heilt nichts und niemanden; eher versucht sie, jeden, der von bestimmten Umständen betroffen ist, aus dem Genpool zu entfernen.“

Die anglikanische Staatskirche von England hatte bereits im Vorfeld weitere ethische und wissenschaftliche Studien verlangt, um die Folgen des Verfahrens abschätzen zu können. „Ohne ein besseres Verständnis darüber, welche Rolle die Mitochondrien bei der Weitergabe von Erbeigenschaften haben, hält die Kirche eine entsprechende gesetzliche Regelung zur jetzigen Zeit für unverantwortlich“, hieß es.

Vererbung von Gendefekten verhindern

Befürworter der Methode führen ins Feld, dass die Mitochondrien als Kraftwerke in der menschlichen Erbsubstanz - außerhalb des Zellkerns gelegen - keine charakterbildenden Erbinformationen enthalten würden. Durch das Verfahren könne erreicht werden, dass Gendefekte, die schwere Erbkrankheiten verursachen oder mitunter eine Geburt unmöglich machen, nicht weitergegeben werden.

Medienberichten zufolge kommt jedes 200. Neugeborene in Großbritannien mit einer schweren Erberkrankung zur Welt, die auf einen Defekt bei den Mitochondrien zurückzuführen ist. Derzeit haben demnach rund 2.500 Britinnen das Risiko, eine defekte Mitochondrien-DNA weiterzugeben. Die Erlaubnis des Parlaments beschränkt sich auf Eltern, bei denen der Gendefekt nachgewiesen wurde - gegenwärtig einige Dutzend Paare in Großbritannien. Am 23. Februar stimmt das Oberhaus ab; dessen Zustimmung gilt als sicher. Die ersten „Drei-Eltern-Babys“ könnten dann im Herbst 2016 zur Welt kommen.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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