Schüller: Abberufung von Schweizer Pfarrer inakzeptabel

Die österreichische Pfarrer-Initiative hält die bischöfliche Abberufung des Schweizer Pfarrers Wendelin Bucheli, der im Herbst 2014 ein lesbisches Paar gesegnet hat, für besorgniserregend und unannehmbar.

Helmut Schüller, Sprecher der Initiative, schrieb in einer Presseaussendung vom Dienstag: „Die vom Churer Bischof angeordnete Demission ist eine völlig inakzeptable Strafe. Sie trifft nicht nur den Pfarrer, sondern auch das gesegnete Paar und alle homosexuellen KirchenbürgerInnen. Hier werden wieder einmal Türen zu Menschen zugeschlagen, die ihren Weg mit Gott und der Kirche gehen möchten. Mit den Signalen des Papstes und der bischöflichen Synode zu Ehe und Familie ist dieser Schritt wohl nicht zu vereinbaren.“

Mit Schweizer Pfarrei-Initiative solidarisch

Damit zeigt sich die Pfarrer-Initiative solidarisch mit ihren Kollegen von der Schweizer Pfarrei-Initiative. Diese hatten am Montag zusammen mit weiteren katholischen Verbänden im Rahmen der Allianz „Es reicht!“ ihre Empörung zum Ausdruck gebracht. In einer Erklärung würdigten sie die Arbeit des Seelsorgers, der sich „gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen durch die Kirche“ ausgesprochen habe.

Helmut Schüller

APA/Helmut Fohringer

Helmut Schüller

Im Oktober 2014 hatte der Pfarrer der Urner Gemeinde Bürglen, Bucheli, einem lesbischen Paar den Segen erteilt und damit weit über die Landesgrenze hinaus Schlagzeilen ausgelöst. Befragt nach seiner Motivation, erklärte Bucheli im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ): „Heutzutage werden Tiere, Autos und sogar Waffen gesegnet. Warum soll man nicht auch ein Paar segnen, das seinen Weg gemeinsam mit Gott gehen möchte?“

Pfarre probt den Aufstand

Die Pfarrgemeinde wehrt sich gegen die Abberufung ihres Pfarrers durch den als sehr konservativ bekannten Bischof Vitus Huonder. Bucheli teilte laut der Schweizer Nachrichtenagentur SDA am Dienstag mit, er werde dieser Aufforderung nicht nachkommen und nicht, wie vom Bischof gewünscht, in eine andere Diözese wechseln. Er wird dabei vom Kirchenrat der Gemeinde Bürglen unterstützt. Am 26. Februar soll es zu dem Thema eine außerordentlichen Versammlung in der Pfarrgemeinde geben.

Die Pfarrer-Initiative ist eine österreichweite Bewegung katholischer Priester und Diakone, die sich für eine offene Diskussion über die drängenden Fragen und Probleme der römisch-katholischen Kirche einsetzt. Ihre Ziele sind laut eigener Definition „lebendige Gemeinden, zeitgemäße Kirchenstrukturen und eine glaubwürdige Weltkirche, die den Dienst am Menschen in den Mittelpunkt stellt“. Gegründet im April 2006 durch neun Priester, verzeichnet die Pfarrer-Initiative nach eigenen Angaben heute mehr als 430 Mitglieder aus den Reihen der römisch-katholischen Kirche, rund 3.100 Laien unterstützen die Reformbewegung um Pfarrer Schüller.

Bischof weist Kritik zurück

Die in der Schweiz laut gewordene Kritik an der Entscheidung wies Lausannes Bischof Charles Morerod zurück. Zwar könne er keine definitive Aussage machen, weil er die Umstände nicht kenne, unter denen das Paar gesegnet worden sei. „Ich denke trotz allem, dass ich keine andere Wahl gehabt und auf die gleiche Weise wie Bischof Huonder reagiert hätte.“ Ein gleichgeschlechtliches Paar zu segnen, sei aufgrund der Lehre der katholischen Kirche nicht möglich, richtete die Diözese Chur zu der Causa bereits am Sonntag aus.

„Noch nichts ist entschieden, nicht einmal die Bestätigung der Rückkehr von Pfarrer Bucheli in die Diözese Lausanne-Genf-Freiburg“, sagte hingegen die Lausanner Diözesansprecherin Laure-Christine Grandjean am Dienstag gegenüber dem offiziellen Schweizer katholischen Nachrichtenportal „kath.ch“. Zunächst gehe es vor allem darum, dass sich Morerod und Bucheli treffen. Auch die Diözese Chur ließ am Dienstag verlauten, dass als nächstes Bischof Morerod mit Pfarrer Bucheli Kontakt aufnehmen werde. „Das ist vom Ablauf her so vorgesehen“, so Huonders Sprecher Giuseppe Gracia in einer Medienmitteilung.

religion.ORF.at/KAP

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